Klima reicht nicht

Langweilig? Bekannt? Jeder weiß, was „man“ zum Klima zu wissen hat, wohin die jetzige Nichtpolitik führt, und was unseren Kindern und Enkeln droht. Jeder weiß das, was viele verdrängen können. Die blöden Klimaleugner sind gar nicht die Mehrheit, die Verdränger sinds und diejenigen, die Hoffnung und Zuversicht verwechseln.

In Zeiten des Kriegs wie diesen kann man sich gut, auch öffentlich, vor der Klimadebatte drücken und über Krieg&Frieden reden. Man kann spenden, sich aufregen oder besorgt beobachten, wie alles, aber auch fast alles, die Rechtsradikalen – Faschisten, Nazis, Terroristen – stärkt (wartet bitte auf den nächsten Blog. Danke).

Was das Klima und unsere Politik mit den Flüchtlingen zu tun hat, ist in der konkreten Wirklichkeit gar nicht so kompliziert, aber es greift fast alle Sicherheiten und Wahrheiten an, die unsere Gesellschaft so meno male zusammengehalten haben. Wenn man handeln muss, und das Problem keine wirkliche Lösung hat, muss man eine schwächere, schlechtere, vielleicht unerträgliche Lösung wählen. Das gilt für die Flüchtlinge, nicht fürs Klima. Klingt abstrakt, ist es aber nicht. Klimapolitik muss hier und darüber hinaus schneller, besser und zu Lasten partikulärer Verhaltens- und Lebensstilmuster getan werden. Das kann schmerzen, auch ärgern, aber in der Demokratie muss es aushaltbar sein (wie nach dem Krieg Hunger im Frieden aushaltbar war, für die Meisten). Flüchtlingspolitik in Zeiten des Klimawandels, in Zeiten des Kriegs, in Zeiten des sich ausbreitenden Faschismus auch in unseren Verbindungen, ist nicht „linear“ lösbar, d.h. es gibt keine konkrete Lösung, die das Problem kurzfristig, radikal und messbar verkleinert, den rechtlichen und ethischen Grundprinzipien genügt, ökonomisch leistbar ist und sich zugleich gegen die Erpressungen wehrt, konkret Widerstand leistet. Ob und wie der Gewalt anwenden kann, darf, soll, muss, ist eine politische Frage, die mit der Antwort auch die Demokratie schützen und erweitern sollte.

Ich bin zur Zeit im Hochgebirge. Nach dem Tag des Bergsteigens und Ausblicks und vor dem guten Abendessen reichen 20 Minuten TVNachrichten zu diesen Themen, um die Frage nach dem Widerstand mit beidem, Klima und Flüchtlingen, zu verbinden. Beispiel: wir sind auf den Tauernpass zwischen dem Ahrntal und Krimml gegangen, und auf die Birnlücke, die auch zum Krimmler Tal führt. Über beide Pässe sind die deutschen Wehrmachtsoldaten 1945 zurückgeflutet ins Reich und danach, und im Jahr darauf sind viele Flüchtlinge, vor allem jüdische, über die Pässe nach Italien gekommen, um von dort nach Palästina weiter zu ziehen. Die Geschichte habe ich genauer studiert, jetzt sehe ich aber noch etwas anderes: Steinlawinen, Muren, Starkregen haben die ohnedies komplizierte Landschaft teilweise sehr verwüstet, und im Bewusstsein überlagern sich die beiden Probleme, die Flüchtlinge damals, die Umweltkrise heute, zu einem Bild, das im Bewusstsein noch nicht verfestigt ist (Tradition, Geschichtsbewusstsein etc.). Man denkt also beides zugleich und doch getrennt.

Die Abendnachrichten am 21.9. haben gereicht, um die eigene Wahrnehmung, woran man was anknüpfen kann, um die Haftung nicht zu verlieren, herauszufordern. Natürlich macht die Freiheit des Urlaubs viele Überlegungen weniger gezwängelt, aber auch grenzüberschreitend. Klima, Flüchtlinge und der Krieg. Diese Themen und Probleme in sich zu vereinen, erfordert auch Anstrengungen, die Resilienz zu verstärken, auch die Blödheiten und Mickrigkeiten der tatsächlichen Politik nicht zum aufgebrausten Abwenden zu missbrauchen, sondern wahrzunehmen, dass der Widerstand gegen das Große, auch angesichts des Faschismus in situ, sich immer auch im Kleinen auszahlt. Nur mit der Währung müssen wir vorsichtig sein. Das ist auch eine Frage von Bildung, von Kommunikation, vom Infragestellen dessen, was schon lange unvereinbar ist, wenn es das je war.

Das bezieht sich u.a. darauf, dass Zuversicht eben nicht Hoffnung ist, und empirisch – in diesem Fall politisch – sein muss: wir müssen handeln!, während Hoffnung ja jenseits der berechenbaren Aktionen eine andere Wirklichkeit anstrebt, und auch politisch zum Handeln bringt, worin sich die Zuversicht ändern wird. Gar nicht so kompliziert, man kann es bei Bloch im Prinzip Hoffnung genauer studieren, aber dafür reicht es einmal, sich nicht auf Meinung und Beobachtung zurückzuziehen. Man kann auch sagen, ohne uns geht es nicht. Das ist kein Kompliment.

Ewiger Hitler? kein Entkommen

Als Doppelstaatsbürger hab ich es mal leichter, mal schwerer. Den Deutschen im Vergleich zu den Österreichern eine Abwertung zuzusprechen, oder den Österreichern im Vergleich zu den Deutschen. Spöttische Vergleiche können oft tiefernste Wirklichkeiten aufdecken, und wenn es um Wichtiges geht, glaubt man an superbes Kabarett. Nun haben beide Gesellschaften, heute Länder, Nationen, wenn ihr wollt, doch mehr trennende Geschichte als Gemeinsamkeiten (nur noch Einfältige glauben an die gemeinsame „Sprache“). Aber es gibt natürlich auch verbindendes im Schlechten, wie etwa die ständige Präsenz des Dritten Reichs in Politik, Kultur und im Alltagsdiskurs. Dagegen wehren sich nicht nur demokratische Kräfte, aber zum Verschwinden bringen sie damit Hitler und seine Anhänger keineswegs, nicht nur in AfD und FPÖ, nein, viel weitere Schichten sind ergriffen, das ist die generelle Aussage für ein sich faschisierendes Europa, eine zunehmend faschistische globale Entwicklung.

„Wollte Hitler eine Polizeistation in seinem Geburtshaus? fragt im Kulturteil der guten Tageszeitung „Der Standard“ Ernst Langthaler am 12 . September 2023. Langthaler ist Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Kepler-Universität Linz. Diesmal geht es um das Geburtshaus anhand eines Dokumentarfilms „Wer hat Angst vor Braunau?“, von Günter Schwaiger. Kommt einer Polizeistation auf Anordnung des Innenministeriums in das Gebäude, und wollte Hitler selbst das schon 1939? Es wird seit Jahren um den Wallfahrtsort für Alt- und Jungnazis gestritten, natürlich möchte „Niemand“ eine Hitlergedenkstätte, sondern eine demokratische Umkehrung des Gedenkens. Und jedesmal, wenn jemand mit Vorschlag oder Politik eingreift, ersteht nicht nur der Name, sondern die Geschichte.

Hitler ist nicht Niemand „Niemand ist kein einziger Mensch, keiner. Niemand hat angerufen, niemand hat an der Tür geklingelt, niemand hat geöffnet. Bekannt ist die List von Odysseus in der Odyssee, wo er zu dem Polyphem, dem einäugigen Riesen, seinen Namen genannt hat: „Ich heiße Niemand.“ (Wiki).

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Niemand arbeitet sich an Hitler ab, aber fast alle an der Geschichte Hitlers, am Narrativ, immer gestützt durch die mehr oder weniger deutliche Biographie (was kann der Geburtsort dafür…wofür, bitte?). Hitler ist in der Weltsicht von vielen omnipräsent, als ich Schüler war, kannte noch jeder, jeder, seinen Geburtstag. Der hohe demokratische Politiker, gleicher Geburtstag, wurde selten erwähnt.

Solches ist ein Teil voraufgeklärter, blockierter Evolution. Die Omnipräsenz Hitlers eint D und Ö. Anderes trennt, auch, weil Österreich zwei einander negativ gesinnte faschistische Diktaturen hintereinander hatte, während Deutschland sich spalten ließ, und ein Teil eine weitere Diktatur, wie nennt ihr die DDR im Kontext?, erlebte, während der andere Teil sich an der westlichen Freiheit erprobte – und heute, wie viele Demokratien – von der Demokratie ermüdet sind. Bringt die Müdigkeit vielleicht eine praktische, wirklichkeitsnahe Opposition hervor, die richtiges und neues schafft?

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Meine Erbitterung über den um sich greifenden Faschismus ist noch nicht so emotional, als würde ich davon über die Maßen persönlich betroffen. Aber es wird enger. Beobachtet man die österreichische Politik, dann ist sie schon einen Schritt weiter in die Vergangenheiten abgeglitten. 1945 hat ihr das bei den Alliierten geholfen…

Mich würde schon interessieren, wann endlich Schluss ist mit dem ewigen Hitlergedenken? Nicht, weil es mich und unser eins einschließt, nicht, weil es dominant ist. Sondern weil es deutlich macht, wie wenig die zögerliche demokratische Aufarbeitung in Bildung und Kultur von staatlicher Seite bewirkt, das war schon einmal besser…

In einer Welt in der sich nur das Ausmaß und die Wirkung faschistischer Regierungsmacht unterscheiden, aber weniger ihre Struktur muss diese Frage nicht nur erlaubt sein, sondern sich freimachen von der §-Unterwerfung in Presse, Wissenschaft und Kunst.

Armin Thurnher, Begründer des „Falter“ wurde vom österreichischen Presserat gerügt, weil er den FPÖ Politiker im Kontext von dessen menschenverachtender Beschimpfung „Landesunrat“ genannt hat. Auf den ersten Blick eine eher harmlose Aussage. Aber im Kontext zeigt es die Macht der neuen Faschisten, auf Recht UND Kultur, also auch Sprache, Einfluss zu nehmen. (Vgl. Falter 16/23, S. 5). Wenn sich der Presserat hier auf die Menschenwürde beruft, dann ist das wie Ministry of Peace als Kriegsministerium in 1984. Jedenfalls in diesem Fall. Es geht auch anders? Hoffen wir.

Schwarzbraune feste Zelte in der bayrischen Wüste

110 mal hat Söder in Festzelten geredet, höre ich im DLF. Geredet ja, hat er was gesagt?

Nicht an Aiwanger sollte man die Wut auslassen, dass in Bayern die Uhren auf eine Wiederholung der kulturlosen, Gewalt vorbereitenden Volksstimmung zurückgestellt werden. Schon seit Seehofer, Dobrindt, und den Konsorten gewollter, gemütlicher Demokratiefeindschaft. Nicht an Aiwanger und nur bedingt an Söder. Es sind die Bayern.

*

Deutsche anderer Gaue, ihr habt da nicht die Nasen zu rümpfen, Gesichtserker treudeutsch, denn die Rechten sind anderswo auch stark und stark im Kommen. Nur anderswo gibt es nicht nur bei den Parteien, sondern auch im so genannten Volk aktive Opposition gegen rechts. In Bayern hingegen bringen sie nichts fertig, keine Stromtrassen, keine Bahnlinie von Kufstein nach Rosenheim, nur wiederkäuendes Ausblenden der Wirklichkeit. Wer trägt denn den Aiwanger und den Söder von Bierglas zu Bierglas? Ach, die sogenannte Landbevölkerung, in der Hauptstadt der Bewegung schaut das ganz anders aus? stimmt nicht. Der Pöbel schneidet quer zu den Schichten und lassen. Das ist das Schlimme: wenn einer kein Nazi ist, aber die Türen weit für den Pöbel öffnet, damit der im Zweifel für die neuen Nazis stimmt.

Merz unterstützt Söder. Beide hauen auf die Grünen hin, sie haben ja historische Vorbilder in der Gegend. *

Personalisierung ist falsch, wenn die Person das nicht hergibt. Den Bierzeltherzog und seinen Kuhfürsten werdet ihr doch nicht als Anführer des Pöbels charakterisieren, sie sind eher sein Produkt, gestärkt durch das Weghören und Wegschauen der Opposition. Habt ihr eigentlich in den letzten Jahren nicht zugehört, was die Dioskuren da von sich gegeben haben, bei tausenden, ja: tausenden Bierzeltabenden, wo die glasigen Augen sie erst nach oben befördert haben. Und die Opposition: macht auch auf Bierzelt, halt ein wenig baufälliger, da suchen die Bayern und Franken schon die Originale.

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Richtige handelt hat die Dachauchefin. (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/hubert-aiwanger-kz-gedenkstaette-dachau-besuch-1.6197391). Da kommt kein Aiwanger hin und heuchelt. Das sollten sich die scheinbar unerschütterlichen AntiAntiAntiAntiSemiten einmal genau anhören. Ginge Aiwanger nach Dachau und heuchelte Betroffenheit, dann wären die schlimmsten Vorwürfe gegen ihn berechtigt. Er muss nicht heucheln, Söder auch nicht. Die sind so, und so viele schauen einfach zu, solange sie keinen Namen haben zum draufhauen.

Die Illusion der Mitte

Als Jugendlicher hat sich engrammatisch bei mir eingeprägt der Begriff der MITTE; vor allem in  Kunst und Kultur (Hans Sedlmayers „Verlust der Mitte“ 1948 und ein leider verloren gegangenes kunstgeschichtliches Werk zum gleichen Thema waren die Auslöser). Dazu kam sehr bald die Ambivalenz der politischen Mitte, als erstrebenswertes Feld zwischen Rechts und Links. Überhaupt die Mitte, die sich nicht einfach bestimmen lässt. Vom Tod des Mittelwegs habe ich oft gebloggt, die Literatur ist stark von diesem Begriff bewegt gewesen Radikale Mitte – Wikipedia , politisch war das immer ein Auslöser. Und die Begriffsflut in Philosophie und Alltagspolitik ist unermesslich weit. Am 9.10.2016 schreibt Ulf Poschart, „Warum wir eine radikale Mitte brauchen“ (WELT). Das wiederholt sich in Variationen mit der These, die Freiheit (liberal) hält sich nur in der Mitte. Heute wieder ganz aktuell, und mein Lieblingsspruch von Jandl stimmt – naturgemäß, möchte mein Vorbild Thomas Bernhard sagen: MANCHE MEINEN / LECHTS UND RINKS / KANN MAN NICHT VELWECHSERN / WERCH EIN ILLTUM (2015).

Anhand der hysterisch-flachen Diskussion um Aiwanger und die Politik im braunschwarzen Wahlkampf in Bayern kann man diesen Irrtum aufdröseln. Die Kritik an Söder und Aiwanger macht es sich leicht, weil sie leicht ist. Aber wie sollte man ihr begegnen? Wie sollte man den rechtsdriftigen Diskurs der politischen Bewegungen in unserem Land, in Europa, global?, so beschreiben, dass seine Angriffsflächen deutlich werden. Wo sollte man den Hufeisenschluss zwischen Rechts und Links zB. bei der Linkspartei-Fraktion Wagenknecht verorten, außer in der richtigen Analyse der Demokratiefeindlichkeit. Die Tradition der Linksdefinition (Sozialismus, Solidarität, Gerechtigkeit…) ist begrifflich eher moralisch, die der Rechtsdefinition (Kapitalismus, Individualismus … ) kommt meist von links oder sie beansprucht eine andere Moral, teilweise offen antidemokratisch. Aber das ist Tradition des Alltags, von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich. Und Karl Marx` Definition der Trennung von Politik und Ökonomie im Kapitalismus kennt kaum noch jemand wirklich. Naja, aber es geht ja darum, den populistisch-flachen Diskurs aufzubrechen, Aiwanger und das Gerede um ihn als Ergebnis der Umbrüche in der Demokratie und nicht als weiteren Auslöser zu sehen.

Mich ärgert das Gerede trotzdem und deshalb. Es lenkt ab von den auslösenden Problemen und es lenkt ab von der Handlungsunwilligkeit der Regierung wie der Opposition. Das bedeutet auch, dass die deutschen Reserven noch lange Zeit groß genug sein werden, dass wir komfortabel den Abstieg der sozio-ökonomischen Situation bereden können, die freiwilligen Leistungen der Kultur und Bildung zurückfahren und Lindners Bedienung der Reichenblase tolerieren, solange es uns nicht schlechter geht als denen, die es schon jetzt schlecht haben, also ca. 20% der Bevölkerung. Hier kann man politische Theorie anschließen oder Augen öffnen…mir geht’s aber um die Mitte.

*

Warum soll man in der Mitte besser agieren als an den Rändern? Hat man einen besseren Überblick (Mitte oben) oder größere Distanz zu den Rändern (warum sind die Ränder radikaler als das Zentrum) und vor allem: geht es um das Mittelfeld oder den Mittelpunkt. Ha, das ist lustig…und ideologisch zB. für den Wahlkampf spannend, wenn man beobachtet, wer die Mitte besetzen möchte und wie. Die AfD eher, oder die CSU, oder die CDU, oder die Antipopulisten in der SPD, oder, wo wir immer schonwaren, wir Grünen? Und mitten in der Börse handelt die FDP gegen die Zukunft mit der Gegenwart, aber das ist ja mitten im Kampf um die Wohlständigkeit der Wohlbestandeten.

Ich bin fürs Mittelfeld und gegen den Punkt. Und gegen die altmodische R-L-Achse, jandlerisch hats die so nie gegeben. Kaum ein Metaphernpaket ist so meinungsgetrieben also unpolitisch wie der R-L-Diskurs. Anderer Versuch: wenn R konservativ meint, dann wäre mein Plädoyer für starke Konservative mit einer ebenso starken Abwehr der Reaktion. Wenn L progressiv meint, dann mit einer ebensolchen Abwehr – die sich an R anschließt – der Klasse vor den sozialen Bindungen (ich würde gern Gemeinschaften alltäglich sagen, aber das ist angebrannt). K und P sind auch nicht tauglich, neben dem Programm zu sagen, was getan werden muss, um bestimmte Ziele zu erreichen. Um die zu bestimmen, braucht es die Demokratie. Na und, das soll alles sein? Fast alles, weil sich die Demokratie ja ständig erneuern muss…Wie seit jeher in der Mythologie, müssen die mächtigen Wesen immer wieder Erdberührung haben, sprich der Staat muss mit der Zivilgesellschaft kommunizieren um Handeln zu können, nicht aber mit den Massen, die beiden gleich negativ gegenüberstehen, weil sie sich in ihrer winzigen aber massenhaften Einzigkeit beleidigt oder vernachlässigt fühlen.

Aiwanger spricht zu den massenhaften Einzellern. Das ist das Ergebnis mangelnder Wirklichkeitskontakte der Politik, nicht eine legitime Spielart.

Politik? Hysterie+Lethargie+Frust

Aber bei wem? In den Medien, an den Stammtischen, eigentlich überall, wird die Politik verschmuddelt. Damit meine ich nicht die demokratische Opposition, die darf schimpfen, aber sie ist auch nicht besser als der breite ablehnende Konsens, – wovon eigentlich? wenn oben alles schlecht gemacht wird, o wie doppeldeutig!, dann muss es Gesetz der legitimen Urteilskraft von unten geben, die die Wertung bestätigt. Das hat Jahrhunderte Philosophie, Theologie und den Populismus beschäftigt, aber was unten und oben sind, wird bestenfalls und nicht immer gut in der Theorie von Demokratie, Staat, Sozialsystem abgehandelt.

Das Thema wird in den Medien breit und flach getreten. Die allgemeine Klage darüber, dass „man“ allseits klagt, und Deutschland währenddessen den Bach runtertrudelt – SPIEGEL Cover und Kommentarlawinen – diese Klage ist Teil des Problems, auch wenn dann Ratschläge sich überschlagen, nicht Teil der Lösung.

Es ist schwierig über etwas nachzudenken, in dem man sich meint nicht zu befinden und es gar zu erklären. Das ist die erste Antwort, der ablehnende Konsens gibt die Antworten, bevor die Fragen durchdacht und umfassend gestellt sind. Weil die da unten es ja besser wissen (Position Aiwangers explizit, vieler Politiker implizit).

Die elitäre Gegenposition, dass man nur dann alles besser weiß und kann, wenn man durch Bildung und … ja, was? – nach oben gekommen wäre, ist natürlich auch nicht verwendbar. Das ist wahrscheinlich wirklich Konsens, aber falsch wäre es, den Mittelweg zwischen beiden als Metapher für die funktionierende Demokratie auszusuchen und zu propagieren. Friedrich von Logau und Alexander Kluge, dauernd von mir zitiert und richtig „In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod“ .

Also was? Sympathisch, aber schwer zu vermitteln, die alten Ideale Vertrauen, Kritik, Solidarität, auch Einsicht in die Notwendigkeit, die einen selbst noch gar nicht so betrifft. Au weia, Philosophie oder Ethik a la Talkshow?

Mich irritiert etwas anderes: die Regierung, die Ampel, die Opposition…sie alle reden und handeln, als ob die populistische Kritik so substantiell wäre, dass man vieles nur anders kommunizieren muss, was man schon nicht ändern will. Werte LeserIn: der letzte Satz ist kein Bonmot, sondern zusammengefasst, was seit Wochen aus den Pressestellen oder Interviews tatsächlich so gesagt wird. Wir machens ja richtig, aber es kommt nicht rüber. Dass dabei Kinder, Klima, Arme auf der Strecke bleiben, ist eine kurzfristige Dimension, die allerdings, wird sie nicht abgeändert, die längerfristige, mir mindestens so wichtige, abblockt: wie wird es meinen Kindern und Enkeln gehen, und wie der nächsten Generation, die kein Hindenburgdamhirsch und keine Innenministerin abhalten wird können, und zu besiedeln, was dann auch vom Klima zerstört wird. (Wenn Deutschland so wasserknapp wird, dass Flüchtlinge nicht kommen wollen, ist das der Neopyrrhus).

Stattdessen Ablenkungsmanöver, ob manfrau * setzen darf oder I – kommt sowieso ohne Duden. Ob Georgien ein sicheres Herkunftsland ist – dorthin wird sowieso kaum abgeschoben. Ob und wie man Rindviecher besser hält – man soll weniger Rindfleisch exportieren und essen. Die Liste ist n+1, und ich sehe schon, wie ihr grimmig lacht.

Ich setze meine Ironie aber nur als Zwischenschritt ein, ein wackliges Brett im Denkgerüst. Gegen die Hysterie der schnelllebigen Überschriften im Kleinsthirn, gegen die Lethargie in der Praxis, gegen den Frust, den das alles auslöst, hilft vor allem eines: auf die Uhr schauen und sich selbst fragen, warum und wozu man noch wie lange leben möchte, eigentlich: wozu wer noch länger leben sollte. Die Antwort darauf ist eben nicht esoterisch oder religiös, sondern Politik. Und die wiederum sagt, dass sie nicht auf der Meinung der vielen Individuen zu beruhen hat.

*

Deutschland geht den Bachrunter, aber die wenigsten sagen: welchen Bach? Fast alle ökonomischen Idioten, oft Professorenkollegen oder hochbezahlte Gutachter, haben einen Fetisch, nicht in der Hose, sondern im Hirn: WACHSTUM. Muss wieder hergestellt werden, muss gesichert sein….Früher wurde dies z.B. kolonial für uns hergestellt, und andere sind dabei zu kurz gekommen. Jetzt wird über die Kette von Putschgewalt geklagt, post-kolonial, aber was wir damit zu tun haben, ist den Meisten nicht klar und schon rutschen sie wieder in die Pöbelklappe und wettern gegen Flüchtlinge und Entwicklungshilfe, wo doch Deutschland so angstvoll leidet.

Allein das sind x+1 Themen für Forschungsprojekte, Dissertationen und Essays. Aber dass man die Wachstumshysterie angreift und nicht einfach kritisiert, scheint mir ein Fehler zu sein. Eine Umwegmetapher. Man muss das Klimakleben nicht für besonders klug halten, es gibt bessere Taktiken. Aber wenn ich die Reaktionen des PKW Pöbels und der Politik gegen die Klimakleber beobachte, nehme ich für sie Partei. Mit dem Wachstum ist es ebenso, global und lokal. man kann ökologisch sicher einiges abfedern, aber das wird den Verbrauch der Erdressourcen nicht wirklich reduzieren. Was es anstatt gibt? Schon die Frage ist

Lest uns … wir lästern zurück

Lest uns…diese Aufforderung geht an Freunde und Bekannte, damit der Herbst nicht nur subjektive Eindrücke eines trockenen oder überschwemmten Sommers bietet, sondern eben, was wir schreiben. Manches geht hier gleich an diesen Menschen, manches über den Blog michaeldaxner.com, der nachdrücklich zur Verbreitung und Weitergabe empfohlen wird, da ich nicht in den großen IT Verteilern bin … absichtlich. So hat jeder seine Verweigerung, und auch unsere Verlegerin bei der edition splitter in Wien hat sie. Nichts über amazon! Daher liefere ich in Deutschland unsere Bücher aus, dann müsst ihr nicht über Buchhandlungen bestellen. Ihr bekommt die Rechnung per Post, keine Vorauskasse. BEIDE BÜCHER BEI MIR BESTELLEN. MICHAELDAXNER@YAHOO.COM oder telefonisch oder per Brieftaube.

Birgits Buch spricht sich ja herum: Birgit Katharine Seemann:

Der traurige Mörder von Sanssouci

Roman 288 Seiten Wien 2022 28,00 €

ISBN 978-3-9504404-9-6

Ein bekannter Künstler, der seinen Kopf verliert. Ein Mörder, der ein Opfer ist. Ein fast Hundertjähriger, der nicht sterben kann. Eine Professorin unter Mordverdacht. Was sie vereint? Ein Netz aus Leidenschaft und Gewalt, dessen Enden Kontinente und Jahrhunderte miteinander verbinden. Im Mittelpunkt: ein weltberühmtes Gemälde aus der Bildergalerie von Sanssouci.

Nachwort: Otto Hans Ressler

»Birgit-Katharine Seemann ist mit Der traurige Mörder von Sanssouci eine großartige Geschichte gelungen. Chapeau!«

Und jetzt kommt im Herbst mein neues Buch heraus, wird am 8. November 2023 im RC Wien vorgestellt, von Marlene Streeruwitz, einer herausragenden österreichischen Autorin. Von ihr stammt auch das Nachwort.

Mein Buch hat sich noch nicht herumgesprochen: Michael Daxner Flanieren im Mythos – Sexualität und Gewalt, Essay
. edition splitter, Wien, ISBN 978-3-9504404-8-5, 28.00 €

Lest uns…diese Aufforderung geht an Freunde und Bekannte, damit der Herbst nicht nur subjektive Eindrücke eines trockenen oder überschwemmten Sommers bietet, sondern eben, was wir schreiben. Manches geht hier gleich an diesen Menschen, manches über den Blog michaeldaxner.com, der nachdrücklich zur Verbreitung und Weitergabe empfohlen wird, da ich nicht in den großen IT Verteilern bin … absichtlich. So hat jeder seine Verweigerung, und auch unsere Verlegerin bei der edition splitter in Wien hat sie. Nichts über amazon! Daher liefere ich in Deutschland unsere Bücher aus, dann müsst ihr nicht über Buchhandlungen bestellen. Ihr bekommt die Rechnung per Post, keine Vorauskasse. BEIDE BÜCHER BEI MIR BESTELLEN. MICHAELDAXNER@YAHOO.COM oder telefonisch oder per Brieftaube.

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Der traurige Mörder von Sanssouci

Roman 288 Seiten Wien 2022 28,00 €, ISBN 978-3-9504404-9-6

Ein bekannter Künstler, der seinen Kopf verliert. Ein Mörder, der ein Opfer ist. Ein fast Hundertjähriger, der nicht sterben kann. Eine Professorin unter Mordverdacht. Was sie vereint? Ein Netz aus Leidenschaft und Gewalt, dessen Enden Kontinente und Jahrhunderte miteinander verbinden. Im Mittelpunkt: ein weltberühmtes Gemälde aus der Bildergalerie von Sanssouci.

Nachwort: Otto Hans Ressler

»Birgit-Katharine Seemann ist mit Der traurige Mörder von Sanssouci eine großartige Geschichte gelungen. Chapeau!«

Und jetzt kommt im Herbst mein neues Buch heraus, wird am 8. November 2023 im RC Wien vorgestellt, von Marlene Streeruwitz, einer herausragenden österreichischen Autorin. Von ihr stammt auch das Nachwort.

Mein Buch hat sich noch nicht herumgesprochen: Michael Daxner: Flanieren im Mythos – Sexualität und Gewalt, Essay. edition splitter, Wien, ISBN 978-3-9504404-8-5, 28.00 €

„Es ist eine Liebeserklärung, die wir da lesen. Nun. Es ist ja jeder Text eine Liebeserklärung. Sicherlich. Foucault beschreibt die Situation des Autors als ein in die Enge der eigenen Domestizierung Hineinschreibens.. Aber. Mehr als solche Geständnisse der Totalität dieser Ich-Einsamkeit des Autors werden Texte in unseren Kulturen nicht mehr werden. Liebe. In unseren Kulturen. Europäisch. Westlich. Mehr wird die Selbstkritik der Hegemonie an Liebe nicht liefern können. Dennoch. Michael Daxner zeigt uns eine Möglichkeit, sich aus der vorgeschriebenen Melancholie wegzubewegen. Er will nicht auf die Liebe verzichten und deshalb will er aus dem Hegemonialen hinaus. Weg. Kreisend führt diese Bewegung weg. Kreiselnd. Seine Argumente umfangen die kulturell dominanten, überkommenen Sinneinheiten mit gelebter Erfahrung“ (Aus dem Nachwort von Marlene Streeruwitz)

Michael Daxner: Flanieren im Mythos – Sexualität und Gewalt, Essay. Wien 2023, 28 €

Birgit Katharine Seemann: Der traurige Mörder von Sanssouci, Roman Wien 2022 28,00 €, BN 978-3-9504404-9-6