Ich wollte, ich schriebe Märchen für Erwachsene. Oder Schulbücher zur Geschichte der 2020er Jahre. Aber das kann ich nicht, es bleibt beim Blog. In den letzten Tagen wächst ein psychologisches Verständnis für alle, die keine „Nachrichten“ mehr hören oder sehen wollen – das heißt nicht, dass ich die auch nicht wahrnehme, aber ungern, weil so vieles verklemmt rüber kommt.
Heute, am 8.4., sagen die Weltklimaforscher etwas über den wärmsten März seit jeher, und sie analysieren, wie lange nicht nur unser Land, auch die Ukraine, Polen, Osteuropa die Trockenheit noch überstehen kann. Nicht – wird, kann. (Dass es bei uns morgens sehr kalt ist, hat mit der europäischen und globalen Erwärmung nichts zu tun, es ist eine klimatologische Ironie, wegen der arktischen Eisschmelze…
Vor und nach dieser Meldung das Übliche: Ukraine, Gaza, und natürlich Pmurt, der weiterhin fast unangegriffen die amerikanische Demokratie ruiniert und unsere gleich ein Stück mit. Und die Vorboten der Unsicherheit, ob die schwarzrote Regierungsbildung zustand kommt, und wenn ja, wie. Und wie das alles zusammenhängt, ob und wie, das wäre die eigentliche aufklärerische Tagesarbeit allenthalben, kommt aber nicht richtig in Fahrt. Wer will schon wissen, welches Ende wann und wie zuerst kommt, von wem und wovon angetrieben.
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Nun machen wir einmal keine Endzeitstimmung, die kann sich am Stammtisch oder beim Abendessen auch ausleben. „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,….“ sagt schon Hesse, und wir können darüber nachdenken und uns bezaubern, was EIGENTLICH schon lange angefangen hat, aber jetzt wirklich deutlich wird. Nicht, was sich demnächst ereignen muss und wird, sondern was wir damit anfangen und wie, das ist ein spannendes Thema, spannender als der Besuch der Autokraten bei den Diktatoren, spannender als das Abschmelzen der Aktienpakete und Sparguthaben. Wie gehen wir mit dem Zauber um? Die schlechte Unendlichkeit gebietet alles so zu machen wie immer. Geht nicht, klar, dann trudeln wir noch schneller in den Abgrund und das auch noch als Hilfskräfte der Tyrannen. Kann man hingegen alles neu machen, also die Welt und uns selbst? Na, so allgemein wohl nicht, aber konkret.
Ich denke, wir müssen die Aktionen der drei großen und vielen kleinen Diktatoren mit einer Nachkriegserfahrung vergleichen, die bei uns, in Mittel- und Westeuropa, mittlerweile eine Nachfriedenserfahrung ist, welche erst allmählich unsere Euroselbstzufriedenheit perforiert. Nachfrieden heißt, werte LeserInnen, nicht „Krieg“ im historischen Sinn, vielleicht aber in einem erneuerten, ankommenden Sinn? Nachkrieg bei uns war Hunger, Armut, Isolation…und wurde nur von denen umgedeutet in Niederlage und Ausgrenzung, die nicht verstanden haben, was 1945 geschehen war, wirklich geschehen. Aber anderswo war das anders, und die wirtschaftlichen Aufschwünge haben vieles nur verschoben, nicht erklärt, nicht wirklich verstetigt. Das ist natürlich subjektiv anders behandelt. Aber ist es nicht möglich, angesichts der drohenden Verbindung von Angriffen auf Menschenleben, Lebensumstände und Umwelt sich des sozialen Widerstands, der eigenen Zukunftsvorstellungen, auch des Rückzugs von vielen Dingen und der Annäherung an andere, bewusst zu werden? Ist es möglich, die grausige Brandmauer gegen das Weiterentwickeln unserer Evolution zu durchbrechen? Vorsicht, der letzte Satz ist ironische wahrhaftige Ironie.
Also nicht gleich Einschränkungen vorwegnehmen, den Bauchgürtel und den Hirngürtel nicht vorab enger schnallen, aber einmal und mehrmals darüber entscheiden, was für unsere Kinder usw. wirklich wichtig ist. Politik und eigene Lebensführung verbinden….Da reicht es, einmal am Tag die Nachrichten aufzunehmen, aber mehrfach darüber nachzudenken, was denn getan werden soll und wo man sich selbst einbringen kann.
Das klingt pädagogisch, ist es aber nicht. und schon gar nicht religiös, denn es kommt auf jeden von uns an. Stellt euch eine Liste an, welche Umwelt-Dialog-Lebensführung-Solidarität-Widerstandshandlungen jede(r) von euch und uns sich vorstellen kann als realen Widerstand, gegen das, was die Nachrichten ja in sehr abstrakter Form einhüllen. Was aber, wenn es auf uns zukommt, auf Vorbereitung stoßen muss, und dabei denke ich nicht nur an Bunker und Lebensmittelvorräte. An Bewusstsein, Entscheidungen, wenn ihr wollt: Umdenken.
P.S. für die werten LeserInnen, die mich gar nicht kennen. Ich schreibe das auch an einem Tag, an dem ich Materialien lang zurückliegender Familienerfahrung dahingehend aufbereite, ob sie mir, uns, heute für die Zukunft etwas zu sagen haben. Es geht ja nicht nur um uns.