Wenn alle den Spott beiseite legen und die Brauchbarkeit, ja Notwendigkeit der weihnachtlichen Nivellierung beschwören, förmlich heimsuchen, in den Tages- und Wochenzeitungen, im Rundfunk und in vielen Kontakten, dann bleibt mir nur das harmlose Zurückweichen in die Ironie, die niemanden und nichts verletzt. Wo sind wir denn. (nicht „?)“.
Längst hat die Weltpolitik aufgehört, scheinbar Rücksicht auf die jeweils vorherrschenden Feiertage und sakralen Abläufe zu nehmen. Es ist schon erstaunlich, wie der globale Diskurs der Beschreibung der Weltmächte in „1984“ von Orwell entspricht, und wie die Umkehrung der Wahrheit zur Wahrheit wird. Das kann man wieder lesen und bewundern, oder sich wundern, wie fortgeschritten die chinesische Methodik der Überwachung, die amerikanische Absurdität der alten weißen Zulämglichkeits_Regeln und die russische Barbarei auch die Politik und das Verhalten der kleineren Staaten in Anspruch nimmt. Aber wir wollen ja Weihnachten feiern oder Chanukka oder einfach Freizeit bis zum Jahreswechsel, und da denke ich, dass unser Widerstand gegen die neofaschistischen, pöbelhaften oder einfach depperten Erscheinungen schon einiges kann, das wir nicht mehr lernen müssen. Zum Beispiel untertauchen. Nicht im vergifteten Abwasser, sondern in der Sprache. Ironie und Pathos gehen beide an den Diktatoren und autoritären Politikern vorbei, die nur verstehen, was sie sich einbilden.
Mir kommt es darauf an, dass wir nicht dauernd alles zugleich machen, dass aber vieles mit und neben einander Platz hat, Aufmerksamkeit, Trauer, Fröhlichkeit, und weil es eben darauf ankommt, wer was wann warum und wozu tut oder unterlässt, sollen Ratgeber und ideologischer (An)Führer keinen Platz haben. Nicht einfach Man, nein, wir sollten uns schon selbst und andauern befreien, auch wenn das weder bequem noch einfacher ist als den Führern zu folgen. Weil es Weidel und Wagenknecht gibt, muss man hier auch Führerinnen sagen. Befreiung aber bedeutet nicht automatisch und immer Freiheit, sie bringt uns auf den Weg dahin. Das ist der Anfang von uns in der Politik, im Verlassen der Privatheit, in der Kommunikation – das erlaubt uns Ironie, Pathos, auch Realitätssinn, weniger Glauben, mehr Denken, und genau zu erwägen, wann wir WIR sagen und wann ICH.
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Schöne Tage wünsche ich. Gute Tage mit Ausblick auf ein gutes Jahr 2025 und mit einem Rückblick, der nicht in Selbstvergessenheit oder Trauer mündet.
Die Wiener sagen: es muass wos g’schehn! umd darauf sich selbst zu antworten: Kannst eh nix machen.
Aber die Wiener können beim ersten Satz anhalten und ihn ernst nehmen. Alles Gute.
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Sanssouci 2024 kein Schnee. Aber Hoffnung.