Das meint Thomas Friedman (NYT 17.3.). Ich denke, der Krieg ist längst global ausgebrochen, ohne Zentrum. Aber Friedman verweist schon auf den Zünder der Sprengung internationaler Zusammenarbeit für den Frieden.
Es gibt noch sehr viel mehr Begründungen für die jeweilige Definition von Kriegsursachen, -anlässen und zielen. Aber schon die 6 zitierten zeigen: einfach zu lösen ist das Problem nicht.
| Even Jews who oppose Israel’s war in Gaza can’t escape it Jonathan Glazer’s Oscar-winning movie ‚The Zone of Interest‘ has nothing to do with Israel and the Palestinians. But these days, every Jew is expected to state their opinion on Israel and Gaza |
| AUSNAHMSWEISE ZITIERE ICH AUS EINEM LEITARTIKEL DER HA*ARETZ vom 14.3., |
| weil hier nicht nur eine Kriegssituation, sondern insgesamt 6 dargestellt werden. Die |
| Tageszeitung ist liberal und kritisch zu Netanjahu eingestellt, und bietet eine Vielzahl kontro- |
| verser Stellungnahmen. Ich habe sie abonniert, sie ist EINE von mehreren Quellen zum |
| Konflikt in Israel und am Gaza. |
| How many wars are being fought right now in Gaza? From the Israeli perspective, at least three. There’s the „official“ war that was started by Hamas when it attacked Israel on October 7. The war with the triple objective of ending Hamas‘ rule in Gaza, destroying its military capabilities and rescuing the hostages. That’s the war that the overwhelming majority of Israelis are fighting and still support. Many Israelis believe they are fighting a broader war as well, one that is a continuation of a much longer conflict that began with the Palestinians‘ rejection of Jews‘ right to live in this land. The aims of the war are not well-defined. For most Israelis it is still a war of defense with the aim of deterring the Palestinians from continuing to harbor any illusions about Israel’s permanence in the region. But for many, especially on the far right, it’s an opportunity to deliver a debilitating second Nakba. They seek to cast Palestinians as Nazis who must be eradicated. And then there’s the war that some religious Israelis are fighting, which is part of the divine redemption of the people of Israel. A war that will end not only when the enemy is vanquished and banished from the land but when the temporary secular governments of Israel are replaced by the law of the Torah. Likewise, Palestinians are fighting at least three wars. There are those who religiously believe in eradicating Jews, as laid out in the original Hamas charter, who not only support the October 7 attack but glory in the scenes of savagery livestreamed that day by its perpetrators. It’s a precursor of what they want to see happen again and again. Then there are many Palestinians who don’t identify with all of Hamas‘ Islamist ideology but justify the massacre (while trying to deny it even was one) as a legitimate response to Israeli oppression and occupation. Israel had to be taught a lesson. Finally, there are Palestinians who to various degrees blame Israel, and Hamas as well, for bringing Israel’s rage down on them and yearn for some kind of peaceful solution.“ |
Für mich ist die wechselseitige Spiegelung der Politik von Netanjahu mit seinen rechtsradikalen Koalitionsparteien und den Siedlern auf der einen Seite, der verbrecherischen Attacke vom 7. Oktober und die Geiselnahme eine moralische Herausforderung, nicht der öffentlichen Medien- und Diskursneigung nachzugeben. Der 7. Oktober wird meist in einem Satz bedauert, verurteilt und in die „Pflicht genommen“, die Reaktion Israels auf dem Gaza aber in jedem Detail qualitativ und quantitativ zur eigenen Gewissensreinigung Tag und Nacht ausgebreitet (diskursiver Sieg der Hamas, jetzt schon). So gehts nicht. Vor allem: so gehts nicht „weiter“.
Es muss eine jenseits der ethnischen und religiösen Grenzen glaubwürdige Instanz geben, die nicht nur vermittelt, sondern auch die Ziele jenseits des Waffenstillstands – also Zweistaatenlösung, Barrieren gegen die Gewalt und gemeinsame Ziele und Kontrollen, wenigstens andiskutiert. Das geht mit der Hamas nicht. Und mit Netanjahu auch nicht. Und das wissen alle, die eine Zweistaatenlösung anstreben.
Was aber besonders wichtig ist: die Geschichte und die Auslöser der Verbrechen der Hamas nicht einfach mit denen Netanjahus gegenrechnen. Die beiden Geschichten sind komplex miteinander verbunden und werden nur teilweise von ihren derzeitigen Protagonisten repräsentiert.
Für mich besteht die Gefahr, dass am Ende dieser Auseinandersetzung Israel nicht mehr existiert oder als ein Staat, dem die jüdische Einmaligkeit und ihr Vertrauen nicht mehr zukommt. Für mich – das heißt, dass auch für mich Israel der jüdische Staat ist, den als letzte jüdische Zuflucht man annehmen muss. ABER: da gibt es keine gespiegelte Gegenseite der arabischen, muslimischen, palästinensischen Welt – die ist anders strukturiert und kann – wenn es gut und demokratisch hergeht – mit Israel in Zweistaaten (oder, wie früher gedacht gar Einstaat) – nach dem Konflikt um Gaza entwickelt werden. Solche Überlegungen fehlen nicht nur Netanjahu und seiner teils faschistischen Regierung, sie sind der Hamas und den unklar geordneten Feinden Israels und des Judentums ebenso fern.
Darüber werde ich nicht im Blog schreiben, die Geschichte, eher VORgeschichte der jetzigen Grausamkeit wird in einer Lehrveranstaltung behandelt werden.
Was aber jetzt drängt, ist ganz anders fokussiert: der verdeckte anti-israel-antijüdische Komplexe, der sich in der Epik des Gazakonflikts und dem weitgehenden Ausblenden des 7. Oktober entfaltet, ist auch ein Hinweis darauf, wie und wozu sich Politik und öffentliches Bewusstsein korrigieren sollte – bevor es zu spät ist. Gäbe es Israel nicht mehr als demokratische Hoffnung auf Heimat, käme das näher an das Ende des weltweiten jüdischen Lebens.