Pfingstregen

Blasser, wolkiger Himmel, so schnell kommt der Regen nicht wieder, der uns gestern hier im Trockenland erfreut hat, anders als im Süden. Es war wirklich schön anzusehen, wie sich Bäume und Blumen erholt haben.

Ab und an höre ich mir die Religionssendungen im DLF frühmorgens an, nicht um blasphemisch oder gläubig mich zu winden, sondern um ein Einblick ins kulturelle Flachland zu bekommen. Kardinal Marx predigt zum Beispiel ethisch und zum Grundgesetz, andere machen Bibelexegese, dass einem das Lachen oder die Wirrnis kommt und wieder andere ermahnen die Lebensführung, die dem Eingriff eines Gottes auskommt und ihm wohl deshalb dankbar dafür ist?

Dass die Zahl der Kirchenmitglieder bei den Christen zurückgeht, ist erklärbar und sagt wenig aus: Muslime nehmen zu, und bei Juden und Muslimen sehen wir erhebliche sektiererische Ausfransungen, und schon gar bei Zivilreligionen. Wer sich modern fühlt, diskutiert das oft unter Ausdünnung des Gottesbegriffs, um damit seine Zeitverbundenheit zu demonstrieren. Aber Gott kommt halt in der Geschichte vor, ob man das will oder nicht, und die Fleischwerdung des Begriffs passt ja zu den Mythen der unverstandenen Entwicklung der Welt bis zu unserer Zeit. Das ist nun wirklich nicht mein Hauptanliegen täglichen Denkens, aber: diese Gotteskonstruktionen kommen ja dauernd vor, bei der CDU CSU schon im Namen, nicht in der Praxis, bei den religiösen Arbeitskreisen, im Rundfunk und und und…und was dauernd vorkommt, macht Politik.

Die rechtsradikalen Siedler in Israel haben eine ähnliche Religionsstruktur wie die Terroristen der Hamas, das muss man sich einmal analytisch genau ansehen, bevor man den Vergleich verwirft. Oder: Kaum ist der iranische Präsident, auch ein Terrorist, abgestürzt, kommen Beileidkundgebungen aus aller Welt, die sozusagen partielle Vergebung der Schuld gleich mit beinhalten. Und das Gegenteil, lest mal alles: Ebrahim Raisi: Reaktionen auf Tod des iranischen Präsidenten und Iran: Israelische Rabbis jubeln über Hubschrauberabsturz mit Präsident Ebrahim Raisi (beides SPIEGEL online heute Nacht).

Bevor ich an einen für Pensionisten ja nicht arbeitsfreien Feiertag gehe, eine kurze Erklärung, warum ich mir und euch dieses Thema zumute: in der langen Geschichte der Zivilisation spielt der GottesBEGRIFF eine große politische und intellektuelle Rolle. Er wird im Wortsinn gebraucht, wo sich Menschen etwas nicht erklären können. Was einige von ihnen politisch oder moralisch zur Ausübung von Macht nutzen (Zu einfach für die Theologie, weiß ich, aber nicht platt, wenn man die Geschichte und die Differenz von Religion und Glauben anschaut). Ergänzt den obigen Satz: wo sich Menschen etwas NOCH nicht erklären können und alles wird, einfacher und praktischer. Das hört man auch täglich im heiligen Rundfunk.

Wolken ziehen auf. Vielleicht regnet es und der Geist träufelt in die Hirnwindungen. Auch nicht schlecht.

Ein Gedanke zu “Pfingstregen

  1. Lieber Michael, am 23. Mai bin ich in Potsdam. Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen? Liebe Grüße aus Innsbruck Sonning und gleich in die Berge. Dietger __________________ Dietger Lather Tiergartenstraße 102 6020 Innsbruck Österreich Tel: +4366475102426

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