Man hat den Eindruck, dass wichtige Informationen, global wie lokal, zunehmend an denen vorbeigehen, die sie wahrnehmen, aber nicht aufnehmen wollen. Die Nachrichten hören, vielleicht „aha“ denken und sagen, und schon ist es vorbei. Als ob eine Decke die wirre Wirklichkeit gegenüber der Draufsicht und Einsicht abschirmt. Das betrifft nicht eine Menge von „anderen“ und keineswegs nur den Pöbel, als den ich die Masse der dem Faschismus zugeneigten und nicht einordenbaren Menschen bezeichne, nein, auch ich, auch „wir“, schieben dauernd von uns weg, was kaum auszuhalten ist. Oder wäre. Das ist eine wesentliche Differenz, die einen zusätzlich ermüdet, erschöpft.
Oberflächlich kommentiert man das unter anderem mit der Ermüdung der Öffentlichkeit durch immer die gleiche Themenfolge, die in den Vordergrund rückt, was anscheinend die Politik aktuell beschäftigt, und das nach hinten reiht, was ohnehin wichtig und bewusst entscheidend ist. Umwelt, Krieg und Hunger – das wissen wir. Der Rest wird aus den Informationsfluten gefiltert. Was wir wissen, brauchen wir nicht dauernd zu hören – denkt man und übersieht dabei, wie einförmig unerbittlich z.B. religiöse Rituale oder juristische Verfahren immer dieselben Sprüche und Floskeln wiederholen, entleert jeden Sinns, aber man weiß, wo man ist, wenn man sie hört. Übersieht man dabei nicht, dass „die Politik“ ganz genauso verdrängt, was wirklich wichtig zu denken und zu tun wäre, und ihre ToDoListe ist auf der Ausweichspur? Das hindert viele normale Menschen, sich der Verantwortung zu entledigen und ihre Freiheit an die Politik abzugeben zugunsten einer gefühlten Sicherheit. Immerhin hätten, wenn das stimmt, Eliten und die Massen keinen so großen Abstand, wie ansonsten geargwöhnt wird.
Wenn das einigermaßen, mit unscharfen Rändern zutrifft, dann wäre das eine allgemeine Beziehungstheorie. Politisierung, Aktivierung etc. sind gängige Ratgeber-Konsequenzen … mit offenbar geringen Folgen.
Unübersehbar ist das schnelle Voranschreiten einer Ausbreitung des Faschismus, bleiben wir einmal in Europa, und die Behauptung, dass es auch daran liegt, wie sehr die Politik aus der Politik verdrängt, wie sehr man thematisiert, was unter anderen Umständen sich ohne Pathos pragmatisch regeln ließe oder kritisch bewertet und ggf. abgeschafft würde? Das ist eine komplexe Umschreibung, dass und wie sehr die Faschisierung auch „an uns liegt“, an der Unbeweglichkeit des Einforderns eigener Ansprüche und am Festhalten von überlieferter Lebenspraxis, die für uns, hier, meistens noch keine Überlebenspraxis ist. These: die kommt auf uns zu. Und die Faschismen haben sich im Übergang dazu breit gemacht, Unterwerfung statt kritischen Aufwachens unter anderem Unterwerfung durch Ausblenden.
Ich habe eine Liste dieser Ausblendungen parat, und zugleich Hinweise darauf, wer aktiv an der Verschleierung dieser Ausblendung von Wirklichkeit. Das ist nicht einfach Kritik an den verantwortlichen Politikern – das auch -, sondern Kritik an der Weltbildung von Menschen, Erwachsenen und Kindern, die keine Vorstellung davon zulassen, was alles gefordert und eintreten wird, wenn es ums Überleben geht. Heute lese ich, dass Menschen nur dann ökologisch agieren wollen, wenn ihr Lebensstandard nicht abnimmt – das heißt, sie wollen es nicht. Als ob der Lebensstandard und das Überleben eindeutig korrelierten. Darunter ist meine Liste, die die Regierung anders in den Blick nimmt wie die Opposition, wie denn auch nicht? Die Liste rufe ich dauernd ab, sie wird angereichert durch alles, was an Kritik dazu kommt, und allgemein wird sie verkürzt durch alles, was die breite Masse vergisst und verdrängt.
Ein Moment ist dabei beängstigend: die allgemeine Abnahme der Empathiefähigkeit öffentlicher Beurteilung, siehe die europäische Einigkeit in der Flüchtlingsfrage und der idiotische Abschiebediskurs unserer politischen Parteien. Für die Deutschen hat es 1933 ohnedies nicht mehr gegeben…fürchte ich.
Wie mit dem Faschismus umgehen? Das ist kein Thema für kurze Blogs, da muss mehr ausgebreitet werden an Denken. Aber eines ist klar: nur sich selbst dadurch freisprechen, weil man AfD und BSW kritisiert und sich zur Abgrenzung zusammentut, geht auch auf kurze Dauer nicht: die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche…werden demnächst selber welche?