Neben der Spur

Wie lange kann ein Zug neben der Spur hoppeln? Wie lange kann ein Verkehrsminister die Autos fördern, damit die Züge nicht mehr fahren können? Ich habe die Antwort: er will die Zahl der Toten erhöhen (Verkehrstote erleichtern die Versicherungen und helfen den Bestattern), er will die Bahn ruinieren und Deutschland stattdessen zubetonieren (Das war schon vor 70 Jahren ein Versuch in Kalifornien, da hat er ein erfolgloses Vorbild), und weil er ja gottesfürchtig und inkompetent ist, kann man ihn auf Fußwallfahrt in die Wüste schicken, die er selbst mit verantwortet.

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Ich verdränge Wissings Quatsch. Draußen blüht es, Frühblau wechselt zu gelb, die Bäume sind noch grün, die Wasserlachen im Park halten sich noch ein paar Tage und die meisten Menschen vergessen den Klimawandel. Nicht was IST zählt, sondern was man meint zu sehen und wahrzunehmen. Es gehört zum Aufbau von Resilienz, eine umgebende Natur in seine eigene Gesellschaft zu „integrieren“, nicht sich aus der Gesellschaft sozusagen auf Urlaub ins Grüne auszublenden. Das Umgekehrte, sich und die Gesellschaft in die Natur zu integrieren klingt gut, aber außer im Goldenen Zeitalter geht das wohl nicht. Wenn die Wahrnehmung nicht mit Erhaltung, manchmal gar Rettung, verbunden ist, bleibt es beim grünen Gesäusel.

Bei den Versuchen, marktnahe, ortsnahe grüne Landwirtschaft zu verstehen, kann man diese Integration im besten Fall erfahren oder sich gar daran beteiligen (das muss man nicht, wenn mans nicht kann; aber dann kann man das fördern). Man wird schnell Schlüsse ziehen, die ganz anders aussehen als derzeitige Mode, den Bauernstand – neben Lehr- und Wehrstand – staatlich zu hätscheln und dort zu fördern, wo man eher einschränken sollte. Das geht mir durch den Kopf, wenn ich durch die stadtnahe Landschaft gehe oder radle. Es kommt auch darauf an, kleine Veränderungen zu bemerken und zu speichern. Unwillkürlich denkt man da an die Schuldiskussion, mehr Englisch, Rechnen, Schreiben, naja, Deutsch, naja… aber das hindert nicht, sich der Umwelt so zu widmen wie der IT (was ja für manche leichter zu fordern ist, weil sie das andere gar nicht kennen).

Wenn der Wissing wirklich die Autos verbietet, um seiner 3% Partei den Sprung über die 5% Hürde zu ermöglichen, dann kann man einmal am Mittelstreifen der Autobahn sehen, was dort nicht wächst, und an den Feldern daneben, wohin es führt, wenn die Bauern keinen Ökostreifen rund um ihre Anbauflächen einrichten. Das ist alles so einfach, dass es schon fast beschämend wirkt, sich diesen Primitiva zu widmen. aber wenn sie nicht mehr sind und nicht mehr erinnert werden, ist es auch reaktionär…

Lest die heutige SZ Vivien Timmler: Wissings Poker mit Fahrverboten. Da ist der Zusammenhang deutlich.

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