Die Dürre lacht

Nein, das ist keine beleidigende Kommentierung einer untergewichtigen Person.

Auch keine Metapher für die Fröhlichkeit unterbemittelter Politik.

Es geht um Witterung (Reim: Erbitterung), Trockenheit, Sturzfluten, alles in allem um Dürre.

Um darüber nachzudenken und zu schreiben, bedarf es einer gewissen Distanz zu den Personen und Handlungen der sogenannten Weltpolitik, die sich ja meist erst in klimageschützten Innenräumen vorbereitet, und dann die Erdoberfläche beleidigt und ruiniert, und uns Menschen dazu.

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Was macht man, wenn man nicht genug Wasser zum trinken hat, zu wenig um sich und die Wäsche zu waschen, und nichts, um seinen Rasen zu sprengen und das Auto zu waschen. ? Man? es kommt auf uns zu. Die paar heißen Tage sind nur ein Vorblick auf die langfristige Wirklichkeit, die auch uns in Europa treffen wird.

Aber jetzt stellt euch vor, wie wir uns darauf einstellen. Nur mehr konzentriert einmal am Tag Hände und sensible Körperteile waschen und ansonsten uns schützen lassen von der Kruste, die uns bald überzieht, trocken und salzig, aber auch vor Sonnenbrand schützt und Stechmücken abhält. Stellt euch vor, wie wir große Strecken mit Kanistern wandern, fröhlich in der Expedition Meinungen oder Scherze austauschend, wir müssen ja gehen, also können wir auch entspannt sein. Kommt das Gewitter oder der Sturzregen, dann suchen wir Unterschlupf, und bald sind wir der sicheren und trockenen Rettungsinseln, Höhlen oder Gebäuden kundig, die uns das aushalten lassen. Wie man Nahrung rankommt? Wenn nicht gerade Trump einen die Versorgung versaut oder Putin sie kärglich einstellt, dann kommt es darauf an, dass wir einen Teil der verbliebenen Erdkruste noch bepflanzen und das ernten, was dort tatsächlich wächst. Den Rest müssen wir uns verdienen – und abholen.

AUFWACHEN.

Das alles wird tausendfach vorhergesehen, in allen Variationen, und wird doch anders als im Textvorspiel. Gaza oder der Sudan verbieten geradezu die Satire, und ironisch kann ich nur um mich schauen, wenn ich meine Wohnung verlasse, und darauf warten, dass am Himmel ein megagroßes NOCH erscheint. Noch ist es nicht so weit. Das liegt näher als zum Beispiel: noch bin ich nicht tot. Noch gibt es Wasser in der Havel und auch vom Wasserhahn.

Aber was mich politisch interessiert: der Zwischenraum zwischen JETZT und der absehbaren Zukunft. Sie ist absehbar, und was uns jetzt nicht hier trifft, trifft andere Menschen schon jetzt, manche seit langem, und anderswo ist in der vernetzten Welt immer ganz nahe beim Hier.

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Dass zweitrangige sogenannte PolitikerInnen gerade jetzt die Umweltpolitik zurückdrehen, ist pervers. Aber am Gartenzaun gelehnt, atmen manche Menschen auf, endlich kein Druck. In dreißig Jahren, wenn wir noch leben, ist noch Zeit genug, und manche werden dann ohnedies nicht mehr leben…

Influencer und Start-ups beginnen, für die trockene Zeit Bilder, Fotos und Filme in Auftrag zu geben, die den trockenen Generationen Erinnerungen wachhalten und vor allem den darauf folgenden Kindern und Enkeln etwas erzählen können, was für uns noch wirklich ist.

ABER SO WAR ES IMMER, VON ANFANG AN.

Ja und nein, das wisst ihre alle. Und so wie jetzt nie.

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Ich hatte euch doch einen schönen und lustigen Blog versprochen? Ist er ja, denn anders als gegen die Diktatoren, Tyrannen und Idioten kann man ja für die Umwelt und das Überleben noch etwas tun.

Das Argument der Feinde, man solle jetzt das Leben in vollen Zügen genießen, weil man ohnedies für die Zukunft nichts machen kann, ist schwer zu bekämpfen, aber dazu sind wir ja da. Das ist nicht nur Politik, auch Anschauung und Privatheit.

Politik ist natürlich, Strukturen zu verändern und nicht alles der privaten Mülltrennung als Heilmittel zu übergeben. Dazu müssen wir die mächtigen Lobbys mit ihren lernäischen Hälsen bekämpfen. (Lest über die Hydra https://de.wikipedia.org/wiki/Hydra_(Mythologie), es lohnt. Und gebt jedem Kopf eine Lobby oder einen Aktienkurs, nicht nur die ganz großen. „Bekämpfen“ ist mehr als nur kritisieren. Das bewirkt Konflikte, wo denn nicht, …

Sagen die Pseudo-Liberalen: jede(r) Einzelne soll sich das zu Herzen nehmen und entsprechend handeln. Geht nur sehr beschränkt, siehe oben. Aber es ist etwas daran, dass man bei sich selbst auch etwas ändern muss…Und wir werden bald vieles ändern müssen, was die zu erwartende Kargheit betrifft, die über freiwillige Sparsamkeit der wöhlerhabenden Mittelschicht hinausgeht. Wenn Merz und Dobrindt jetzt schon die Armen immer ärmer machen, also Trump nachfolgen, wird das gegen sie zurückschlagen.

Ach ja, ich wollte ja einen besseren Blog schreiben. Morgen gibt es eine Rezension. Genießt den Sonnenuntergang, das ist keine Ironie.

Warten heißt überholen

Bin gespannt, was die neue altmodische Regierung heute öffentlich macht. Wie gut, dass ich keine Kommentare korrigieren muss. Man wird schon merken, wohin sich die Außen- und Innenpolitik dreht, wie die Versäumnisse bei Migration und Ökologie umschrieben werden usw. Es kann auch alles ganz anders werden als erwartet, es kommt darauf an, wieviel Vernunft im Großhirn der Gesamtexekutive des viertmächtigsten Staates schon vor Pfingsten wurzelt und wächst. Und dann…ja, Ihr Eiligen, dann wird kommentiert. Morgen früh in den Medien werden die Wahrheiten der Wirklichkeit angepasst, und endlich darf man seine Meinung gefahrlos neu strukturieren…Schön, nur mehr ein paar Stunden zu warten. Bis dahin: ganz etwas anderes.

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Ich denke, dass es bald soweit ist: der blaue Himmel, die helle Sonne, die Trockenheit wird die Weltsicht erweitern, es ist nicht alles Krieg, und Völkerrecht, und Migration allein – das Wetter ordnet sich ins Klima ein. Hatte ich ja schon angesprochen. Aber es gibt da eine Dimension, die mich weiterhin interessiert: was verändert die Klimakrise an unserem Bewusstsein, jenseits der Umweltpolitik? Ich erinnere die Klimazyklen meiner Kindheit und Jugend. Was vor 70 Jahren war, war es besser und berechenbarer? Die Meteorologen belegen die positive Antwort. Aber wie war es wirklich? Heiße Tage, Gewitter, Regenphasen, Trockenheit – keine Dürre, Hochwasser – keine dauernden Überschwemmungen, das kann ich noch rekonstruieren. Aber auch unser Verhalten. Keine Ahnung vom Schaden der ungeschützten Sonnenbaderei (Verwandte sind daran schwer erkrankt, später allerdings…). Man brät in der Sonne, springt schnell in den See. der heute viel wärmer ist als damals. Ich erinnere ziemlich deutlich, dass Klima kein Thema war, nur Witterung. Insgesamt gehörte die Wirklichkeit der Witterung mehr zu unserem Alltag, war kein Gegenüber. Das hatte schon Auswirkungen, beim Bergsteigen oder Rudern im großen See. Das alles ist heute anders, siehe den Beginn des Absatzes. Und wenn es wirklich so trocken bleibt und weiter wird, wie stellt sich das Bewusstsein und die Lebensweise darauf ein? ich denke jetzt einmal nicht an Kleidung und Topfpflanzen und Autowäsche, sondern an die kollektive Verarbeitung dessen, was so nicht mehr wirklich gilt: Jahreszeiten, Merksprüche zum Wetter, Erinnerungen – bei mir eher an extreme alpine Hochwasser, an Gewitter, an Schnürlregen, – ich sehe im Fernsehen, wie niedrig heute die Wasserspiegel von Donau und Rhein sind, wie die Gletscher verschwinden, alles Details einer Veränderung, die vielleicht unsere Gattung mehr beeinflusst als wir wahrhaben (wollen). Das ist übrigens ein Grund, warum die deutsche Regierung, auch die österreichische, die Klimaziele abbaut. Sie zeigen schon, dass der Vertrocknung der humanen Gattung ohnehin nur mehr wenig entgegengesetzt werden kann, also lasst uns fröhlich leben, kämpfen, Coupons schnipseln und Umwelt fingieren. Liebe Leserinnen und Leser, lacht nicht über das Evidente. Ich habe ja schon zum Widerstand geschrieben, in den letzten Blogs. Aber ich denke, wichtig ist auch unsere Bewusstheit der klimatischen Umstände vor der Politisierung erst einmal wahrzunehmen. Seltsam, ich leide unter dem Verlust von Insekten, unter der Wolfsmörderei, unter dem Verschwinden von Vogelarten, unter der Gewöhnung an die neue, schwere Luft der sich verändernden Umwelt, ich leide darunter, aber es ist kein diskursives Leiden, und viel Umweltliteratur ist mir zu romantisch oder positivistisch.

Na gut, mit diesen Gedanken werde ich mir heute Merz und Konsorten anhören. Und wie sie meinen, dass wir leben sollen, wird ein Maßstab sein. Keine Kritik vorziehen, bevor wir wissen, was hinter dem Vorhang ausgeheckt wurde. Die Rechtsradikalen im Kabinett haben schon ihre Lafetten neu orientiert, aber sie herrschen noch nicht allein. Manchmal kann man auf Vernunftzuwachs und die Aufgaben der Exekutive vertrauen, bis wir belehrt werden.