Trocken. Dürr.

Wer trocken kommuniziert, praktiziert keine blumenreiche oder missverständliche Rhetorik, meint man.

Wer trocknen Wein bevorzugt, mag ihn trotzdem flüssig aber nicht süß.

Die trockene Antwort auf den unerfüllbaren Wunsch ist „nein“.

Nur sehr Böse oder Dumme glauben, dass die Hochwasser im Süden des Landes eine Kompensation für das Ausbleiben des Regens im Nordens sind.

Überhaupt ist Trockenheit ein Schlüsselbegriff für die Klimawende, ein Wort, das Menschen verstehen, die ansonsten das klimabedingte Ende der Menschheit in zehntausenden von Jahren vermuten wollen, um mit ihren Enkeln nicht darüber reden zu müssen. Trocken ists, trocken wirds. Die vertrocknete Liebschaft höheren Alters reicht gerade noch für genderkritische Belletristik verständiger RatgeberInnen. Also kein dürftiger Begriff, wie beim Dry Gin, dessen Gegenstück pink ist.

Nun ist die Trockenheit real, sie breitet sich aus, sie kann ein wenig gemildert, aber nie mehr beendet werden, schon gar nicht mit der halbherzigen Politik. Weil man das weiß, also weil alle das wissen können, warum geht die Politik kontrafaktisch dagegen vor? Warum redet die Koalition von Kompromiss, wenn sie beschleunigte Annäherung an das Klimasterben betreibt. Beschleunigung und Verlangsamung sind die ideologischen Instrumente um das Volk zu beruhigen.

Die Kompromisse können nicht beruhigen. Sie leiten nur die widerständigen Gegenströmungen um, an den Flussbetten des geordneten Pragmatismus vorbei in schwierigem, aber nicht kontrolliertem oder schwer zu beherrschendem Gelände. Früher nannte man das höflich anarchisch, um es von chaotisch abzugrenzen, aber es ist weder noch. Es ist der in der unvollkommenen Demokratie angezeigte Gegenzug zum Pragmatismus als Religion derer, die an der Macht sind und bleiben wollen. Vorsicht, werte LeserInnen: „pragmatisch“ muss und kann Politik fast immer sein, auch Kompromisse können pragmatisch sich verwirklichen, wo die polarisierten Forderungen sonst beide Verlierer gewesen wären. Aber wenn der Kompromiss letztlich die Fortschrittsvariante verhindert, dann muss er unterlaufen, untergraben werden. Wenn die Klimapolitik die 1,5° verhindert, wenn die Asylpolitik die Menschenrechte aushöhlt, dann sind die gefundenen Kompromisse Kapitulation vor dem einem, dem falschen negativen Extrem. Ich behaupte nicht, dass wir ohne weiteres das andere, das richtige Extrem durch Mehrheitsentscheidungen erreichen können müssen, aber der pragmatische Kompromiss ist keiner.

Das sagt sich leicht, ich weiß. Aber macht den Test, formuliert das Gegenteil. Man kann die Asylpolitik, die Klimapolitik auch anders machen. Dazu muss man nicht über die Ziele feilschen, sondern die Demokratie verbessern. Fast „griechisch“ mutet es an, wenn Herrschaft den Zweck hätte, das Leben der Menschen besser und lebbarer zu machen. Aber ohne philosophische Klauseln: unser Wohlstand wird geringer werden müssen, wir werden multiethnisch mit Menschen, die wir aufnehmen müssen, zusammenleben müssen, mit denen es vielleicht auch nicht so harmonisch geht, wie man es wollen sollte. Nur der Pöbel sagt: da sind wir dagegen. Und der alte saturierte Zyniker sagt, na und?

müssen, müssen, müssen. Wo Politik das Volk nicht als Initial hat, sollte sie es dazu bringen, die richtige Variante zu lernen und anzuerkennen, nicht umgekehrt. Das wäre demokratischer, als mit guten Worten die Menschen ins Verderben ihrer Kinder laufen zu lassen (2,5°) und am Rand der Festung Europa die Tradition der Lager weiter zu betreiben.

Hinterlasse einen Kommentar