Ich habs schon früher gesagt: so sehr ich den Fasching bei uns zuhause in Oberösterreich (Ebensee) seit früher Kindheit mochte und mag, so sehr wende ich mich, nicht entrüstet aber fadisiert, vom rheinischen u.ä. Karnevalen ab. Auch wenn der Abschied vom Fleisch, carne, vale! lustig ist.
Es ist nicht nötig, das zu erklären oder zu rechtfertigen, soll sich vor dem Aschermittwoch doch ver- und begnügen, wer wie will. Aber die Härte der verkleideten Vorwürfe, unerfüllten Begehren, Hoffnungen und Enttäuschungen beim Fetzenzug am Montag sind schon ein Erlebnis, das unter die Haut geht. Man kann sozusagen eine Jahresgeschichte auch hinter der Verkleidung, den Masken, auch den Handlungen – manche unnötig brutal, viele symbolisch – nachzeichnen, und all das wird abgekehrt von der eigenen Psyche. Ich bezweifle, dass die religiöse Tradition des nach Vergebung und Fast vergeblich und fast wirkenden Aschermittwoch noch im Bewusstsein ist, aber es wird wie ein Katechismus aufgesagt.
https://www.meinbezirk.at/salzkammergut/c-freizeit/fasching-2024-in-ebensee_a6505954
man kann viel mehr dazu im Netz sehen und schöne Bilder dazu, aber mir geht es um etwas anderes:
Ereignisse, die immer wiederkehren, wie traditionelle Rituale (in Ebensee der Glöcklerlauf am 6. Januar oder der Fetzenzug) lassen andere hinter sich, man – ich – erinnert sich nicht einfach an die Stunden auf den Straßen, sondern an die eigene Kindheit und vor allem Jugend, für die solche Rituale den Rahmen geboten haben. Bis zum Aschermittwoch werden Regeln außer Kraft gesetzt (wirklich? nicht wirklich, aber….), und dann wird’s wieder normal, einschließlich oft handfester Buße und Reue, das spielt in Beziehungen, Zeugungen, aber auch Beleidigungen, Anwürfe und bisweilen Gewalt hinein. So wollte es das Kirchenjahr und der jahreszeitliche Gewissenskalender. Säkular ist das wie ein Aufbruch in die zeitweilige Enthaltung von Alkohol oder Süßigkeiten, aber heute doch nicht mehr richtig, die meisten wissen gar nicht mehr, was fast bedeutet. Oder man hält sich ohnehin – eh! – nicht dran.
Worum es mir geht? Es gibt Erinnerungen, die sich im Gedächtnis verknüpfen sollen oder können, verknüpfen mit Ereignissen, mit lokalen Ereignissen und Erscheinungen, die durch den Fetzenzug oder ähnliches nur reanimiert werden. Was hat der Fasching vor 80 Jahren bedeutet, dann vor 60, dann vor Kurzem? Und für wen? wer hat sich politisch draufgesetzt?
Wenn ich an meinen Kindheitsort Ebensee denke, kann ich das heute nicht nur landschaftlich (zB. Rudern im Traunsee, Schwimmen, Gipfel, Wald, Kyrill 2008), sondern muss die Industriegeschichte, die KZ Geschichte, die Eiwanderungsgeschichte, die Abwanderungsgeschichte mitdenken, gerade weil ich ja nicht mehr da bin. Nur der Fetzenzug bleibt…
(und warum das im rheinischen Karneval anders ist, weiß ich nicht. Egal.
Fastnacht in Basel ist in bester Erinnerung, das ist wieder anders).