Es gibt so vieles am Zustand der globalen und der lokalen Verhältnisse zu kritisieren, dass manche einfach die Medien abstellen und meinen, dadurch sei früher alles besser gewesen. Wobei es ja auch darauf ankommt, wie lange man die Wellen der Zeit dehnt, um „früher“ bestimmen zu können.
Immer wieder denkt man, dass es vom Goldenen Zeitalter nur bergab geht (Ovid: Metamorphosen) oder dass ganz kurzfristig die Bleierne Zeit eintritt (Hölderlin, Margarethe von Trotha https://de.wikipedia.org/wiki/Die_bleierne_Zeit#Der_Titel) oder verwandeln sich die Feinde in Steine? Die Metaphern unterscheiden sich, aber es gibt offenbar keine Rückkehr, sei es ins Paradies oder in das jeweils ideologisch gepredigte beste Zeitalter. Wenn aber in der Gegenwart der Abstieg von einer guten Zeit noch so deutlich wird, sagen wir von 1989 bis 2021 (Corona), 2022 (Ukraine), 2023 (Gaza), usw. – da ist viel mehr – dann fragt sich a) wie es weitergehen kann, und b) wie man vom Abstieg umkehrt.
Die Privatphilosophie ist nicht schlechter als das dazu meist konservative Feuilleton. Viele, fast alle?, denken solche Abstiegsmetaphern, und sie setzen sich und ihre Gedanken ins Zentrum der Welt. Sie verwechseln Lebensgeschichten der Einzelnen mit dem Gang von Erde und Welt. Daraus können wir wieder ein einleuchtendes Bild machen mit vielen Beziehungen zu bereits verinnerlichten Metaphern, wer hat denn das schon so beschrieben, gemalt, vertont? Was mich daran stört, sind nicht diese Fragen, sondern warum nicht wirklich gefragt wird, wie man sich dagegen stemmt, wie man rauskommt…aus der bleiernen Zeit, oder, was ich eher meine, aus dem Schlamm.
warum mir das wichtig ist? Im Kleinen resigniert die Bundesregierung gegen die Umweltdeppen Lindner und Wissing, die bleifüßerne Zeit wird auch noch verlängert. Im Großen resignieren die europäischen Länder zunehmend vor dem um sich greifenden Faschismus, was ja pragmatisch erst recht der künftigen Generation auf die Füße fällt, nicht nur bei Umwelt und Flüchtlingen. Wenn bei uns die Ausländerfeinde sich durchsetzen, gibt es ohnedies bald keine Arbeitskräfte, und verdursten die Rechtsradikalen, – und leider auch angenehmere Menschen. Das schlammige Zeitalter verdorrt die Hirne, weil das Wasser ausgeht (Wer heute Atomstrom fordert, dessen Hirn IST schon verstrahlt). Ich habe auch keine Antwort auf die Frage, wieweit der Abstieg der Zeitalter noch geht und ob eine Umkehr möglich ist. Aber das ist doch eine falsche Denkart, wenn man so lange Wellen – Zeitalter! – als Maßstab nimmt. Umweltpolitik, Friedenspolitik, Sozialpolitik etc. sind alle Politik, und Politik ist es etwas anderes als sich in Mutmaßungen über Lauf der Geschichte jenseits unserer Phantasie, über die guten Zustände „früher“ zu ergehen. Man kann ja zum Beispiel weniger Kinder zeugen. Man kann ja zum Beispiel Fahrgeschwindigkeiten reduzieren. Man kann ja zum Beispiel Ernährungsgewohnheiten ändern. „Man kann“ ist nicht abstrakt, sondern wichtig gegen den neoliberalen globalen Individualismus des Verhaltens der privilegierten Klassen.
Klassenkampf? Ach was. Politik. Im Goldenen Zeitalter spielen die Götter noch eine Rolle, in der Bleiernen Zeit die irrwitzige Phantasie der Herrschaft, und wir brauchen für einige politische Handlungen nur die gegenseitige Mitteilung über Wahrnehmung und Nachdenken. Wenn eine Regierungserklärung sich darauf bezöge, wäre sie auch nicht schlank, aber verständlich. Und wenn sie politisches Handeln damit rechtfertigte, würden das die Menschen verstehen, anstatt sich den Pöbeleien der Realpolitik hinzugeben, die zwar jetzt nach rechts tendiert, aber links, und in der Mitte und oben und unten auch existiert. Dagegen kann man etwas tun.