In Österreich sind auch die Gerichte schon infiziert. Satire wird strafrechtlich den Wünschen der Rechten gebeugt. (Vgl. Rau: Standard 15./16.2.2025, S.1 „Riskante Satire“). Ob eine demokratische Koalition in kurzer Zeit die Faschisten zurückdrängt, bleibt fraglich. Kein beruhigender Nebenwiderspruch.
Was der Faschist Vance im Auftrag des Diktators Trump bei der Sicherheitskonferenz in München von sich gegeben hat, ist eine Kriegserklärung eines Kriegs, der ohnedies im Aufzug war. Die drei großen Diktaturen folgen dem Schema von 1984, die globale Faschistenverteilung drängt die verbliebenen Demokratien in die Defensive. Lassen wir Vance einmal im Ankündigungsnebel an der Seite der AfD. Was mich besonders bedrückt, sind die unterbliebenen wirkungsvollen Reaktionen. Ablehnung, Kritik, ja, aber Widerstand, der demokratische Gegenplan, gar eine europäische Gegenoffensive gegen die drei Diktaturen und ihre Gefolgschaften, – kaum ein Hauch. Wer denn auch, wenn beides fehlt: dynamische Demokratien und respektable Personen, deren Persönlichkeit den Führern Widerstand entgegensetzt und organisiert. Ach ja, der Westen…Es geht nicht um den Sheriff, wie Vance meint, und High Noon ist vielleicht schwer zu übersetzen: aber da der begonnene Krieg nun von den USA verkündet wird, muss man schon überdenken, was an welchem Westen wir forcieren wollen, wenn der Osten schon in der alten Volksthümely versinkt, wo er ja tiefsitzend immer abgeschoben wurde.
Nein, keine Satire. Wenn ich den 3. Weltkrieg behaupte, dann ähnelt der dem 2. sehr oder nicht gar, wie der 2. dem 1. Aber gemeinsam haben sie: die Welt und nicht ein paar Nationen gegeneinander. Gemeinsam haben sie, dass die Hauptakteure Gegner der Demokratie sind und sich unterschiedlicher Faschisten und Faschismen bedienen, sowie ihrer teils kriminellen Herrschaftsapparate, und ihrer Oligarchen, Kapitalisten und gewinnträchtigen Sklaven.
Einschub zum Faschismus. Ich gebrauchen Begriff seit längerem, bewusst und mit einem soliden Hintergrund. Kritiker meinen, damit würde man den vergangenen schrecklichen Faschismus verkleinern oder ihn quid pro quo auf andere Herrschaftsformen anwenden. Mögen sie recht haben, was sagen sie dann zur Realität und welchen Namen geben sie ihm? Ich mache einen Umweg. Bei Umberto Eco wird „Der ewige Faschismus“ in einigen zeitgemäßen Essays gemeinsam mit der Migration so abgehandelt, dass Kritik und Widerspruch nicht einfach sich anbieten; eher weitere Ausdifferenzierung (München 2020, Hanser). Bevor er in die Analyse geht, sagt Eco im Kontext von 1945, er hätte als 13 Jähriger gelernt, „dass Redefreiheit auch Freiheit von Rhetorik bedeutet. (S.16). Eco vergleicht Faschismen und wägt ihre Wiederkunft ab, fürchtet aber die erneute Ausbreitung des Nationalsozialismus, der das „ganze Volk“ mitreißt (S.20). Bei der Beschreibung des italienischen Faschismus ist interessant, dass er sich von Nazis nicht durch Milde o.ä., aber durch das Fehlen einer das System definierenden Philosophie…Darüber kann man uneins sein. Nicht aber über die Vorbildrolle dieses Faschismus für viele Systeme, und dann der Satz für die Gegenwart: „Es war der italienische Faschismus, der viele liberale Politiker in Europa davon überzeugte, dass dieses neue Regime interessante soziale Reformen durchführte, die eine gemäßigt revolutionäre Alternative zur kommunistischen Bedrohung darstellen konnten“. (S.23). Bei Kommunismus denke ich an den Hitler-Stalin-Pakt, und an die Analogie des Satzes im heuten globalen Maßstab. Bis in die Details…Eco beschreibt die faschistische Vielfalt, die philosophisch unstrukturiert und nur archetypisch verankert war. Im Gegensatz zu dem ein Nazismus. Im Hauptteil des ersten Aufsatzes beschreibt Eco 14 Merkmale des (Ur-)Faschismus – das wäre ein didaktischer Einstieg (S.19-39). Mir fehlt aber die Genese dieser faschistischen Merkmale, und die Entwicklung der späteren Nazisystematik aus den Faschismen (war es eine „deutsche Besonderheit“?. Eco schreibt über seinen Lernprozess, bezeichnet sich als „westlich“ und schließt mit einem Zitat von Roosevelt von 1938, worin die „abnehmende lebendige Kraft“ der Demokratie die Zunehmed des Faschismus bewirken kann (S. 40). Das hat er früh geschrieben, 1995, nicht heute…Ja, was geschieht denn weltweit, angetrieben von den USA, die bislang als Gegenpol zum Faschismus geboten waren, als Kern des Westens? Die Wirklichkeit, ausgedrückt von Trump und Vance und Musk und Weidel, zwingt zur Revision der Wahrheit des Westens. Die Allianz von Trump und Putin gegen die Menschen in der Ukraine ist wie eine Neuauflage des Hitler-Stalin-Pakts. Natürlich mit anderen Facetten, aber im Prinzip.
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Krieg ist nicht nur Schlachtfeld, aber auch. Die Narrative früherer Kriege sollen uns beruhigen, dass keine neuen Kriege mehr geben wird, vor allem „bei uns“, was global und lokal eine dumme Verengung ist. Denn WIR sind in bestimmten Aspekten in alle Kriege verstrickt, die auch anderswo stattfinden. Jetzt kommen die Schlachtfelder auch von Western nach Europa. Trump und Putin sind eine „Einheit“, das passt gut zu Orwell. Jetzt ist einmal China nicht dabei. Global immer 2:1…
Krieg ist nicht nur Schlachtfeld, es baut die Sozialstruktur um, auch die Kultur, und die allgemeine Verarmung wird durch die Oligarchen verdeckt, so wie die amerikanischen Milliardäre den Migrantenhunger verdecken. Wer jetzt glaubt, auch ich wollte endlich den linken Antiamerikanismus wieder vor die Ablehnung der russischen und chinesischen Diktatur vorziehen, irrt. Die Wahrnehmung der innerhalb von Wochen erfolgten Ausschaltung des amerikanischen Demokratieverbündeten ist unsere Wahrnehmung….sie wurde schon lange und komplex vorbereitet, Russland und China haben das schon früher bewerkstelligt. Die Pflanzenmetapher der europäischen Politik, schon vor Hegel: Samen, Knospe, Blüte, Frucht…passt schon. Und WIR sind da beteiligt, durch Schweigen, Wegschauen, Aufblähen der Nebenwidersprüche etc. Jetzt aber keine Selbstgeißelung. Die würde uns ja am demokratischen Widerstand erst recht behindern. Die Westliebe nach 1945 hatte ja Grundlagen, wirtschaftlich wie politisch und natürlich kulturell. Um welchen Preis? Darüber sollte man jetzt schnell und gründlich reflektieren, um den europäischen Widerstand zu animieren. Dass der nicht gleich bewaffnet erfolgt, ist so klar wie, dass er auch bewaffnet erfolgen wird.
Je mehr wir Demokratinnen und Demokraten wirtschaftlich und an politischem Einfluss verlieren (werden; und jetzt schon verlieren), desto stärker stehen die Qualitäten der Resilienz und des Widerstands auf unserem gesellschaftlichen und psychosozialen Stundenplan.
Und was jetzt? Falsche Frage. Die Antwort wird von niemandem vorgegeben. Wir müssen sie entwickeln. Der Freiheit geht die Befreiung vor, auch und gerade im Krieg.
(Fortsetzung folgt, leider)