Gesund beten – krank bleiben

Die Überschrift ist, wie alles im Leben – doppeldeutig, aber auch einsichtig.

Die sich selbst demokratisch verunsichernden demokratischen Parteien schließen sich von der AfD ab (Infektion mit Todesfolge bei Verbindung), aber dass sie offen für Koalitionen mit BSW sind, zeigt, dass sie langfristige Schwächung der Demokratie in Kauf nehmen. Zur AfD neuerdings https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/862782/17

Der Tod von Alain Delon hat viele Cineasten betroffen gemacht, wenige Nachrichten machten deutlich, wo der Schauspieler politisch gestanden hatte – rechtsradikal. Als ob nicht beides mitteilungsfähig wäre. (vgl. https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/862782/3)

Die autonärrischen Neoliberalen von der FDP kürzen die Energiebudgets, weil die Welt so oder so an der Umwelt zerbirst, da ist es besser, die Reichen überleben einen Tag länger und die andern haben wenigstens mehr Freude am Fahren.

…noch mehr? Ihr wisst, was ich da aufrufe: den Umgang mit den Widersprüchen der Oberfläche.

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Der globale, also auch europäische Faschismus greift um sich, etabliert sich in den Zentren und in den Ritzen der Gesellschaften. Er wird verkleinert (Österreich), in die Politik anderer integriert (Türkei, Italien), an den Rändern kritisiert, geleugnet, ignoriert oder so deformiert, dass man nicht von Faschismus reden darf oder soll, – mit dem Problem, dass es keinen tragfähigen Begriff an seiner Stelle gibt.

Es gibt dafür mehrere Erklärungen, die sich oft widersprechen:

  • Faschismus ist ein politisches System, das mit anderen autoritären Systemen vergleichbar/nicht vergleichbar ist
  • In Zeiten der Krise(n) ist die vertikale Herrschaft eher angemessen als die demokratische Horizontale (Führerprinzip und analoge Herrschaftsformen – Öffnung zu und für autoritäre und diktatorische Regierung)
  • Verzerrung der Gewaltenteilung zugunsten der Exekutive
  • Legitimierung faschistischer Systeme durch demokratische Wahlen /Selbstreduzierung von Demokratie)

All das kann durch Schwächen in der Demokratie befördert werden. Das kann auch analysiert, bewertet, verurteilt werden – wird es auch – und man kann gegensteuern. Man kann, und wenn es nicht geschieht, dann ist es nicht unwichtig, zunächst auch bedenken, warum es nicht geschieht.

Gesellschaftskritik, Gegenüberstellung von politischen Positionen etc. machen wenig Sinn, wenn man nicht beachtet, wie sich wirkliche einzelne Menschen und Gruppen dazu verhalten. Das kann man nie bis zum letzten Effekt genau sehen. So wie man bei Religionsangehörigen auch nicht genau wissen kann, was jede Gläubige und jeder Gläubige wirklich im Konkreten glaubt. Eine Antwort auf dieses Dilemma ist jedenfalls Kommunikation und keine Gleichwertigkeit von ernsthaften Auseinandersetzungen mit der Schwurbelei von fake. Das hat natürlich mit Pädagogik, mit Medien – und mit jener Politik zu tun, die jenseits des Themas ja nicht nur von „oben“ getan, sondern auch von „unten“ gestützt wird, sei es durch Wahlen, sei es durch Verhalten (Konsum, kontrafaktische Prioritäten etc.). In diesem Kontext würde es bei den eingangs ausgewählten Beispielen relativ einfach um „Positionierung“ gehen und nicht um feststehende „Positionen“, d.h. wir sollten uns bereithalten, für die Antworten auch uns selbst zu inkludieren. Klingt moralisch? Ne. Man kann nicht „für“ die Umwelt sein und den eigenen Lebensstil nicht überprüfen. Man man kann die Sozialpolitik nicht dem Spardiktat unterwerfen. Man kann, darf etc. Und das wiederum bedeutet das „Man“ zu knacken.

Wir betrachten uns nicht von der Spitze des Berges.

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