Nein, keine Phantasie, auch keine globalisierte Welterkundung. Erfreulich viele Artikel der letzten Monate befassen sich damit, dass wir Menschen nicht nur meinen, Tiere erkunden zu können und damit etwas über sie zu wissen, sondern dass diese Tiere oft uns besser „kennen“ als wir sie. Das passt natürlich nicht nur in die Evolutionstheorie, sondern in ein Zeitalter der Welt- und Umweltzerstörung, in dem wir uns schon unserer besonderen, aber auch beschränkten Position im lebendigen Kosmos der Erde bewusst sein können.
Nkiels Boeing: Hat hier jemand dicker Hund gesagt? (ZEIT Wissen #5 2025). Eines von vielen Beispielen.
Wichtiger, dass wir gelernt haben, weder DUMMER HUND noch BLÖDE SAU zu sagen, auch hast du EINEN VOGEL und krümmst die wie ein WURM usw. –> all das eine späte Folge der Erkenntnis, wo wir in der Evolution gerade halt gemacht haben. Ihr habt auch bei mir vom Oktopus mit den 9 Gehirnen gelesen und von den vielen Begründungen, bei Tiervergleichen vorsichtig zu sein.
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Natürlich kann man überhaupt mit der „Natur“ anders, besser umgehen, aber mit Tieren ist das schon etwas Besonderes, ob wir sie nun frühmorgens streicheln und abends gut gewürzt aufessen, ob wir Angst vor Kühen auf Wanderwegen haben oder sie beim Almabtrieb auf diesen Wegen bewundern. Das Verhältnis von Menschen zu (manchen) Tieren ist schon deshalb besonders, weil sie oft eine oder mehrere Eigenschaften haben, die bei uns so weitgehend nicht entwickelt sind. Verkürzt: das gehört m.E. zur Allgemeinbildung und nicht zu einem speziellen oder Expertenwissen. Und es kann dazu führen, vom Verzehr bestimmter Tiere oder aller Tiere abzusehen, schon aus Mitleid mit ihrem Ende und nicht nur global-ökonomisch. Man kann auch Kompromisse machen und lange, kompliziert darüber diskutieren, ob vegetarisch sein ausreicht oder was man auf sich nimmt, wenn man wirklich vegan ist. Aber zurück an den Anfang: wie gehen wir mit Tieren um und wie gehen Tiere mit uns um, wenn sie sich die Freiheit des Umgangs (beschränkt) nehmen oder nehmen können. Nicht nur Hunde oder Katzen. Aber die auch.
Es ist kein evolutionärer Rückschritt, das Verhältnis von Tieren zu Menschen und natürlich umgekehrt zu überprüfen und zugleich das Verhältnis von Menschen zu AI und nicht-natürlich umgekehrt zu bedenken…das hat noch kein stabiles Ergebnis der Lebensführung oder der Gedankengänge zur Folge, weder bei mir noch bei den zahlreichen KommentatorInnen, aber es ist eine Denk- und Gefühlsbahn, die ich genauer verfolge. Filme wie „Ex Machina“ (https://it.wikipedia.org/wiki/Ex_Machina_(film) )oder „Ich bin dein Mensch“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_bin_dein_Mensch) sind dabei auch wegweisend, doppelt: sie weisen einen Weg, und sie weisen mich, uns weg, fort. Und: sie bleiben hinter dem immer fortschrittlicheren Mitdenken der uns überholenden AI doch zurück. Deshalb ist ein historischer Rückblick manchmal hilfreich, egal wie didaktisch und zeigefingrig: https://de.wikipedia.org/wiki/Nexus_(Harari) . Darüber rede ich hier gar nicht wirklich, nur wie sich die sehr langwierige Emanzipation der Menschen nicht nur von unbegriffenen Vorstellungen, sondern auch von zeitnahen, „modernen“ Unwahrheiten vollzieht – das bringt mich wieder Mensch und Tier zurück, und nicht nur zur menschlichen Unmenschlichkeit, wenn es um den Erhalt von Institutionen geht (Da ist Hariri stark und wir haben gegenwärtig viel Anschauungsmaterial).
Was mich aber umtreibt, dass es keine Beziehung zwischen Menschen und den Tieren geben wird und kann, die zuerst ausgerottet wurden bzw. werden, bevor sie in der Evolution verschwinden oder verändert sind. Warum mich das umtreibt? Unter anderem, weil ich mit meinen Enkelinnen nicht über bestimmte Naturbeziehungen mehr reden kann, weil es deren Objekte nicht mehr gibt, auch wenn sie keine Subjekte sind. Dass mich das in meinem höheren Alter bedrängt, versteht ihr. Man kann eine Menge dagegen tun, aber wohl keine Wiederbelebung der Ausgerotteten oder Ausgestorbenen betreiben. Diese Menge, die man tun kann, grün, politisch, teilweise anstrengend, ist das eine. Das andere ist eine für das eigene Leben folgenreiche Überprüfung des eigenen Verhaltens.
Und wie mich das Reh und der späte Falter wahrnehmen, die ich heute gesehen habe.
