Österreichs Armut

Man kann schon erschrecken, hört man die Vulgarität in Kanzler Faymanns Verteidigung seiner Politik der Abschottung, gar nicht zu reden von der Innenministerin. Nun, Faymann gilt mehr als das Produkt der rechts-nationalen Kronenzeitung als der sozialdemokratischen Partei. Aber das erklärt nicht die seltsame Politik einer Regierung, die wie wenige andere die „Stimmungspolitik“ (Heinz Bude) verkörpert. Stimmungen in Österreich sind nicht selten den ideologischen Leichen im Identitätskreller geschuldet. Weil viele nicht wissen, wer sie sind, überbieten sie sich in verbalradikalen Äußerungen des „Als Ob“. Nein, sie wollen nicht das liebenswerte Alpenland sein, sie wollen auch nicht geachtet werden, weil sie mehr Avantgarde und Kritik in ihrem Land hervorbringen als es der Größe und politischen Bedeutung zukäme. Es wäre in der Tat komisch, von einer nationalen Identität der Österreicher zu sprechen, legte man beispielsweise die völkischen Maßstäbe der AfD an oder die Windungen, die die Rechtsradikalen und Nazis zwischen „Deutsch“ und „Österreichisch“ als Identitäsfaktoren produzieren.

Versuchen wir es anders. Österreich hatte als eines der wenigen Länder zwei rechte Diktaturen hintereinander ertragen und gemacht: der faschistische Ständestaat war den Nazis ein Dorn im Auge. In dieser Dollfussdiktatur wurde z.B. Bruno Kreisky so traumatisiert, dass er mit dem ehemaligen SS-Mann Peter, damals FPÖ Obmann, eine Koalition einging. Es kann nicht beruhigen, dass es banal ist, die Nazis als schlimmer als die Dollfuss-Schuschnigg-Ära zu bezeichnen. Die Vertreter dieser Ära hatten nach 1945 leichtes Spiel sich auch als Opfer der Nazis in die neue, sozialpartnerschaftliche und einigermaßen stabile Demokratie einzufinden, dazu war man ja als erstes Opfer des Nazismus geradezu verpflichtet. Das erlaubte eine beispiellose Verdrängung, die viel länger als in Westdeutschland wirkungsvoll einen Neuanfang simulierte, der in vielen Bereichen keiner war.

Dies Land, aus Bedeutungsverlust nach dem Ersten Weltkrieg geboren, konnte nur den Bedeutungsgewinn in den letzten Jahrzehnten dadurch gewinnen, dass es eine beispiellose Gleichzeitigkeit unpolitischer kultureller Virtuosität neben einer aggressiven, kritischen, auch produktiven kulturellen Opposition hegte. „Störungszonen“ heißt die großartige Ausstellung des Wiener Aktionisten Günther Brus, zur Zeit im Gropiusbau in Berlin: da kann man gut sehen, wie dieses Land noch in den 70er Jahren mit seiner verleugneten Geschichte jonglierte.

Die österreichische Gemeinheit, sich als Gastgeber der Visegradländer zu gerieren, zeigt die Wunde „Bedeutungsverlust“ viel deutlicher als andere Akte. Für einen Augenblick wurde Osteuropa wieder von Wien gemacht. Dass gerade Ungarn, Polen, die Slowakei, Kroatien, und die andern neu-nationalistischen Länder partout nicht „Ost-„, sondern „Mittel-“ Europa sein wollen, heisst auch, nicht von Wien oder gar Berlin und Brüssel regiert zu werden. Werden sie ohnehin nicht…Damit wird eine vertretbare wenn auch falsche Antwort auf die Arroganz gegenüber den Neuen und ihrem Nachholprozess gegeben, aber keine vertretbare Haltung zur österreichischen Geschichtsverdrängung.

Es wäre gut, nach Faymann und Mikl-Leitner immer gleich einen Blick auf den Widerstand gegen dieses Kartell zu werfen. Das macht ein wenig Mut, das Ende der österarmen Opfermentalität doch noch zu erwarten.

Wichtiges Postscriptum: es stimmt, dass Österreich im Gegensatz zu seinen Nachbarn sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hatte, bevor der abrupte Schwenk in der Politik einsetzte. Das macht diesen Schwenk wider besseres (Ge)wissen umso schmerzhafter.

 

 

Diaspora, Ghetto,Parallelgesellschaft

Afghan*innen in Deutschland

In Deutschland leben ungefähr 125.000 Menschen afghanischer Herkunft. In den letzten Jahren sollen ungefähr die gleiche Größenordnung an Migrant*innen und Schutzsuchenden ins Land gekommen sein. Die genauen Zahlen sind weniger wichtig als die Größenordnung. Wir sprechen von einer afghanischen Diaspora, wie wir von einer jüdischen, türkischen, in anderem Kontext muslimischen, Diaspora sprechen. Ich will hier keine Kurzfassung der afghanischen Migrationsgeschichte nach Deutschland schreiben. Da die afghanische Flucht und Einwanderung nach Deutschland in den letzten Jahren erheblich angewachsen ist, möchte ich vielmehr einige Begriffe klären, die im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise politisch aufgeladen den Diskurs bestimmen.

Begriffsklärung hilft.

Diaspora – die Bedeutungsverschiebungen des Begriffs und seiner Vorgänger sind zunächst Verallgemeinerungen aus einer historischen Tatsache: Vertriebensein, Flucht, also von einem Ort, nach anderswohin, an einen andern Ort, in ein anderes Land, überall hin. Religiöse und ethnische Bedeutungen verbinden sich in dem Begriff, der anfangs wohl am besten als „Zerstreuung“ übersetzt wird. Der Gegensatz von Heimat und Exil bietet sich an, scheinbar einfach, in Wirklichkeit ganz kompliziert: Was war Heimat, wo war sie, was bedeutet sie im Exil? Die Antworten hängen damit zusammen, ob man aus Armut, vor Krieg und Gewalt, wegen Naturkatastrophen oder aus anderen Gründen – Befreiung? – geflohen ist. Und sich vielleicht nach der Rückkehr und der alten Heimat sehnt, aber offenbar doch nicht heimkehren kann. Der Bedeutungswandel deutet sich schon früh an: wo sich in der Zerstreuung größere Gruppen von Geflüchteten und Vertriebenen zusammenfinden, sich organisieren, vielleicht eine Vertretung oder Lobby bilden, dort spricht man eher von Diaspora als bei der ungleichmäßigen Verteilung von Individuen oder einzelnen Familien. Außerdem kommt es darauf an, ob und wie die Ankommenden oder sich im Exil Ansiedelnden von der Aufnahmegesellschaft oder der Herrschaft im Zufluchtsstaat wahrgenommen, bewertet und behandelt werden. Der Begriff wird im 20. Jahrhundert erweitert und setzt Abgrenzungen gegenüber anderen Strukturen von Flüchtlingen in Gang, die den ursprünglichen Anlass, die Vertreibung der Juden aus Palästina, in den Hintergrund treten lassen. Wichtig ist die Unfreiwilligkeit des Fluchtanlasses, die gemeinsame Mythenbildung über den Ort, den man verlassen musste, und eine von dort ausgehende Identität. Rückkehrvisionen oder Abfinden mit Exil, Assimilation oder Separation im Aufnahmeland sind weitere Abgrenzungskriterien.

Ich lasse einmal symbolische Diasporen, wie die „wissenschaftliche“ Diaspora, beiseite. Schwerpunkte, die politisch besonders wichtig sind, liegen im nationalen, ethnischen und religiösen Bereich. „National“ heißt, dass eine große Gruppe von Menschen z.B. ihre Staatsbürgerschaft verliert und vertrieben wird, „ethnisch“ bedeutet, dass eine als Volksgemeinschaft sich konstruierende Gruppe eine andere Vertreibt oder diese besiegt wird und auswandert, analog sind religiöse Vertreibungen weltweit ein Fluchtgrund. Nun sagen die Fluchtursachen aber wenig darüber aus, ob sich eine „Diaspora“ in einem oder mehreren Ankunftsländern ausbilden kann, ob dies überhaupt angestrebt wird. Das ist auch eine Frage von Anzahl und Organisation. So kann man nach einiger Zeit im Leben der Diaspora die Fluchtgründe – als „Wirtschaftsflüchtlinge“ oder ausgebombt oder nach einer Naturkatastrophe – nur mehr in den Narrativen, aber nicht unbedingt im Lebensstil oder dem Habitus der Diaspora erkennen.

Und eine ganz wichtige weitere Frage muss schon aus aktuellem Anlass besonders deutlich gestellt werden: wenn Menschen nicht vertrieben werden, sondern vor Armut, Unfreiheit, Zukunftslosigkeit von sich aus fliehen, können diese in einem Aufnahmeland nicht auch eine Diaspora bilden? Ich behaupte, dass soziale Gründe mindestens ebenso wichtige Fluchtmotive sein können wie religiöse oder kulturelle. Vieles vermischt sich, und was über den eigenen Fluchtkontext gesagt wird, kann ja auch eine Subjektivierung eines ganz anderen, objektiveren Zusammenhangs sein, z.B. die Selbststilisierung als Opfer oder aber als Märtyrer. Nicht jede Fluchtgruppe bildet im Exil eine Diaspora: dazu muss sie eine Mindestgröße und eine kohärente Beständigkeit aus Abgrenzung entwickeln. D.h. sie muss auf ihrer „Andersheit“ in bestimmten Teilen bestehen, sich aber im Rahmen dieser Besonderheit weitgehend integrieren. Wichtig für jede Diaspora sind die virtuelle und reale Kommunikation untereinander und die nie endgültig beantwortete Frage, ob Rückkehr oder intendiertes Bleiben die Maxime von Identitätserhalt sein soll. Ferner wird die Diaspora-Wirklichkeit stärker durch die Umgebungskultur – „der Islam gehört nicht zu Deutschland!“- als durch den bloßen Willen der Betroffenen bestimmt.

Problematisch ist die Eingrenzung von Diaspora auf eine religiöse oder weltanschauliche Diaspora: Es gibt eine muslimische Diaspora in Deutschland, repräsentiert z.B. durch den Zentralrat der Muslime (dem gehören 3oo Gemeinden an, Dachverbände, Einzelpersonen), – „der Islam gehört zu Deutschland!“ -aber erfasst nicht alle Muslime in Deutschland. Ähnlich verhält es sich mit der afghanischen Diaspora – da gibt es mehr als 40 nachweisbare Vereine und Organisationen, keine Dachorganisation, einige herausragend aktive Gruppen, eine relativ hohe Integration seit längerer Zeit und viele weitere soziale und kulturelle Merkmale in einer breiten Varianz. Die Schnittmengen mit den Muslimen, aber auch mit Berufsverbänden, politischen Ausrichtungen, Assimilations- und Abrenzungsgruppen sind vielfach und nicht sehr gut erforscht. Die Vereine und Organisationen folgen bisweilen sozialstrukturellen und ethnischen Besonderheiten ihrer Herkunft z.B. ethnisch: Paschtunisch versus Tadschikisch, das betrifft die beiden größten Gruppen; die Selbstdarstellung der zunehmenden Anzahl von Hazaras, der größten schiitischen Minderheit in Afghanistan, ist Deutschland ist schon deutlich politischer, weil sie auf ihre lange Diskriminierung, die Verfolgung durch die Taleban und die noch immer nicht gelungene Emanzipation hinweisen).

Andere Flüchtlingsgruppen stoßen nicht auf eine bereits mehrere Generationen alte Diaspora. Auch ist „muslimisch“ alleine eine Bestimmung, die noch keine Vereinheitlichung oder Meta-Diaspora erlaubt: im Gegenteil, Konflikte zwischen geflüchteten Afghanen und Syrern, Afghanen und Albanern usw. sind in den Aufnahmelagern und Unterkünften häufig und nicht einfach zu erklären.

Ghetto

Wenn sich z.B. besonders viele Afghan*innen in Hamburg aufhalten, dort Familien(verbünde) haben und auch in anderen Orten eher verdichtet leben, hat dies mit dem oft populistisch oder ungebildeten Ghettobegriff wenig zu tun: dazu gehört die erzwungene Begrenzung von Aufenthaltsort und -bedingungen.  Wenn solche Begrenzungen verordnet werden, bedeutet das immer auch ein Ausgrenzen aus der eigenen Rechtsordnung (Freizügigkeit), aber vor allem der Anlage einer bestimmten Sozialstruktur über Generationen und oft über Herkunftsdifferenzierung hinweg. Würde man homogenen Flüchtlingsgruppen gemeinsame verdichtete Wohngebiete neu zuweisen, wäre dies jedenfalls keine Ghettobildung. Im Gegenteil, es wäre eine zusätzliche, wenn auch neuartige Chance der Integration. „Selbstghettoisierung“ ist immer möglich, dazu braucht es keiner Diaspora, sie ist ein soziales Phänomen, das man auch deutschen Gruppen feststellen kann.

Der Ghettobegriff wird deutlich abwertend und/oder angstbesetzt verwendet. Er ist eng mit dem Kontrollbedürfnis verbunden: wenn selbst mit Zwang oder Anreizen Immigranten an bestimmten Orten zusammenzieht, kann man sie auch besser beaufsichtigen und kontrollieren. Wenn diese Gruppen aber sich selbst abschirmen und unzugänglich machen, bedeutet das für den Staat oder das imaginäre Auge des Mehrheitsvolks Kontrollverlust. Diese Phänomene treten bei der afghanischen Diaspora so gut wie nicht auf. Wieweit allerdings die Menschen in die Gesellschaft unauffällig diffundiert sind, wissen wir teilweise auch nicht. Jedenfalls sind die Afghan*innen in Deutschland keine

Parallelgesellschaft

Auch dies ist ein angst- und aggressionsbesetzter Begriff. Es kann keine Gesellschaft parallel zu der Gesellschaft geben, der eine Teilgruppe angehört. Gemeint ist eine Gemeinschaft oder soziale Gruppe, die für sich andere Normen, Werte, Verhaltensvorschriften beansprucht als sie die Rechtsordnung oder die internalisierten Regeln der Gesellschaft vorgeben. Der Begriff wird gerne auf große Migrantengruppen angewandt (Türken), könnte aber auch in mikrosozialen Zusammenhängen verwendet werden, wie bei der Sport- und Kirchengerichtsbarkeit. Zur Zeit wird rhetorisch und ideologisch die Parallelgesellschaft immer dort befürchtet, wo tatsächlich unvereinbare normative Systeme sich mit dem System konfrontieren, um dessen Aufnahme und Rechtsschutz sie eigentlich ansuchen: am Beispiel der angeblichen Gewohnheitsrechte („Ehrenmord“, Diskriminierung von Frauen und Mädchen, Zwangsheirat“ oder einer privatistischen Interpretation der Shari’a kann man dieses Problem gut verfolgen – es hat aber mit Parallelgesellschaft nichts zu tun. Eine echte Parallelgesellschaft gibt es nur wo zwei Gesellschaften getrennte Herrschaftsräume errichten und die jeweilige Unzugänglichkeit mit Gewalt beschützen oder dulden (z.B. Kosovo als Teil von Serbien 1989 bis 1999). Problematisch ist der Begriff, weil es um die normative Einheitlichkeit des Rechtsstaats geht und nicht – wie von Kritikern desselben oft behauptet – um eine Verweigerung kultureller und sozialer „mitgebrachter“ Rechte. Wo es Grauzonen gibt, die auch die Afghan*innen in Deutschland gibt, ist unklar, sollte aber untersucht werden, z.B. wenn jetzt viele neuankommende Migrant*innen und Flüchtlinge auf die „etablierten“ afghanischen Gemeinschaften stoßen.

Exil

Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Menschen, die hier im Land Schutz gesucht haben und sich hier aufhalten, unter welchen Lebensumständen auch immer, im Exil sind, d.h. sie sind unfreiwillig hier. Es gibt eine Wanderung und Migration, die bewusst auf Abschied und Nimmerwiederkehr setzt. Sie kann die ähnlichen Migrationsgründe haben wie die Geflüchteten, die Vertriebenen, die Verbannten, aber für sie steht der Aspekt der Befreiung noch vor dem hauptsächlichen Fluchtgrund, dem Überleben und der Bewahrung von Würde. Beide können sich überschneiden. Aber Exil trägt immer den Stachel bei sich, der heißt: Heimkehr, jetzt oder zukünftig. Oder die Hoffnungslosigkeit, niemals heimkehren zu können, mit oder ohne der Hoffnung, dies auf die Kinder und Kindeskinder weitergeben zu können. Das alles wird nicht so kühl diskutiert, sondern in vielfache Narrative, in Erzählungen, Legenden, Traditionen, Rituale eingebettet. Es entsteht in jedem Fall eine Exilkultur – nicht nur high culture – in den Künsten, im Sport, bisweilen in der Politik. Es wird nicht mehr lange dauern bis wir eine Mehrzahl afghanisch-stämmiger Politiker*innen („mit Migrationshintergrund“!) haben werden.

Das Problem des Exils beschäftigt nicht nur die Historiker. Es geht um sehr lange Wellen von Identitäten, die immer unter Frage stehen: den Wunsch nach Heimkehr in die alte Heimsat wachhalten oder gar zu realisieren versuchen, oder die neue Heimat als die eigene zu akzeptieren, und nur mehr die Herkunft in die Identitätskonstruktion einzubeziehen. Für beides gibt es bei den Afghan*innen in Deutschland viele Beispiele. Es kommt natürlich darauf an, wie die dominante Umgebungskultur – sie hat ja kein Monopol, „deutsch“ ist ja auch nur ein gar nicht so starker Oberbegriff – mit dem Exil der Immigranten umgeht. Von der Willkommenskultur bis zur Politik des menschenunwürdigen Verjagens gibt es hier eine Vielzahl von Spielarten, die alle Empathie-abhängig sind und im negativen Fall auf populären Ressentiments beruhen (Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, AfD-Volkskunde), aber auch das Verwechseln von „Dazupassen“ und „Dazugehören“. Das Eigene und das Fremde, das Vertraute und das Ungewohnte, mit allen Abgründen unbewusster und verdrängter Absicherungen und Übergriffe (Sexualität, Körperlichkeit, Ästhetik, Traditionen, Rituale…). Das irreführende Wort „Ethnopluralismus“ trifft die Menschen im Exil härter als andere „Ausländer“. Es meint: Türken in die Türkei…

Wir müssen uns mit der Exilsituation der afghanischen Diaspora sehr ernsthaft beschäftigen – und wir können hoffen und fordern, dass diese Diaspora sich damit auch verstärkt auseinandersetzt.

Nachsatz: Hätten Sie, geneigte Leser*innen die folgenden bekannten Afghan*innen in Deutschland er- und gekannt?

(Ich habe die Liste aus Wikipedia. Ich kenne einige von ihnen und mindestens dreimal so viele Afghan*innen, die meisten in Berlin und Hamburg, die auf dieser Liste nicht vorkommen, und dazu noch eine Menge Student*innen und Wissenshaftler*innen). Was heißt schon „bekannt“? Es bedeutet, dass zugeordnet werden kann, dem Prädikat „afghanisch“. Wie, darüberentscheiden Personen , und dabei wiederum spielt die Umgebung, also die Diaspora und ihr Verhältnis zu unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle.

Aktivierung der Diaspora

Seit mehreren Jahren kommen sehr viel mehr Afghan*innen nach Deutschland, als Asylsuchende, als Schutz Begehrende, als Hoffnungsvolle, als Überlebende, als Flüchtlinge vor Armut, Diskriminierung und Hoffnungslosigkeit, das heißt: Zukunftslosigkeit.

Many emigrants gamble their hard-earned savings, sell off their properties or borrow money to pay human traffickers, according to Thomas Ruttig, a senior researcher at Kabul-based research institution Afghanistan Analysts Network. (…)

“The high number of Afghans becoming refugees is definitely worrying and represents a brain drain, but also reflects a drain of confidence in the current government and its ability to successfully tackle the multiple crises Afghanistan is facing,” Ruttig said. (Voice of America, 29.12.2015)

Um es hier ganz deutlich zu sagen: ich halte die vom Bundesinnenminister verkündete und wohl geplante „Rückführungspolitik“ von solchen Afghan*innen, die weder Asyl noch subsidiären Schutz „geniessen“ (Art. 16 GG), für menschenrechtswidrig und hoch riskant. Die so zurückgeführten (abgeschobenen) Afghan*innen laufen Gefahr für Leib und Leben, es droht zusätzliche Entfremdung von ihren Familien und in ihrer sozialen Umgebung. Selbst wenn sie gut ausgebildet sind und beruflich Fuß fassen könnten, müsste man für ihren Schutz und ihre Wiedereingliederung Sorge tragen können, wozu weder die derzeitige Entwicklungszusammenarbeit noch kurzfristige politische Maßnahmen beitragen können.

Umgekehrt muss man sich schleunigst mit der Drohgebärde befassen, die Afghan*innen, die eine Migration nach Deutschland erwägen – sofern sie noch im Land sind, und nicht schon auf dem Weg durch den Iran oder die Türkei – von ihrem Vorhaben abzubringen. Wer von den verantwortlichen Politikern weiß eigentlich, warum diese Menschen weg wollen, wo doch Deutschland so viel Geld dahin gezahlt hat (de Maizière 28.10.2015; etwas pragmatischer und milder am 1.2.2016, da werden den Heimkehrern Gelder in Aussicht gestellt; die Gerichte sehen das ohnedies anders). Das AA hat eine Studie zur Erforschung von Fluchtursachen in Auftrag gegeben – sehr verdienstvoll, mehr davon wird notwendig.

Aber noch eines ist wichtig: die afghanische Diaspora ist noch zu passiv in der derzeitigen politischen Misere. Ich spreche bewusst nicht von einer Krise, denn die Migranten – und Flüchtlingszahlen sind pragmatisch und finanziell relativ einfach zu bewältigen, es geht um die politische Konstellation und den Zusammenhalt der europäischen Gemeinschaft – und um die neuerwachten nationalistischen, fremdenfeindlichen Ressentiments, die wir wohl zu Unrecht überwunden geglaubt hatten. Sollen wir also der Diaspora sagen, was sie zu tun habe? Nein. Aber wir können raten und kooperieren.

Grundsätzlich muss man jetzt fragen: wäre es nicht sinnvoll, wenn die afghanische Diaspora in Deutschland mit einer Stimme spräche, also einen Dachverband oder ähnliches anstrebte? Dann hätte man Ansprechpartner für eine Reihe von Fragen, die für die Diaspora auch wichtig sind, z.B. Konfliktprävention für die möglichen Zusammenstöße zwischen „alteingesessenen“ und „neuankommenden“ Afghan*innen. Dagegen spräche, dass sich so eine Organisation möglicherweise von den Rändern her radikalisieren könnte oder gar gespalten die internen Konflikte, v.a. ethnische, in die Politik einbrächte. Ich weiß die Antwort nicht, möchte dies aber doch thematisieren. Die Diaspora kann viel dazu beitragen, dass die Deutschen sehr viel mehr über ihr Land wissen: Immerhin sind wir dort nicht nur symbolisch politisch über 100 Jahre engagiert, sondern seit 2001 massiv an einer militärischen und politischen Intervention beteiligt. Zur Zeit beruht noch sehr viel am deutschen Afghanistan-Bild auf Erfindungen, Halbwahrheiten als Folge von Halbbildung und Fehlinformationen (Ach, Sie kommen aus Afghanistan; dann sind Sie Paschtune? Ach, Sie sind Paschtune? Dann sind Sie wohl Taliban?). Einiges ist besser geworden, auch daran haben einige Diasporavereine einen besonderen Anteil. Umgekehrt ist es wichtig, dass Deutschlandbild der Menschen in Afghanistan kritisch zu begleiten und in vielen Fällen zu korrigieren. Ich habe hier selbst viel dazu gearbeitet, diese Fehleinschätzungen, Überhöhungen und Unterbewertungen kann man oft erklären, aber nicht selbst bereinigen. Und schließlich sollte die Diaspora mehr über sich selber wissen, nicht im individuellen Sinn, sondern als gesellschaftliche Gruppe: immerhin eine große Diaspora. Ich denke mir immer, wie gut Ansiedlungsprojekte für Flüchtlinge gelingen könnten, wenn sie durch eine Diaspora unterstützt würden (wo es gar keine gibt, ist das schwieriger): da kann die afghanische Gruppe sicher vorangehen.

Viele aus dieser Diaspora kümmern sich jetzt und jetzt schon um Flüchtlinge, – und das muss hervorgehoben werden – neben ihrer fortgesetzten Arbeit an humanitären Projekten in ihrem Land, v.a. bei Schulen und Kliniken. Aber bei dem „Sich kümmern“ geht es nicht nur um soziale Betreuung, um kulturelle Orientierung; es geht ganz stark auch um ein normatives Zurechtfinden in dem Staat, der durchaus mehr Empathie mit den afghanischen Menschen, die ankommen wollen, bei seinen Bürgern als bei den meisten Politikern demonstriert.

Nachsatz: ich habe bewusst keine der mir bekannten Diaspora-Organisationen und keinen meiner afghanischen Bekannten in Deutschland zitiert. Es ging mir nicht so sehr darum, Vorbilder und richtige oder kritikwürdige Verhaltensweisen hervorzuheben – das steht mir nicht zu; sondern, wie der Titel sagt: über Diaspora und Exil zu reflektieren, und damit einen Rahmen für die Diskussion mit den Afghan*innen in Deutschland. Aber wer hier mitdiskutieren will, findet ein weites Feld.

 

Einige leicht zugängliche Quellen, die keineswegs Forschungen und Fachliteratur ersetzen.

www.afghanistan-analysts.org Afghanistan Analysts Network: sorgfältig edierte Informationsquelle, zum Flüchtlingsthema u.a. Thomas Ruttig – auch wichtig zur Rückwärtserschließung der Ereignisse der letzten Jahre. Vgl. auch Thomas Ruttig: An „Afghan Exodus“; Facts, figures, trends. 14.11.2015 (wordpress)

http://www.de.wikipedia.org/wiki/afghanistanstaemmige_in_deutschland, ges.10.3.2016

Zu Diaspora: Jüdisches Lexikon, Frankfurt 1987 (1927): Band  II, „Diaspora“ –> „Galut“, 880-888

Zu Diaspora: http://www.en.wikipedia.org/wiki/diaspora, ges. 11.3.2016

Muslime: http://www.zentralrat.de/2504/php, ges. 11.3.2016

Hazara: http://www.hazara-online.com/de/mehr-info-ueber-hazara.htm

 Ich gebe gerne Auskunft zu Literatur und Ansprechstellen. 12.3.2016

 

Weiterlesen

Wer will in die Wissenschaft?

Ich zeige hier eine Rezension. Das macht einer am Anfang seiner wissenschaftlichen Laufbahn, oder ein ganzes Leben oder sehr selten. Für mich gilt das erste Verfahren, ich war ganz stolz auf das Erscheinen einer bösen Besprechung von Heideggers Rektoratsrede im „Argument“, damals mein Leibblatt. Wie wird jemand hauptberuflich Wissenschaftler*in?  So altmodisch fragt nur, wer den Betrieb kennt und hinter sich hat. Beratungsliteratur, ja, aber irgendwie kippt das Altmodische ins Brandaktuelle, wichtig für die, deren Sprache noch nicht den Ausweis bringen muss, dass man „drin“ angekommen ist. Voilà:

Michael Daxner

Rezension:

Astrid Kaiser: Reiseführer für die Unikarriere – Zwischen Schlangengrube und Wissenschaftsoase.

Opladen&Toronto 2015 (Barbara Budrich).UTB 4453. ISBN: 978-3-8252-4453-8

Nach ihrer Pensionierung schreibt eine Hochschullehrerin eine Anleitung für künftige Wissenschaftler*innen einen Ratgeber (11), und sie bezieht den Untertitel auch auf den großartigen Film „The Snake Pit“ (1948). Da dieser Film sich nachhaltig auch auf mein junges Leben ausgewirkt hatte (ich hatte mit 10 über ihn gelesen, und ihn mit 15 gesehen), kann ich die subjektive Herangehensweise von Astrid Kaiser teilweise nachvollziehen, deshalb diese Anmerkung. Der Reiseführer ist ein Ratgeber für den wissenschaftlichen Nachwuchs (einem heute auch offiziell verpönten Begriff), und er geht von der erziehenden und betreuenden Aufgabe langjähriger etablierter Hochschullehrer*innen aus. Er ist geschrieben für Menschen, die sich schon entschieden haben, die Reise anzutreten, und die bekommen Ratschläge: viele sind realistisch und erfahrungsgesättigt, manche sind nur gut gemeint, wie alle moralischen Hinweise im Abschlusskapitel 14 („Bloß nicht“). Solange das Buch subjektiv erfahrene Regeln des Hochschulsystems verarbeitet, ist es schon deshalb lesenswert, weil es nicht von der Warte des allwissenden Hochschulwissenschaftlers ausgeht, der mit der Beschreibung auch gleich eine Begründung für seine Urteile liefert. Andererseits zieht Kaiser die Grenzen zwischen den Systemen (Wissenschaftssystem, Hochschulsystem, moralisches System, wirtschaftliches System) nicht klar. Die Reise geht in der Tat nach dem Prinzip vor, dass man sich erst einmal taktisch richtig in der vorhandenen Arbeitslandschaft der Wissenschaft orientieren und verhalten sollte, mit der Reform sozusagen „oben drauf“). Dass das ethische Bedenken provoziert, weiss Astrid Kaiser und schreibt darüber im Epilog (199-200).

In den ersten Kapiteln wird eine Phänomenologie der Universität geliefert, die die Reisenden und ihr Ziel einander näher bringen sollen. Kaiser reizt die Schlangenrguben-Metapher voll aus, um sich um die Befunde der Hochschulforschung zu drücken, und verlegt sich auf eine institutionelle Ethnologie. Bevor die Hochschulforscher hier kritisch einhaken, eine Überraschung: ich habe fast alles, was den state of the art in dieser Hochschulforschung heute ausmacht, wiedergefunden; nur eben subjektiv und sehr persönlich kontextualisiert, Astrid Kaiser „betreut“ ihre Leser*innen sozusagen im Coaching, das sie selbst kennt und über Jahrzehnte durchgeführt hat. Sie generiert eine Befindlichkeit und in den künftigen Wissenschaftler*innen keinen theoretischen Metadiskurs zur Herstellung der unabhängigen Variable Hochschulsystem für die Karriere der Professorin X. Für mich nicht schwierig, die Anschlussfähigkeit dieses metaphernreichen Texts zu prüfen. Manches kenne ich (wir waren lange Zeit an derselben Universität), manche habe ich sogar selbst erforscht, beraten haben mich wenige. Aber ich kann mir eines vorstellen, und darum ist das Buch wichtig: die heutigen Einstiegsbedingungen für Wissenschaftler*innen sind erheblich schlechter als zu meiner Zeit. (Als ich 1974 H4 Professor wurde, bekam ich als „Ausstattung“ zwei Ratsstellen und zwei Studentische Hilfskräfte zugeteilt. Ich fühlte mich „geachtet“ und wollte meine Privilegien ex post “verdienen“). Davon klingt in den Kapiteln 2-5 einiges an. Die ethnologische Beschreibung der Stammeskultur einer Hochschule erinnert an die Zeiten, als die Hochschuldidaktik unter Ludwig Huber sich endlich von den selbstgewählten Mythen verabschieden wollte, und ein neues Vokabular für Fachkulturen erfinden und Habitusforschung zulassen konnte – arg von der reinen Wissenschaft kritisiert. Kaiser braucht darauf nicht einzugehen, sie sitzt in ihrer Praxis und coacht die Neuankömmlinge. Die Ratschläge ab Kapitel 6 sind meist mehr, oft weniger brauchbar. Sie taugen nicht zur Herstellung eines strategischen Karriereplans, sondern bestimmen eher die Taktik in einer volatilen Umgebung. Die Insidertipps sind eine Wunderkammer: alle 17 Ausstellungsstücke sind für sich recht brauchbar. Manche hätte man verknüpfen und ausführen können. Wer all das für sich zurechtschneidet, wird tatsächlich besser fahren. Die Tipps verbinden eine sehr spezifische Sicht des akademischen Habitus mit der Erfahrung von eingesetzter oder potenzieller Macht. Es geht oft um Hochschulinnenpolitik, und weil es nicht so explizit ist, kann der kritische, vorsichtige Diskurs vielleicht verinnerlicht werden.

Astrid Kaiser vertritt in einem erklärbaren Sinn die Bedachtsamkeit und den Wagemut, derer es heute bedarf um in der Schlangengrube des Hochschulalltags Karriere zu machen. Mir geht sie manchmal zu sanft um mit den sozialen Abgründen, die im Aufstiegskampf gerade der jungen Wissenschaftler*innen Verhalten auch den eigenen Motiven entfremden. Vieles hat ihr Leitstern Wolf Wagner schon 1992 geschrieben, was nur zeigt, wie langsam langsame Systeme wie die Hochschule sind. Manches kann man nicht oft genug immer wieder neu lesen. Astrid Kaiser lässt sich nicht auf den politischen Kampf um/gegen die heutigen Probleme ein, wie Bibliometrie Aberkennung der Leistung in sorgfältiger Lehre, oder die ganze Exzellenzhysterie. Aber das muss sie nicht, sie berät die nächste Generation – und hofft, dass die Halbwertszeiten der Erfahrung nicht noch kürzer werden.

Seehofer&Orban

manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern werch ein illtum (Ernst Jandl).

Herrn Gabriel Rückgrat oder einen standfesten Charakter zuzusprechen, fällt ohnedies niemandem ein. Aber dass er jetzt, beim Besuch Seehofers bei Orban, nicht sofort die Koalition mit der CSU aufzukündigen droht, ist erbarmungswürdig, um die auf ihn zutreffende Charakterisierung zu befestigen.

Der Besuch beim ungarischen Premier, den als Faschisten zu bezeichnen historische Kenntnisse erforderlich machte, die Herrn Seehofer offenbar fehlen, wird zwar von Gabriel kritisiert, folgenlos, man ist ja nicht in der selben Koalition. Das Willkommen durch den Herrn Orban für den bayrischen Verachtungsspezialisten ist herzlich, geht es doch gegen Merkel und für die mitteleuropäische Hetzjagd auf Menschen, die nicht zuletzt auf C, auf S, auf Menschlichkeit vertraut haben. Man möchte den beiden Herrn ein Wochenende im heimischen Stacheldraht wünschen, im Freien selbstverständlich, stünde diesem Wunsch nicht die eigene Schamgrenze entgegen.

Orban belehrt Seehofer, die EU müsse sich an Verträge halten, Migranten, Euro, Haushaltsdefizit (FAZ 5.3.2016). Woran sich die ungarische Regierung halten müsste und sollte, ist dem auseinanderfallenden europäischen Staatenbund nicht mehr formulierbar, zu viele nationalistische Gegner von Demokratie und Menschenrechten (Kaczinski, Zeman, Fico, etc)., lassen sich vertragsgerecht bedienen, für ihren Alleingang auch noch bezahlen. Nicht, dass die „Kern“-EUler in den meisten Fällen viel besser wären.

Aber die Ungarn wollen auf Augenhöhe in Brüssel behandelt werden. Sagt ein ungarischer Sykophant: „Ungarn will ernst genommen werden-…Daher der Anspruch auf eine eigenständige Außenpolitik. Das ist etwa so wie Bayern und Berlin“. (ebda.).

Das ist so blöd wie frech. Seehofers Reaktion darauf ist nicht überliefert, wer geschmiert wird, lächelt meistens ölig, und Orban ist da doch eher angemessen als der russische Autokrat. Er kehrt also ins deutsche Ausland Bayern zurück, er bleibt, was er war. Wieder die FAZ (29.2.2016): „Die Karikatur eines Kanzlerinnenvernichters“. Mit dem in der Koalition kann Herr Gabriel gut leben, trotz seines folgenlosen Maulens. Er macht sich damit mitschuldig an dem, was Seehofer anrichtet.

Das alles kann man in der Lügenpresse viel genauer lesen. Aber es ist wichtig kundzutun, dass man diese Medien braucht, um den ganzen Unflat zu begreifen, der da aus der Hauptstadt der Bewegung auf uns niederprasselt.

Ach ja, da haben Sie aber schon im Ton vergriffen….was soll den dieser Vergleich, Herr Daxner? Das will ich Ihnen sagen: oft beginnen gewalttätige Umbrüche so, genauso, wie sich das im Treffen der beiden Herrn darstellt. Am 21.11.1922 hat die New York Times einen Artikel über die im Entstehen begriffene Bewegung des Nationaloszialismus und Hitlers geschrieben (Cyril Brown). Ach, Sie vergreifen sich mit diesem Vergleich schon wieder im Ton, Herr Daxner. Mir kommt es bei diesem Vergleich darauf an, dass ein informierter deutscher Politiker dem NYT Korrespondenten sagte, der Hitler meines es ja nicht so, er wolle mit seiner Rhetorik die Massen nur bei der Stange halten, bis die Bewegung wirklich politische Aufgaben zuerkannt bekommt. Rhetorische Muster sind auf viele Inhalte anwendbar, und schwer zurückzustopfen in die Flasche: der Geist des „Unrechtsstates“, die demonstrative Abkehr von den Menschrenrechten, die ist nun einmal in der Welt. Deshalb, vor allem deshalb, darf man zu Seehofers Rhetorik und der seiner Spiessgesellen – alles C, alles S, nicht schweigen.