Augen auf. Ein Krieg? Krieg dich ein.

So schaut doch hin.

Ich wiederhole meine Grundthese: wenn wir in der Friedenslogik argumentieren, kommen andere Forderungen und Vorstellungen zustande als wenn wir in der Kriegslogik argumentieren. Entscheidend sind nicht Meinungen oder von uns vorgebrachte Wahrheiten, es zählt die Wirklichkeit.

Was ich möchte, ist nur begrenzt wichtig, was ich sage, hat kaum Wirkung. Aber was ich über die Wirklichkeit denke, ist mit entscheidend für mein Leben.

Innerhalb der Friedenslogik muss ich fordern: den Krieg sofort beenden. Welchen Krieg? Ich behaupte, wir sind im Krieg und es gehört nicht zum Frieden, seinen Ausbruch zu verhindern, weil er ja da ist. Weltweit, global, unterschiedlich lokalisiert. Den Krieg beenden, bedeutet, Politik. Es bedeutet, nicht nur für die eine Seite auf Sieg und die Andere auf Niederlage zu setzen, sondern die Auseinandersetzung zu beenden. Und das ist etwas anderes als der dauernd vorgebrachte, vorgezogene Kompromiss. Wie eine Einigung aussieht, kann man vorher schlecht vorhersagen. Ich muss nicht begründen, warum ich das Ende des Kriegs will. Menschenleben, Soziales, Kulturelles und Ökologisches sind imperativ. Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Innerhalb der Kriegslogik muss ich Partei ergreifen, muss den einen den Sieg, den andern die Niederlage wünschen. Das zu begründen, kann die Friedenslogik hemmen oder befördern. Aber eines ist klar: die Kriegslogik folgt nicht den Friedensvorstellungen. Wenn ein Friedensforderer Verhandlungen verlangt, muss nicht jede Seite verhandeln wollen oder können. Das macht das Friedensverlangen innerhalb der Kriegslogik schwierig. Krieg ist kein Prozess, sondern ein Zustand.

Deshalb brauchen beide Logiken das(den(die DRITTEN. Die stark genug sind zu verhandeln – dazu kann u.U. auch gewaltsam demonstrierte Stärke gehören – und auch stark genug sind, das Militär durch Politik zu ergänzen, gar zu ersetzen. (Wir haben das vor etlichen Jahrzehnten Friedensbewegung genannt, das hieß auch, die Menschen jenseits der herrschenden Politik für den Frieden sich einsetzen zu lassen). Das, was sich gegen die AfD abzeichnet, kann sich auch für den Frieden abzeichnen, aber macht euch keine Illusionen, weil Krieg IST, weltweit, kann man ihn nicht verhindern, bestenfalls seine weitere Ausbreitung. Ihn einzudämmen, braucht Prinzipien, machtvolle Praxis, keine schönen Worte. Manche Prinzipien sind nicht verhandelbar, aber das bedeutet unter Umständen auch Gewalt auf der eigenen Seite.

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Liebe Leser*innen, ihr braucht mein pazifistisch-bellizistisches Argument nicht. Ich schreibe diese wenigen Zeilen a( aus Überzeugung, das wir etwas TUN können, und b) dass man nicht fordern sollte, was der Wirklichkeit nicht stand hält (etwa mit Verhandlungsunwilligen verhandeln). Was können wir tun? immer die unterstützen, die im Krieg die Friedenslogik nach wie vor vertreten, in der Ukraine, im Sudan, in Afghanistan, in Israel, im Nahen Osten…es gibt sie, und dazu muss man, müssen wir uns informieren. Das kann schon ein wichtiger Schritt sein, zu wissen wen man wie unterstützen kann, und warum, und das nicht auf seine Meinung allein aufbauen. Manchmal ist Information schon Praxis, bisweilen sogar gefährdend. Aber diese Praxis kann auch befreiend wirken, damit wir wissen, welcher Logik wir uns wirklich anschließen.

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