Austria erit in orbe ultimo? AEIOU

Zu diesem Patriotissimo hat es immer hunderte ironischer, böser, platter Varianten. Allen Ernstes ist Oesterreich unbegreiflich….Das also ist nicht neu. Aber was aus Österreich wird, wenn es so weitergeht in Europa, und mit der Welt? Putin möchte Österreich, Italien, Polen und Ungarn von der EU separieren und sich untertan machen, nicht Ostblock, das rentiert nicht, aber eben auch nicht loyal zur EU. Sind diese Länder ihm politisch, nationalistisch, undemokratisch einfach näher? Naja, sie unterscheiden sich vielleicht doch.

Putin und Trump interessieren sich nicht für Länder, Menschen, Beziehungen. Es geht nur um Geld und Herrschaft für Trump und Putin, und die unterwürfigen Gefolgschaften folgen dem einen lieber, oder dem andern, oder beiden, die ja auch in einander stecken. Macht euch nichts vor. Passt das auf Österreich?

AEIOU, nein. Schon seit der Verbindung mit den Burgundern, nachlesen! war Österreich anders an der Macht interessiert als andere. Aber das ist Geschichte. Ich denke an heute. Was kann ein Diktator mit Österreich anfangen, was anders als es wie eine Isoliermatte zwischen andere Nationen zu zwängen? In vielen europäischen Ländern ist die Rolle in der EU zu wenig durchdacht. Dass überall der neue Nationalismus wächst, obwohl er objektiv chancenlos ist – die drei großen Atommächte bestimmen, was wie weit „Nation“ sein darf, – zeigt, wie begrenzt das Verständnis für die Weltmacht Europa ist, siehe auch Mercosur Diskurs in Frankreich und Italien.

Österreich hatte schon ein Europa first geschaffen, das im 19. Jahrhundert korrodierte und im ersten Weltkrieg zerbrach, nachdem es schon früh von Preussen auch deshalb attackiert wurde. Spannende Geschichtsstunde…Und nach 1955 war/ist das neutrale, aber doch zivilisatorisch profilierte Land, im Guten wie im Schlechten, nicht einfach ein Blockmitglied schwächerer Position. Um das zu verstehen, kann man zum Beispiel regelmäßig den FALTER lesen (Falter.at).

In letzter Zeit verfolge ich eine wichtige Differenz Österreichs zu Deutschland: die rechte, faschistoide FPÖ unterscheidet sich wesentlich von der AfD und von vielen rechtsextremen Bewegungen, u.a. in Bayern. Sie ist gefährlich und nicht besser als die AfD, aber anders. Und diese Differenz muss man genauer analysieren, um zu verstehen, wie sich Staat und Gesellschaft versuchen, ständig zu konsolidieren, und um die wichtige Differenz zu Deutschland, abgesehen von der Wirtschaft, wahrzunehmen. Die drückt sich im Konflikt zwischen Kultur und Politik aus, die ist historisch noch lange nicht abgearbeitet: Österreich hatte zwei, einander bekämpfende Faschismen, in Deutschland folgte eine Spaltung auf den einen Faschismus, die bis heute Widersprüche in der Politik auslöst. Das schreibe ich, weil ich als Doppelstaatsbürger fast verpflichtet bin, die Differenzen zwischen den beiden Gesellschaften nicht einfach der Außendarstellung von Regierungen abzulesen. Mein Vorbild ist Van der Bellen, der Bundespräsident in der Hofburg, auch in seiner Geschichte. Von hier aus kann man retrospektiv vergleichen, beide Länder, beide Lager. Ich erachte die Differenz für notwendig, damit man versteht, warum Österreich für die beiden Lager Russland und USA wieder interessanter als seine bloße Wirtschaft wird.

Na gut. Bleiben wir beim AEIOU. Es geht eben nicht um „nationale“ Differenzen, sondern um die besondere, gesonderte Konfrontation von Politik und Kultur. Der Schul-Songtext AEIOU ist vielleicht einfältig, aber er zeigt seine Präsenz. Die eigentliche Bedeutung ist kontrovers, sagt auch wikipedia: „A.E.I.O.U. ist ein habsburgischer Wahlspruch, den Kaiser Friedrich III. (1415–1493) als Signatur bzw. Devise auf seinem Besitz anbringen ließ. Seine Bedeutung wird bis heute kontrovers diskutiert.“

Abgesehen von allen möglichen ironischen Buchstabenverdrehungen ist das AEIOU auch in der heutigen Kunst aktiv „


A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe – 2022, Nicole Krebitz. , mit Sophie Rois u.a.

Mich freut so etwas, weil es mein Gedächtnis stützt. Als Kosmopolit kann und will ich kein Patriot sein. Aber Österreich der russischen oder amerikanischen Destruktion zu überlassen, die ohnedies schon fortgeschritten, ist geht mir gegen den Strich.

Dagegen muss man etwas machen, d.h. aber erstmal denken und hinschauen, hinhören und beiden Kulturen gerecht zu werden. Einheit ist oft ein Paradox.

Deutsche Abgaser

Wer bei dieser Überschrift an eine bestimmte DEUTSCHE Vergangenheit denkt, liegt knapp daneben. Deutschland will weiter Verbrenner in seine Karosserien einbauen und den Tod der Generationen durch Erderwärmung beschleunigen. Deutschland, Vorreiter in der EU, die Konservativen vorne, weil sie den Tod weniger fürchten als die anderen. Die EU will die Umwelt noch mehr beschädigen. Darum muss man den Abgasern ein hohes Lebensalter wünschen, damit sie Folgen ihrer Verbrecherpolitik an den eigenen Kindern und Enkeln erleben – nur werden sie sich nicht bestraft fühlen, weil sie ihre Kinder und Enkel ohnedies im Abgasuniversum aufwachsen lassen. Zu lasten unserer Kinder und Enkel, aber was kümmert das die Abgasgreise?

Das war eine metaphorische Facette der wirklichen Politik, so wie die Regierung auch Tiere sterben lassen möchte, um schneller betonieren zu können.

Der Krieg entfaltet sich, militärisch, wirtschaftlich, religiös. Das wird nicht wahrgenommen, weil sich die einzelnen Sektoren allesamt normal tarnen und sich die faschistischen Gotteslästerer ebenso auf die Meinungsfreiheit berufen wie die Umweltmörder. Wenn alle dürfen, darf auch jeder, sagen sie. Heiliger Trump, beten die einen, seliger Putin die anderen, und in der Provinz erst…Verbal mag ich mich da nicht mit den illiberalen Demagogen streiten. Aber die Tatbestände muss man schon verbreiten.

Das kann man, und noch gibt es die Medien und kommunikativen Plattformen dazu. Wenn heikle Themen im öffentlichen TV aber um 5.00 früh gesendet werden – wie zu den faschistischen Christen vor drei Tagen am morgen, dann ist das zu zögerlich, erreicht zu wenige. Es erfordert gleich mehrerer PolitikEN, und vieles müssen wir erst lernen.

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Im eigenen Kopf gibt es Grenzen dafür, wie Wirklichkeit und Fakten und Umstände und Alternativen bewertet werden und entschieden werden können. Ja, trivial. Aber das ist ein guter Grund, bestimmten Kommunikationen nicht auszuweichen. Obwohl einen das möglicherweise stört oder runterzieht. Man kann auch sagen, dass wir unsere Blasen verlassen sollten, um diese Kommunikation zu erreichen, und das ist schwierig. UND JETZT KOMMT WEDER THEORIE NOCH DIDAKTIK, sondern der Hinweis, dass ich ja oft aus der so genannten großen Politik im Diskurs aussteige, um mir ein paar Wirklichkeiten anzuschauen, sie zu hören und sie zu erinnern.

Ich habe in den letzten Wochen einige Menschen getroffen, die ich viele Jahre, Jahrzehnte, nicht gesprochen habe. Dabei war es unvermeidlich, aber auch unerwartet, was sich in den vielen Jahren in ihren Augen, in ihrem Bewusstsein ereignet hat. Und wie das von den eigenen Vorstellungen davon abweicht, die man hat, wenn man sich in andere hineindenkt. Das ist wichtig, denn über solche Differenzen stolpert man besser als das man sie umgeht, sozusagen außen vor lässt. Und wenn die Beziehungen durch die Differenzen nicht verlieren, sondern gewinnen, umso besser – und das bekräftigt ja unsere Kommunikation im Alter.

Das ist wichtig, weil Erscheinungen wie Kriegsangst, Zukunftsvisionen usw. ja nicht im privaten Rückzug verbleiben (können). Und aus der privaten Diskussion ins eigene Handeln mit dem freundschaftlichen Rückhalt hinüberzugehen, ist auch wichtig )auch wenn man nicht jeden Schachzug gleich an alle herumpostet).

Es ist verrückt: in diesen Stunden beraten die westlichen Untergebenen von Trump, wie sie dessen enge Verbindung zu Putin abmildern können. Mittlerweile hat doch die eigene Kriegsangst die Zuwendung zur Ukraine überbaut. Manche sprechen das sogar aus. Aber hier lässt sich die Frage WAS TUN? nicht am Stammtisch auf den Bierdeckel schreiben. Es ist verrückt: jetzt müssen wir auf Bildung und Kultur setzen, in dem Sinn, endlich, endlich aufgeklärt über die Wirklichkeit zu sprechen, und sie nicht über Ölflecken, Aktienkurse und seltene Erden provisorisch, wie die Massengräber, zuschaufeln zu lassen.

Es ist verrückt, dass wenigstens kein denkender Politiker schon eine Prognose wagt, wie es mit dem Krieg gegen die Ukraine weitergeht, wenn er durch die Gewinnvorstellungen der Einen, die Herrschaftsphantasien der Anderen immer enger für die echten Menschen wird, die von diesem Krieg betroffen sind, Putin und Medwedew, Trump und Familie ja gerade nicht.

Aber wir dürfen uns auch nicht verrückt machen lassen, müssen beobachten, hören und sehen und denken. Das bedeutet auch, Unsinniges abzuschalten und nicht dauernd zu kommentieren, vor allem, wenn es das Denken einschränkt. Ich weiß, das klingt altmodisch. Aber wenn eintritt, was sich schon abzeichnet, sollte man nicht auf Soforthilfe durch eine machtarme Politik oder gar von „oben“ hoffen. Dann gibt es auf einmal nur uns, dann haben wir die Westen längst ausgezogen (bekommen).

Kultur schlägt zu, gerade jetzt.

Politiker, vor allem Neoliberale, spielen Kultur gegen Soziales aus, und beides gegen Wirtschaftswachstum, und garnieren solche Programme mit allen möglichen Worten, die nicht wie Begriffe verwendet werden, sondern Keulen sind gegen das kritische Bewusstsein. Man benützt das auch, um die Umwelt schneller zu zerstören – wenn man nichts mehr machen kann, hat man den Rücken frei. Das Wachstum nützt natürlich niemandem, wenn die Gewinne nach wie vor in die Taschen der 10% fließen, die ohnehin 50% des Volksvermögens besitzen.

Dem schließen sich viele an, die sich zwar geringere, aber doch Zuwächse erwarten

Wirklich wird ein rasanter Absturz Europas in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht, aber nicht so simpel, wie man sich das wünscht, Abstieg und Neuanfang in zyklischen Bewegungen, es wird schon wieder werden. Ja, was. Wenn die militärischen und wirtschaftlichen Strategien die tatsächliche Umweltentwicklung überholen, und wenn Europa seine relative weltpolitische Position gegen die USA und Russland, aber eben auch gegen die beiden großen Kontinente Afrika und Asien einbüßt, dann wird der menschliche Untergang schneller eintreten als er jetzt absehbar ist. So können die Lautsprecher der extremen Ideologien die Endphase umso schneller, wirkungsvoller, zitatenreicher herbeirufen – was die meist älteren Akteure der umweltfeindlichen und kriegerischen Ideologien ja nicht stört – die alten Trottel werden ohnedies keine der zukünftigen Varianten selbst erleben. Aber die Kinder, Kindeskinder, und zwar auch UNSERE, werden da sehr wohl etwas erleben, was sie vielleicht abwenden, abmildern können, vielleicht leider auch nicht, und wir vielleicht teilweise auch, oder nicht. Aber eines muss sein:

Der Kampf der Kultur gegen die Wachstumswirtschaft und gegen die Umweltzerstörung der Lebensqualität bevorzugter Menschengruppen, nicht einfach Eliten.

Das klingt apokalyptisch, ist es aber nicht. Realismus, nicht eine der ideologischen Wahrheiten.

Da wir gegenhalten müssen, nicht nur dürfen, können wir nur die Kulturplattform als festen Untergrund wählen, weil sie nicht den Regeln des kapitalistischen Systems folgt, und weil sie nicht einfach erobert werden kann, weder von Diktatoren noch von Digitalrobotern. Nicht, dass Kultur nicht gefährdet wäre, heute mehr denn je. Aber solange sie ist, ist sie eine Waffe des Widerstands, die uns eine Chance gibt, wir selbst zu sein. In kurzer Zeit werden wir politisch und ökonomisch abgleiten. Bald werden die Angriffe auf die Demokratie Fuß fassen. Unser Fahrenheit 451 wird anders aussehen als vor Jahrzehnten. Aber es wird sein müssen, oder wir werden untergehen im kalten Wasser der Unterdrückung. Das ist nicht tragisch, sondern kann uns ermuntern, Kultur zu aktivieren, und zwar nicht dadurch, dass die Akteure Trump in den Trump und Putin in den Putin kriechen, sondern dass Wort und Musik, Bild und Ton, die Bahnen verlassen, auf die uns der Zeitgeist gerne zwingen möchte. Der wird ja von Geistlichen befeuert, die keine Spur von Lebensfreude zeigen dürfen.

Natürlich heißt das, dass Widerstand sich aus Kritik entwickelt, dass das, was wir noch nicht voraus wissen, möglich wird – mehr als unsere Vorstellung sind wir ja in unserem Leben letztlich nicht (darüber muss man streiten dürfen). Die Herrschenden unterdrücken die echten Menschen. Aber sie können bei ihrem festen Willen nicht alles, was an Wahrheit und Ironie und Pathos sich neben und über und unter ihnen entwickelt, zugleich und dauerhaft bekämpfen. Diktatoren konnten das über lange Zeiträume, damit müssen wir auch rechnen. Aber eben nicht alles und für immer. Seltsam, wenn man zunächst nicht an die politische Ökonomie, sondern an die Kultur denkt. Das ist so wie die Umwelt wichtiger als die Welt geworden ist.

Der letzte Satz erinnert mich an eine Diskussion, die ich, zu jung und noch nicht so gescheit wie später, in Alpbach mit einem Philosophen der dritten Reihe geführt hatte. Umwelt war damals das übersichtliche Segment, Welt war abstrakt. Heute ist es die Umgebung, in der der Widerstand Gedanken, Worte, Töne und Bilder bekommen kann – alles, was wir denen voraus haben, die uns vernichten wollen. Billiger gehts nicht?

Abschied auf Raten

Im Privaten ist es, wenn nicht lebensbedrohlich, einfach: Beziehungen ausdünnen, verblasen und verblassen (lassen), kein Machtwort, wo die Wahrheit reicht. Politisch geht das nicht so einfach. Der Übergang von der Demokratie zum Faschismus, von der Umwelterhaltung zu Verrecken, vom Frieden zur Vernichtung geht in Stufen (Quanten vielleicht), fast nichts ist umkehrbar – und das, was wir schon wissen oder als wirklich erachten, erleben wir teilweise selbst nicht mehr – oder aber unerwartet schnell. Daraus folgt so ziemlich alles, das wir bedenken.

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Erderwärmung auf 3°…erleben wir nicht, unsere Kinder vielleicht, unsere Enkel sicher. Das ist ein wichtiges Beispiel. Die Verbrennertrottel werden es nicht erleben, sie werden ihre Kinder nicht leiden sehen, und ihre Enkel werden den Großeltern nur Flüche nachrufen, wenn überhaupt.

Die Kriege werden anders, bleiben aber tödlich. Wer sich den Machthabern freiwillig ergibt, wird erleben, wie sich Unfreiheit nicht leben lässt. (und wenn die meisten Westeuropäer lieber in den Trump hineinkriechen als in den Putin, ist das kein Zeichen von Fehlstrategie, sondern nur eines für ihre objektive subalterne Position. Das kann man mittragen, als befristetes Mittel, ohne jeden berechtigten Zweck. Aber frei werden wir so nicht.

Meine These wird bestritten. Wir sind gegenüber den Drei Atomdiktatoren wie Karthago III gegenüber Rom. Das geht mir durch den Kopf, wenn ich durch Marienbad laufe, mir die Zukunft dieses Ortes vorstelle und seiner Geschichte vor zehn Jahren, als ich das erste Mal hier war, nachtrauere. Chicago II, wenn ich darf…(Zufall und notwendig: die Karthago-Legende stimmt so nicht, und einige Jahrhunderte später war es (wieder) äußerst groß und wichtig, römisch beherrscht: Catherine Conybeare: Augustine the African). Egal, der Mythos trägt die Wirklichkeit.

Vor zehn Jahren haben meine Frau und ich Marienbad bei Regen kennengelernt. Nur so gestreift, wir waren in Karlsbad. Wieder gekommen, vor ein paar Jahren beinahe ein Haus gekauft, aber im letzten Moment darauf verzichtet. Gut so. Der Ort hat eine gewisse Anziehung, und damals war er, erklärbar, russisch durchzogen, und aus Deutschland, vor allem dem Osten, heftig besucht. Natürlich haben wir die Geschichte etwas genauer studiert, die belle epoque, mit Kaiser Franz Joseph und dem Englischen König Edward, mit Künstlern und hohem Publikum, aber auch der oberen Mittelschicht. Kurhäuser, Hotels **** und ***, Gastronomie und eben die Quellen und Bäder, und dazu die Legenden und Goethes etwas absurde Altersflirtation, von der angestrebten Schwiegermutter abgebrochen, ein etwas seltsamer, etwas romantischer, etwas künstlerischer Ort, in dem man gerne die Vergangenheit etwas lustig studiert und bei einigermaßen gutem Wetter wirklich eine Menge schöner Ausflüge machen kann, mit und ohne Hund. Weil wir die Möglichkeit eines Hauskaufs erwogen hatten, haben wir den Ort natürlich genauer studiert. Schöne Architektur, besucherfreundlich, touristophil, naja…aber wenn man genauer hingeschaut hat, war damals schon viel Fassade, manchmal sogar nur die Fassade und dahinter Leerstand und Verfall. Aber schön, sonst wären wir jetzt ja nicht mehr für ein paar Tage wiedergekommen. Die Russen sind weitgehend fort, und – das ist der Fokus – der Abbau, noch sage ich nicht: Verfall, geht weiter. Mehr Geschäfte geschlossen, mehr Hotels stillgelegt, mehr Fassaden ohne Hintergrund, Drogen, und eine gewisse Leerung. Noch immer schön, darum sind wir ja hier, aber eben in einem Status des Abbaus. Als ob fast alle Leute hier das wüssten, Einheimische und Touristen. Minimalistische Soziodetails sind sinnvoll. Noch ist fast alles so, wie es vor zehn Jahren, vielleicht vor zwanzig Jahren war, und Sozialismus gibt es ja keinen mehr, darum passen die anderen Stadtteile auch nicht mehr zum Gesamtbild. Es geht auch anderen Kurorten so, nicht nur in Tschechien, aber hier haben wir Erfahrung. Kommen wieder, aber nicht unaufmerksam.

Verallgemeinern, was im Anfangsabschnitt beschrieben ist. Der Übergang zu Karthago III. Sagen wir: weltweit.

Ohne eigene Erfahrung und Wahrnehmung werden die politischen Theorien seltsam körperlos, früher hätte man gesagt „seelenlos“, abstrakt sowieso, das muss ja sein. Aber wenn man sieht, wie manches sich dem Ende zuneigt, dann wird einem klar, nicht nur selbst, sondern unsere Gesellschaft, vielleicht „alles“ ist auf einem abschüssigen Weg. Vorsicht: kein Spengler, kein Weltuntergang, kein Kitsch oder Vorbote einer religiösen Endzeit, – nein, eher eine durchaus materiale Evolutionsmüdigkeit, von uns Menschen, homines sapientes, herbeigeführt, indem wir uns endlich haben überholen lassen von unseren fortgeschrittenen Produkten. Das steht so nicht nur in der Philosophie. Aber ich schreibe es in der Trauer, dass meine möglichen Urenkel die Entwicklung von Marienbad vielleicht nicht erleben wollen und werden.

Zurück in die Gegenwart. Dass soviele Mernschen, politische, ökonomische, private, nicht mehr Umweltpolitik machen, sondern glauben, wirtschaftliches Wachstum kann die Heilkräfte für ein vielfältiges Universum besser als die Evolution befördern, gibt mir unsichere Gedanken. Die teile ich mit vielen Rezensionen, die nicht zaghaft, aber höflich eben diese Entwicklung beschreiben, und vor allem: Dieses Ende kann von einem Atomschlag oder Diktatorenkrieg beschleunigt werden, von selbst kommt es auf leisen Sohlen, unumkehrbar. Wir haben nicht mehr viel Zeit, die haben wir. Darum denke ich das überhaupt.

Faschistische Welt – nicht eindeutig

Lasst uns nicht über enge oder weite Definitionen des heute gebrauchsfähigen Begriffs Faschismus streiten. Es gibt kaum mehr als randständige Alternativen des Begriffs. Mark Lilla, auf den ich zu sprechen komme, braucht auch das F, um vielleicht Trumpism als Ausweichbegriff zu verwenden. Ich habe in letzter Zeit oft genug meine F-Auffassung hier eingeblogt. Jetzt einmal anders.

Da ist spannend, wie Mark Lilla zwei Bücher rezensiert: „Storm Warnings“ NYRB 8.11. 18-22, über John Gans und Laura K. Field, das notiere ich. Aber für mich wichtig: vor allem rezensiert er die Effekte der Leo Strauss Schule (LS konnte mit Hannah Arendt!…), und die neue weiße rechtsradikale Mehrheit der Paläokonservativen wird von Lilla abgehandelt. Linke Überheblichkeit, Blindheit, und zwischen den Zeilen, r-l funktioniert ja gar nicht. Jetzt einmal Leo Strauss. Leo Strauss – Wikipedia 28.11.25) „Schon seit seiner frühen Auseinandersetzung mit Spinoza besaß er die Überzeugung, dass ein philosophisches Leben nur wenigen vorbehalten ist, während die Menge den Halt der Religion benötigt und in Vorurteilen befangen bleiben muss, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Daher gebe es ein Recht der Vernünftigen, die Masse zu belügen und Mythen zu erfinden, um Zustimmungsprozesse abzukürzen. „ Das ist ein Vorgriff auf die spätere politische Position des Philosophen, der kein Politiker jemals war. Aber: Wieder einer, der sich Carl Schmitt anschließt. Über den müsste man auch in Deutschland sehr viel mehr als seine zwei Thesen wissen. Lilla zerlegt die rechte und liberale US Ideologie gegen die Neokons vierzig Jahre zurück, vieles kenne ich nicht, aber es leuchtet ein. Es gibt mehr als Lilla, aber schon viel Klarheit. Mal ehrlich: hab ich den Demokraten nicht selbst immer Ambiguität zugesprochen, Kennedy, Clinton, Biden, am wenigsten Carter und Obama, aber ja schon sozial, aber auch neokapitalistisch und bürokratisch. Und US Demokratie ist ja ohnedies ambivalent. Lillas rezensierte Quellen sind offenbar wichtig, die Schleier vom Bewusstsein nicht nur amerikanischer Liberaler, gar Linker, gegen den Konservatismus zu reißen. Ganz und Field werden vielleicht bei, für uns bekannt und wichtig.

Mir geht es, abgesehen von der Wirkung Carl Schmitts und Leo Strauss` vor allem darum, nicht den Erklärung des sich ausbreitenden Faschismus nachzuhecheln. Wir wissen ja, wie er sich festsetzt, ausbreitet, wirkt, noch aus der Opposition. Würde ich Leo Strauss folgen, wäre das einfach: die breite Masse versteht ohnedies nichts von Politik, und die intellektuelle Elite darf sie auch belügen, wenn es um Ordnung und Unterordnung geht. Natürlich folge ich ihm nicht, aber allein mit Aufklärung ist er nicht zu widerlegen, da brauchen wir schon Sozialanthropologie, Medienkultur, IT-Kritik und vieles mehr. Aber anthropologisch müssen wir schon weltweit, auch bei uns, wahrhaben, wie sehr der Kampf gegen die ethnischen, ethischen, religiösen „Anderen“ im Volk Fuß gefasst hat, weiterhin Fu ß fasst, und wir statt für Gegenargumente nur gegen die Faschisten anhecheln, ohne unsere eigene Position öffentlich und durchschaubar einmal in Frage zu stellen. Das geht tief in die Evolution und unser Entwicklungsvermögen, das wir auch so gerne abflachen, damit es nicht so schmerzt.

Rechtzeitig oder Recht zeitig?

Vieles wollen und sollen wir rechtzeitig erledigen, nicht wahr? Das gilt für die eine Hälfte der Menschen, die andere wartet ab, ohne Endpunkt im Visier. Wenn sich Probleme von selbst erledigen, warum soll man in den Verlauf eingreifen. Das findet die erste Gruppe lächerlich oder gefährlich. Wir gehören natürlich zur dritten Gruppe, einmal so und einmal so. Wenn wir bei beiden jeweils ein schlechtes Ergebnis haben, ist das schlecht, das Gegenteil wäre gut. Schluss mit diesem Gedankenspiel, mehr trägt es nicht…aber wie ich drauf komme?

Die abenteuerlichen Drehungen und Windungen bei den Verhandlungen über und meist gegen die Ukraine: da werden Ergebnisse und deren Konsequenzen oft taktisch hinausposaunt, bevor die Betroffenen sie durchdenken und kommentieren können – zur Zeit sind das die wieder aufgeschnürten, aber erstmal abenteuerlich russischen 38 Punkte. Sagen die Europäer: da haben wir erfolgreich darauf eingewirkt. Da muss Selensky sagen: da habe ich gut verhandelt. Da sagt Rubio: es geht schon gut weiter so. Und wenn es bei Trump endet, wird er es den Russen vermitteln können?

Das ist Politik als Spiel. Die Gebrauchsanleitung wird von den Mitspielenden nur teilweise wahrgenommen und auch nur geringfügig beeinflusst. Spieltheorie wird durchaus auf die Gesellschaftstheorie angewendet. Nichts neues also, aber da gibt es ja Reaktionen auf das Machtspiel Ukraine (Varianten der Reaktion auch zu Israel, Sudan, Kongo etc.). Die Spielregeln sind immer ex post nach den Entscheidungen der jeweils herrschenden Machthaber festgelegt und auch da nicht immer einsichtig. Nun folge ich Bourdieu in zwei Aspekten: innerhalb eines (hier: politischen) Feldes kommt es darauf an, wie alle Akteure und Gruppen auf das Ziehen oder Drücken eines Mächtigen, eines herrschenden Akteurs reagieren müssen (das ist wichtig: nicht was sie wollen, sondern wozu sie gedrängt werden). Nehmt ein Kristallgeflecht, drückt, zieht: alles ändert sich, aber nicht gleichmäßig oder vorhersehbar…(ich weiß, keine besonders gute Analogie, aber man kann sie sich vorstellen). Der zweite Aspekt: auch von Mächtigen agiert und reagiert keiner ohne seine soziale, und damit politische Prägung, er ist nicht einfach der „Führer“, sondern auch ein dorthin geformtes und geleitetes Produkt, – nur entschuldigt das nicht sein Handeln. Es sagt vielmehr, womit sich auch Herrschende befassen müssten, wenn sie Entscheidungen und Praktiken durchsetzen. Das ist bei den Diktatoren jeweils verschieden, und bei ihren Vasallen ebenso wie bei den kritischen Beobachtern, im Zweifel bei uns. Wie können wir das beurteilen, wenn wir uns nicht auch selbstkritisch mit unserer Entwicklung auseinandersetzen? Das tun die Diktatoren offensichtlich nicht aktuell. Oder nur insoweit, als sie die Macht haben, sich unentwegt neu zu verhalten, niemand kann ihnen in den Arm fallen – dürfen täten wir das schon, aber um welchen gefährlichen Preis. Das ist nicht trivial, weil wir sehr unterschiedlich gefährdeten Diskussionsgruppen natürlich über den Widerstand nachdenken und sprechen.

Zurück zum Anfang: ob und wie wir nach unseren Entscheidungen oder dem „Bauchgefühl“ handeln oder eben (nochnicht nochnicht) etwas tun, kann schon je nach Sachverhalt ziemlich böse Folgen haben. Wenn man im Rückblick Merkel heute nachsagt oder vorwirft, sie hätte bei diesen und jenen wichtigen Sachen in ihrer Regierungszeit nicht gehandelt, so ist das ein komplexes Urteil. Wenn man Merz analoges Gegenteil in der Innenpolitik nachsagt, usw. usf. Nein, diese Urteile sind schwierig und sie können gar nicht wirklich logisch im Augenblick des gegenwärtigen Ereignisses gefällt werden. Was beeinflusst aber nicht alles das „Später“…? Jedenfalls alles, was unser eigens Handeln besser begründen lässt.

Liebe Blogleserinnen und -leser: warum ich das so trocken abhandle? Weil ich versuche, mich aus den Kommentaren der letzten 24 Stunden aus PutinTrumpSelensky & Unterakteuren freizuhalten, um zu verstehen, was ich wirklich beobachte. Das trocknet auch mich aus.

Karl Schlögel – wir brauchen ihn, also lesen und hören wir ihn

Wenn jemand wichtig ist, muss man sich von seinen Ehrungen und Erfolgsbestätigungen nicht abbringen lassen. Das hat schon Pierre Bourdieu anlässlich seiner Inauguration im College der France, durchaus auch ironisch, an die Intellektuellen in der Wissenschaft adressiert(Bourdieu 1985). Karl Schlögel kennen mittlerweile nicht nur Expertinnen und Experten, aber mittlerweile reicht nicht (Karl Schlögel – Wikipedia 24.11.2025). Da ich ihn persönlich etwas kenne und er etwa so alt ist wie ich, verbindet mich nicht nur Bourdieus Abgrenzung mit ihm, ich lese ihn auch seit längerer Zeit und lerne von ihm, wie man wirklich über Russland, nicht nur über Russland, denken und urteilen kann, er ist da die wichtigste intellektuelle und soziologische Stimme, ein erstklassiger Historiker. Das ist so wichtig angesichts des Wahrnehmungsbreis und auch der teilweise unbewussten Unterordnung deutschen Denkens und Beobachtens unter Russland, dass man Schlögel dringend braucht. Ich beziehe mich jetzt auf zwei von mehreren guten Aufsätzen, die auf Vorträgen basieren, in seinem Buch: „Auf der Sandbank der Zeit“ (Schlögel 2025) sind es die beiden Texte: „Die Ordnung im Kopf und die Unordnung der Welt“ (urspr. 30.4.2022, Ffm) (hier I) und „Putin: Meisterchoreograph der Macht“ (Vortrag 31.5.2025 Pour le mérite, Berlin) (hier II).

Man kann zusammenfassen, dass und wie die deutschen Illusionen und Denk-Kavernen gegenüber Russland mit der Wirklichkeit konfrontiert. Mich hat sofort erfreut, dass und wie er sich auf Ernst Bloch bezieht (I, 16) und (II, 136), beide mit dem Zitat des „Dunkels des gelebten Augenblicks“, und mit Kritik an der von der wirklichen Geschichte entfernten deutschen Beziehung zu Russland. Geschichte, die an der Wirklichkeit sich weder linear noch logisch entfaltet, und letztlich auf geschichtliche Kontingenz sich nicht bezieht. Und von daher wird die wirkliche Schlacht heruntergespielt, und man hat in Deutschland den Eindruck, man beobachte vom unbedrohten Feldherrnhügel eine Auseinandersetzung, die uns weder ideologisch noch real, materiell betrifft. Eine Stunde östlich von hier. Drei Jahre später fügt er bitter an, dass das nicht nur Kritik an Putin und den Seinen ist, sondern man an den anderen Diktator (mein Begriff) Trump denken muss, nach dessen Verneigung es sich um einen Pas de deux handelt (II, 137). Und für Schlögel ist es seit 2014 nie nur, nur!, um die Ukraine gegangen, sondern um die „…Selbstbehauptung Europas – mit allen Konsequenzen“ (ebenda). Wenn Schlögel 2022 von einer „russisch unterwanderten Parallelwelt“ schreibt (I, 18) und Medien und die Infiltration genauer darlegt, zeigt sich auch immer die logistische und praktische Schwäche der deutschen, europäischen Gesinnungsorientierung – wie ich finde, als Untergebene von Trump, also „dem“ Westen (Dazu müsste man, mit Schlögel u.a,. noch genauer eingehen).

Nun, in diesen Tagen, ab 20.11.205, blickt man starr, manchmal unterwürfig, manchmal maulend, und bisweilen willig sich einzumischen, in die Trumpstrategie, eine Vernichtung der Ukraine diplomatisch zu fordern, um dann in einem „Kompromiss“ als Friedensstifter aufzutreten, so hat er es heute sagen lassen, und so sehen es seine Vasallen. Und im übrigen die weniger abhängigen Medien. Verallgemeinert man Schlögels Satz, kann einem kalt werden, wenn man wach ist “Nie ist die Ehre der im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen Hitler gefallenen sowjetischen Soldaten sosehr beschmutzt worden wie von diesem kleinen niederträchtigen Diktator und Massenmörder“(I,18). Ja, wenn dieser Vergleich trägt, er tut es, dann ist die Frage der Verbindung von Diktator Trump und Diktator Putin nicht nebensächlich, denn die beiden sind in vieler Hinsicht politisch eineiig – bitte nicht einfach stehenbleiben in den Erscheinungsformen ihrer Innenpolitik oder der absurden Fragen, wohin man lieber auswandern würde … das hatte 1938ff. vielen Menschen das Leben gekostet. Es kann auch noch anders kommen, aber es wird nicht anders kommen, wenn wir nicht mehr sind als illusionäre „Realpolitiker“ angesichts der wirklichen Herrschaften.  

Schlögel beschreibt Putin zu Recht als den „Mann der unendlich vielen Eigenschaften“…“Er ist nicht der Mann ohne Gesicht, wie Masha Gessen meinte“ (II, 143). Darum sage ich, man soll den Diktatoren Trump, Putin, Xi und einigen ihrer Unterläufeln keine Adjektive und Adverbien anschreiben, da sie nun einmal Diktatoren sind – und die können jede Charaktereigenschaft sich annehmen. Selbst unsere Medien finden an Trumps dauernd wechselnden Praktiken und Meinungen eher unverständlich Geheimnisvolles als des Kaisers neue Kleider. Es ginge zu weit, Schlögels USA-Vergleich „American Matrix“ (2023) aufzugreifen, um zu vergleichen. Aber es geht nicht zu weit, seine wirklich nachvollziehbare Position, auch Emotion zu Russland, der Ukraine, dem Baltikum – und natürlich zu uns, Europa, Deutschland, ernst zu nehmen, auch wenn es viele schmerzt, und andere verunsichert. Wir haben nicht mehr viel Zeit, uns auf den Angriff Russlands vorzubereiten, und wir wissen nicht, wann und wie er wem in Europa zuerst und danach gilt. Sich auf Trump zu verlassen, darf nicht sein. Das Dioskurenpaar, ich nenne es Trumputin, er Putinismus und (vielleicht) Trumpismus, ist auf sich selbst konzentriert. An dieser Stelle schließt sich an: „Wir sind ja nicht ganz ahnungslos, sondern haben die lange Reihe der Klassiker, in denen schon alles Wesentliche über Despotie und Tyrannis gesagt ist – von Hobbes, Machiavelli oder Shakespeare, oder näher an unserer Gegenwart, oder formuliert in einer Zeit, die in vielem der unsrigen gleicht, die Schriften Ernst Fraenkels zum Doppelstaat, Franz Neumanns Behemoth, Max Horkheimers und Theodor W. Adornos Dialektik der Aufklärung oder Hannah Arendts große Studie zum Totalitarismus“ (II,145). Aber den Schlögel muss man lesen und verstehen, empfinden lernen, damit man weiß, worum es nicht mehr geht und was heute angesagt ist.

Bourdieu, P. (1985). Sozialer Raum und <Klassen>. Frankfurt, Suhrkamp.

Schlögel, K. (2025). Auf der Sandbank der Zeit. München, Hanser.

Diktatoren ohne Eigenschaften

Ich hatte davor gewarnt, bei jedem Ereignis den Diktatoren Eigenschaften zuzuerkennen: klug, grausam, unverständlich, vorbildlich…es gehört zum Diktatorentum, sich so zu verhalten, wie man selbst will – und die Abhängigen müssen damit umgehen, nicht der jeweilige Diktator. Vor allem sind Aussagen, dass oder ob ein Diktator klug oder dumm sei, ein unsinniger Reflex der Unkenntnis über Gewaltherrschaft. Ich spreche über wirklich herrschende Diktatoren, Xi, Trump, Putin; zu ihren abhängigen Subdiktatoren, Orban, Erdögan usw. kann man sich ein paar Adjektive leisten oder Adverbien zu ihrer Handlungen, aber Vorsicht: auch sie sind Diktatoren.

Der Faschismus breitet sich global aus, er hält sich auch erfolgreich in der demokratischen EU und anderen, bislang demokratischen Weltgegenden – entweder in der Herrschaft selbst, oder als Opposition, die die Demokratie vor sich hertreibt. Da Faschismus sich auf das Führerprinzip gegen die Demokratie stützt, ist der Zusammenhang zu Diktatoren einsichtig.

Wenn nun faschistische Subdiktatoren auf ihre scheinbar Identität verweisen, um ihre Handlungen zu rechtfertigen müssen wir aufpassen. Orban ist ein Diktator, nicht weil er Ungar ist. Erdögan nicht, weil er Türke ist. Und Netanjahu nicht, weil er Jude ist. Das letztere macht natürlich mehrere komplizierte Diskurse weiter auf. Aber sie sind auch wieder einfacher zu bewerten, wenn man die Abhängigkeit der Politik(er), also von Faschisten und anderen Autokraten von den „großen“ faschistischen Diktaturen genauer analysiert – dazu sollte man sie kennen. Wichtig: nicht WEIL jemand eine ethnische Qaulität hat, handelt er diktatorisch, sondern OBWOHL. Und das können wir analysieren und verstehen.

*

Das ist eigentlich nicht mein Thema. Aber ich brauche es als Rahmen, um die Gestaltung von Außenpolitik und Außenerscheinung in Verbindung zur Innenpolitik zu bringen, EU Beispiele Dänemark, Italien und – Deutschland, wenn es um die unerträgliche Misshandlung von afghanischen Schutzbefohlenen geht und um die ausländerfeindlichen Argumente gegen syrische und ukrainische Menschen bei uns. (Vorsicht: ich spreche in keinem Fall von Kriminellen). Da ist die fremdenfeindliche Politik der rechten, angeblich christlichen Regierung, nicht nur peinlich, sie zeigt auch die historisch belegte Öffnung der Religion zum Faschismus, übrigens auch ihren teilweise Widerstand.

Das alles ist der Zwergenregierung von Lenz nicht so deutlich. Umso wichtiger, es immer wieder öffentlich zu machen. Wir werden verarmen, ja, wir werden mit Europa Karthago III wohl erleben; aber wir müssen nicht die Hilfsarbeiter moralisch und ethnischer Diktate werden.

Diktaturen und Kulturen im Herbst

Man kann gar nicht anders, von allen Seiten prasseln die Informationen und Warnungen auf einen zu. In der ZEIT Nr. 48, vom 11.11., wird unter „Ich, die Macht“ eine beachtliche Auswahl von 10 Diktatoren des 21. Jahrhunderts mit Amtszeiten von 11 bis 46 Jahren vorgelegt und 5 auf dem „Weg zum Autokraten“, von Erdögan (23 Jahre) bis Trump (1 Jahr). 10 weitere „Historische Gewaltherrscher“ sollen unser Wissen vervollständigen. Natürlich fehlen einige in der Gegenwart, man kann die Liste vervollständigen, und man kann den Autokraten und Diktatoren noch viele Zuschreibungen anfügen, und vielleicht gar eine Hierarchie herstellen, die etwas zu unserem Bildungsbewusstsein beiträgt – wie reden wir denn über die jeweiligen Gewaltherrscher, wenn wir schon über sie reden. (Wenn wir ihnen weitgehend untergeben sind, werden wir milder und fürchten Strafen – aber wir denken grüber über sie . Es lohnt sich, zwischen Gegnern und Feinden zu unterscheiden, und zwischen uns machtvoll Beherrschenden und denen, die das untergraben wollen, etwa zwischen Trump und Putin). Ähnliches habe ich mehrfach und anderswo gehört und gelesen, es gehört zu unserer Allgemeinbildung. In der gleichen ZEIT ist auch eine Darstellung vom massiven Influencer der US-Autokratie, Peter Thiel, mit einigem ideologiekritischen Hintergrund: Nicolas Killian : Seine Gedanken beherrschen die USA (S.20f.). Yuval N. Harari beschreibt diese Diktaturen ähnlich, auch heikle Namen, wie Netanjahu sind dabei und Trump wird schon härter verbucht, und vor mit stapeln sich weitere Analysen in diese Richtung, Anne Applebaum, Fritz B. Simon und Giuliano Da Empoli…alles aktuell. Nun, „neu“ ist das nicht, aber wenn man die Zögerlichkeit der deutschen Zwergenregierung wahrnimmt, die noch immer keine wirkliche Vorbedreitungspflicht auf eine globale, europäische, stattliche Abwehrentwicklung sieht, fragt man sich, warum und wie. Und da die Umwelt beiseite gelegt wird, kann die globale Kriegswirklichkeit deren Untergang nur vorwegnehmenm, sicher nicht reduzieren. Dazu werden wir mehr und besser denken müssen, und handeln.

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ABER da gibt es die Hoffnung der Gegenwart: die Kultur – sie ist immer für die Zukunft da. Manche würden sich fragen, was das bedeutet. Aber Kultur verändert die menschliche Gesellschaft dort, wo die Evolution noch nicht oder nicht mehr angekommen ist (Hier kann man mit Thiel vergleichen, für den die Apokalypse überwunden werden muss (!) – für die Elite und um jeden Preis…da gibt es übrigens eine peinliche Analogie, wegen seiner deutschen Herkunft). Kultur muss nicht in „richtige“ Richtung wirken, aber sie kann, und da kommen WIR ins Spiel. Nur zuschauen und zuhören reicht nicht. Teil der Kultur ist jene Verbesserung der Zivilisation, die uns den Vorsprung vor IT und Medienherrschaft und Führerprinzip gleichermaßen auferlegt wie möglich machen sollte, wollen wir nicht in der Vergangenheit versinken. Denken, schreiben, hören, fühlen, und sich nicht dem Wissen der Macht überlassen, sozusagen die Perle in der Muschel sein. Das sind wir nicht.

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Das wird nicht einfach. Unsere Zwergenregierung steuert uns auf das dritte, das letzte Karthago zu, wie ganz Europa. Hohe Löhne, niedrige Renten, schlechte Bildung, teure Reisen, und keine wirklichen Innovationen, das ist weder Zufall noch einfach umsteuerbar ohne unseren persönlichen Aufwand, und das wollen die meist älteren Abdanker nicht. Dann lieber noch einmal Ökonomie vor Ökologie – da geht es wenigstens farbenfroh in den Sonnenuntergang – glauben die. Aber, das denke ich, der Widerstand gibt nicht nur mehr Kraft und Resilienz als die pöbelhaften Vereinfachungen der rechten und anderen Populisten. Aber Überleben ist nicht einfach.

Bürokratie – Das Zauberwort der Zwerge

Diese Bundesrgierung ist etwas verzwergter als frühere, aber auch diese haben Abbau von Bürokratie , meist am Anfang, auf ihre Fahnen und ins Programm geschrieben. Und ihre Beispiele fallen auf fruchtbaren Boden – wenn Genehmigungen, Nachweise, Angaben etc. wegfallen, stellen sich viele vor, dass es weniger Aufwand, kürzere Umsetzungszeiten, mehr Dynamik geben wird – und dass Geld gespart wird.

ja und nein

Die Krtitik an der Bürokratie ist so alt wie die Wirkung dieser Kritik. Yuval Noah Harari hat in Nexus (2024) ausführlich die beiden Seiten der Bürokratie beschrieben (49-58 und mehrfach). Das eine kann man oft nicht ohne das andere haben, und oft rettet uns Bürokratie mit ihrer Datenverwaltung das Leben, nicht nur bei Epidemien, oft zerstört sie jede Dynamik des Fortschritts.

Ich denke, Bürokratie ist ohne Kontext kein praktischer Begriff, sondern Ideologie. Die Herrschaft der Verwaltung von Verwaltung kann fundamental sein – viele Recherchen sind bürokratisch, sie sollen auch transparent sein, sie kann auch fundamental bei der Hinderung von Maßnahmen und der Durchsetzung von Gesetzen sein. etwa bei der Rückführung von AsylantInnen, die schon die Zusage der Rückkehr haben. Also: Thematisierung ohne Kontext und die Aussage, worin die Bürokratie wirklich besteht, ist sinnlos.

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Bürokratie gehört zu den Begriffen, die viele Menschen ärgern oder ängstigen oder verunsichern. Vom Begriff her muss man die „Kratie“, die Herrschaft so in Frage stellen wie bei der Aristokratie, der Meritokratie, ja, in gewisser Hinsicht auch bei der Demokratie…alles nicht so einfach.

Warum mich das interessiert, neben dem kulturgeschichtlichen Hintergrund? Es ist ein Begriff, mit dem schlechte Politiker die Gefühle und Ansichten der Mehrzahl passiver Menschen manipulieren. Die Dümmeren glauben, dass Bürokratieabbau am Anfang von politischen Einsparaktionen stehen muss, anstatt ein Ergebnis von Reformen zu sein. Natürlich kann man sparen – und dann veröden gesellschaftliche Bereiche, und es geht immer zu Lasten von Bedürftigeren, selten von Reichen oder Mächtigen.

Im Zwergenstaat ist das vielleicht nicht so auffällig. Aber wir werden bald sehen, wie die Sozialhilfe, die Kultur und duie Umwelt darunter leiden, dass die Unternehmer und Kapitaljongleure sich nicht mehr rechtfertigen müssen und die Gerichte weniger Belege für ihre Urteile haben.