Faschisten breiten sich aus – nein, keine Wahlanalyse

Jetzt erstmal durchatmen, resilient? oder gedämpft? sein. Das Wahlergebnis europaweit, aber auch in Deutschland, Österreich, Brandenburg und Potsdam – war es nicht gefürchtet, aber erwartet worden? nicht in diesem Umfang, aber schon hat es sich abgezeichnet. Also, keine Analyse. Die kommt später, und Besserwisser haben sie schon auf der Zunge.

Eine seltsam gemischte Gruppe schlägt um sich, wenn sie Vergleiche von gegenwärtigen zu- und Umständen mit der NS Wirklichkeit wittern. Nichts darf, kann, soll mit der Herrschaft der Nazis verglichen werden, damit die Retrovision nicht verkleinert oder marginalisiert wird. Den Standpunkt kann man verstehen, aber nicht teilen: weder logisch noch historisch sind konstruierte „Einzigartigkeiten“ bestandsfest, und vieles an der Nazisingularität weist bedenkliche Rücksichten auf die Nutzer dieser Rückschau. Ich habe das vor kurzem mit den Linien Hitler – Stalin – Putin und vergleichbaren An- und Unordnungen schon angesprochen.

Es hätte der gestrigen Wahl nicht bedurft, um die Ausbreitung des Faschismus, lokal, europäisch, global? zu beschreiben, selbst wenn vieles (noch) nicht hinreichend erklärt werden kann. Die Wahrnehmung ist solider als man es möchte…

Nun habe ich ein Problem: in meiner Umgebung werde ich mit dem zu „freizügigen“ Gebrauch des F-Wortes kritisiert, es würde unscharf platziert oder verkleinert (weil eben der Faschismus so groß und schrecklich war?). Ich wehre mich dagegen. F geht weit über die Parteien, FPÖ, AfD, … und Personen, Meloni, Le Pen, … hinaus, und es ist einfach nicht richtig, den Faschismus einfach in das Rechts-Links-Schema einzuordnen, ganz rechts ?natürlich?… Wenn man die Geschichte des Faschismus im späten 19. und dann im 20. Jahrhundert ansieht, dann ist es falsch, sich auf die Rückschau von 1945 und über den Nationalsozialismus in eine Verständnis einzubringen, das die wesentlichen Bestandteile des F von seiner extremen NS Wirkung her einengt, seine Analogien zu Stalinismus und anderen Herrschaftsformen ebenso ausblendet wie seine Herkunft. Aber mir geht es vor allem um Wirkungsgeschichte und – heute, 2024 – darum, warum wieder einmal die Jugend so – anscheinend so leicht – vom F ergriffen wird. (Da habe ich Zweifel, tiefer graben!).

Bevor es eine tragfähige Analyse des Wahlergebnisses gibt, sollte es eine der zeitlich leider begrenzten Potenziale politischer Alternativen für die nächsten 10, 20 Jahre geben, und die Hierarchien der Bedeutung und Wichtigkeit für unser menschliches Weiter- und Überleben geben. Die Kriege des (tentativen) Dritten Weltkriegs und die dummdreiste Wachstumsökonomie behindern die Umweltgedanken – was sich lokal unerträglich auswirkt, nicht nur bei lokalpolitischen Programmen, sondern auch in den Prioritäten des Verhaltens von (uns allen?) Bürgerinnen und Bürger, die Lebenszeit ihrer Generation zu überbrücken.

Da reicht es nicht, die Demokratie an die neuen Führer abzugeben, um nicht verantwortlich sein Leben umstellen zu müssen, handeln zu müssen.

Was machen wir draus?

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