Agroturbo

Da waren einmal die Fluglotsen, dann die Bergarbeiter, die Ärzte, die Lokführer, und jetzt die Landwirte + immer mehr *-innen zu jeder Gruppe.

Und immer gibt es Politiker*innen, die sich bei jedem partikulären Streik oder Protest immer mit der Negation des Regierungshandelns solidarisieren, heute z.B. Söder, Aiwanger, Woidke, um ein paar wenig bemittelte Anranzer zu nennen (es sind mehr). Das kann manchmal gut begründbar sein, manchmal schlecht, meist entwertet es den Begriff der Solidarität. Als die Bauern in den letzten beiden Jahren an den Lebensmitteln überdurchschnittlich gut verdient hatten, gab es von den niedrig Belohnten da Proteste? Nein, Politik, Volk und die breite Masse hat sich gefreut. Und jetzt? Jetzt wird von unten nach oben erklärt, warum man mit den Bauern anders umgehen müsse als mit den Klimaklebern, und was für ein Warnzeichen für die Demokratie es sei, wenn sich das Handwerk, Speditionen, ja, sogar einfache Bürger*innen mit dem Agrarvolk solidarisieren…

Ausgerechnet Söder und Aiwanger ziehen die Demokratie selbst in Zweifel (SZ 8.1.24), ausgerechnet die nach rechts ausscherenden Plebs-Anführer. Viele kleine Landwirtschaften geben auf, das stimmt, ist aber weder politisch noch ökologisch richtig. Viele große Agrarbetriebe geben nicht auf, verdienen prächtig an unserer und der europäischen Politik, das ist ebenfalls politisch und ökologisch falsch. Aber gerade die werden von vom Bauernverband jetzt hofiert, und viele der kleinen und guten Betriebe machen nolens volens mit…genau hinhören, hier zählen die Nebentöne.

Ach, ist ja nicht mein Revier. Ich habe nur zwei Protestkolonnen beobachtet, keiner der neuen riesigen Traktoren ist älter als zwei Jahre, naja, keiner…,.also jeder zehnte Traktor ist älter und kleiner; Neben den Luxuskarossen, lange Kolonnen von vielachsigen Schwertransportern der Agrarindustrie, mit lautem Gehupe und herzergreifenden Plakaten. Die Reichen zeigen uns, wie sie die Armen und die wirklich Armen unterstützen. Es geht nicht um den Agrardiesel. Es geht darum, die der Regierung aufgedrückte Sparpolitik – waren ja Juristen in KA, nicht Praktiker – in lauter partikuläre Kleinteile zu zerlegen und dann einzeln populistisch rückgängig zu machen, damit die Reicheren reich bleiben, und die Armen ohnedies nicht mehr ärmer werden können, also arm bleiben.

Jetzt sagt jemand, der das liest: Soooo vereinfacht, so einfach ist das nicht. Wem sagt ihr das?

Wenn die Supermärkte der Agrarindustrie das Fabrikfleisch abkaufen, um es für 5 € zu verscherbeln ist das etwas anderes als ordentlich gezüchtetes Rindfleisch vom Ökobauern für 20 und mehr € zu kaufen. Da muss man nur wissen, wer diese Ökobauern sind und wo sie ihre Produkte verkaufen.

Soooo vereinfacht.

Ich werde mir die bäuerlichen Straßenkreuzer gut merken. Bestimmte Produkte kaufe ich schon lange nicht mehr von den Lenkern.

Özdemir hat es richtig gemacht. Und wenn jede kleine Interessengemeinschaft glaubt, sie sei das Volk – das habe ich heute schreien hören, aus den Radioaufzeichnungen, das Volk!, dann brauchen wir keine Regierung mehr…wie das ausschaut, wissen wir. Gerade wenn wir die Ökoagrarwirtschaft unterstützen, muss man gegen die Industrie des gekünstelten Nahrungsmarktes so vorgehen wie die Pflege besseren Geschmacks auch in die Bildung eingehen soll.

Nachsatz und Nachfrage: wieviel hat das blöde Geballer zu Silvester gekostet? und wieviele Unterstützer des bäuerlichen Volks waren beim Ballern aktiv dabei?

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