Eis und Dürre. Ausflucht und Rahmen

Bitte schüttelt den Kopf NICHT bei dieser Überschrift. Der kürzeste Essay meiner Überlegungen in 6 Worten. Ich lese von den Gefahren eines neuen Tunnels in einem abschmelzenden Schweizer Gletscher, wunderschöner Tunnel auf kurze Zeit. Wenn kein Gletscherwasser mehr kommt, steigt die Dürre. Gestern Abend war ich in einem kleinen Ort im Norden von Wien, der in der trockensten Region Österreichs liegt: wie wird das agrarisch und sozial werden, wenn alles andere erneuert und lebenswert gestaltet wird – darum geht es in dem Beratungsprojekt. Trocken selbst im feuchten Europa – und alle Länder, demokratisch und oder faschistisch, verbarrikadieren sich gegen die Geflüchteten aus der Trockenwelt (dort gibt es auch mal Überschwemmungen, aber das gehört leider dazu).

Diese Einleitung ist das Ergebnis der Kondensation der politischen Weltnachrichten, weil das Klima plötzlich kein wirkliches Thema mehr ist. Trump und Putin zerstören die Pressefreiheit weltweit, als Bestandteil des sich abzeichnenden Weltkriegs, Israelgazalibanonsyrien sind unsäglich und erstaunlich schnell verstehen doch mehr Menschen als unlängst, was sich abzeichnet. Umso wichtiger, den Alltag nach unseren Bedürfnissen so zu gestalten, dass Resistenz und Opposition nicht nur politisch, sondern Elemente der Lebensführung sind: Kultur gegen die Lügen der Diktatoren und ihrer faschistoiden Untertanen, Widerstand als aktive Alternative bis in die Diskurse hinein.

Das ist ein Element, dem wir noch viel Aufmerksamkeit und Kraft widmen können, dem so genannten Alltag. Je mehr uns der Einfluss auf politische Entscheidungen entzogen wird, umso wichtiger wird, es nicht wie die Lebensräuber zu leben, also untertänigst zu vegetieren. Ich finde es ermutigend, wenn viele Menschen im Dorf die Entwicklung ihres Lebensraums in den nächsten 25 Jahren – 25! – in das Bewusstsein und die Hand nehmen, als gäbe es weltweit keine Diktaturen und lokal keine Einschränkungen, obwohl die, die das diskutieren, natürlich um das alles wissen, aber ihre Lebenserwartung eben davon nicht abhängig machen, jedenfalls nicht, bevor es zu Auseinandersetzungen kommt. Widerstand ist fast immer nur Praxis…das wissen wir, aber verdrängen es oft angesichts der hoffnungslosen Analysen der beginnenden Zerstörung. (als hätte sie nicht schon lange begonnen, weil ja die Evolution des Menschen noch lange nicht zu Ende wäre, würde sie nicht willkürlich gebremst). Natürlich bin ich nicht der Einzige, der vom Dritten Weltkrieg spricht.

Darüber sprechen ist nur in der Vorstellung den Krieg erleben, ansonsten erleben wir ganz andere Situationen im Alltag. Das ist gut so, z.B. durch Wien zu fahren, und an allen Ecken und Enden Erinnerungen aufzudecken, die gute und schlechte Zeiten an diesem und jenem Ort lebendig machen, wen habe ich hier getroffen, was ist mir hier geschehen, wo wollte ich hinein und durfte nicht…es ist die Wiederherstellung einer Stadt in vielen Schichten. Diese Doppelschichtigkeit können alle erleben, jede und jeder anders, aber es ist schon wichtig, die eigene Vergangenheit in Raum und Zeit festzumachen, einschließlich der Situationen, die man lieber nicht erinnert, aber sie sind da. Ich mache sozusagen eine Wienführung für mich, aber wie sagt Kertezs: Ich, ein anderer. Das gilt nicht für die schrecklichen Vergangenheiten, auch für kleiner, umwölkte. (Nur – mit dieser Assoziation, was ich 1956 mit Blick auf Imre Nagy als Kind erlebte, kann ich die Assoziationen nicht vertreiben…). Die eigene Geschichte im Sekundentakt sich zu beschreiben, immer animiert durch das, was ich sehe – erzeugt eine Tagebuchnotiz, die nie aufgeschrieben werden kann und verweht. Ihre Rekonstruktion, einen Augenblick später, denkt sich schon anders. Und so sehe ich mich, vielfach und unterschiedlich (selbst)bewusst, hier und dort über die Straße gehn, stehn, schauen und manchmal handeln. So entsteht das richtige Wien in mir.

*

Ich arbeite ja an unserem Projekt, und wenn darüber gesprochen und gedacht wird, ist das eine andere Ebene, Wien ist sozusagen die Kulisse und die Bühne verbindet alles. Das ist anderswo nicht so…Wien, exklusiv für mich, einen langen Augenblick lang. In einem der Caféhäuser, die ich in Wien immer besuche, um KollegInnen zu treffen oder um Zeitungen zu lesen, verbinden sich die Ebenen, und wenn mir solche Augenblicke anderswo abgehen, wird es mir hier spontan deutlich: auch hier gibt es eine Grenze, jenseits derer man über Heimat und Kitsch reden könnte – statt dessen gibt es für Augenblicke keine Alternative.

Zurück zur Wirklichkeit.

Wann, wenn nicht jetzt?

Hoffentlich bekommen wir eine gute neue Bundesregierung und eine erfolgreiche Opposition. Wer keine Hoffnung dazu hat, Wer sich ein Scheitern wünscht, erwartet ein Desaster oder den Aufstieg der Faschisten. Also erhoffen wir ein Kompromissregime und wenden uns von der Politik ab und dem Alltag zu.

*

Ich muss HIER nicht begründen, warum ich die GRÜNE Verhandlungsposition richtig finde. Es wird schon klappen mit dem Verteidigungshaushalt. Mit dem zivilen Investitionspaket wird es schwierig, weil Unsinn wie die Mütterrente da nicht hineingehört und UMWELT UND SOZIALES viel stärker befestigt werden müssen. Aber – siehe oben – das wird schon gehen. Wenn der Merz nur echte Menschen mit echter Regierungserfahrung als Stütze hat und nicht den eifersüchtigen Söder als Klotz an der Politik. Also, was ist Alltag?

*

Gar nicht so einfach, weil er natürlich auch längst in das kapitalistische Konsumschema eingearbeitet wurde, und dennoch: der Zugriff der Superreichen und Betrüger ist zwar umfassend, aber angreifbar, kritisierbar. Ich mache einen wichtigen Umweg: über eine Rezension eines mir wichtigen Kapitels bei Eva Illouz. Ich schätze sie immer schon, eine Psychosoziologin von Format, israelisch-französisch und der Soziopsychologie zugetan. https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Illouz (13.8.2025). In ihrem neuen Buch Explosive Moderne“ geht sie auf gegenwärtige komplexe Gefühlsgefahren ein – sehr empirisch, gut belegt, oft kontrovers, mir jedenfalls hilfreich. (Eva Illouz: Explosive Moderne. Berlin 2024, Suhrkamp)Es geht um Angst, Enttäuschung, Wut und alles weitere Mögliche, das immer mehr vom Kapitalismus (genauer von seinem Konsumimperium) vereinnahmt wird. Mich beeindruckt besonders das Kapitel über den Neid, bevor es an die Demokratie und den Nationalismus geht: S. 105-143.

Da kann man viel wissenschaftliches und auch literarische Geflecht zusammentragen, aber Illouz gelingt es, mit Rückgriffen auf Bourdieu und Adorno) gut lesbar die vielen Varianten des niemals erfüllbaren Konsum?traums?rausches?fluchs? im Abschnitt: Neid: das stumme Gefühl darzustellen. Ich bringe das hier zum heutigen Thema unter anderem, weil die künftige rot-schwarze Regierung unter anderem die scheinbaren Bedürfnisse ihrer jeweiligen Klientel durch ein Megaschuldenprojekt befriedigen möchte, aber zu wenig um die Struktur sich kümmert – man kann schon vom multizentrischen Neid der Koalitionäre sprechen, die so einfache Dinge, wie den unabdingbaren Abstimmungspartner, die Grünen, nicht einbezogen zu haben; auch geht es um den Neid von Söder gegen Merz, auch geht es um den Neid des großen Kapitals gegen das mittlere, und der Reichen gegen die Wohlhabenden, natürlich zu lasten der abgehängten ärmeren Segmente. (Dass Merz denen gegenüber neidig ist, die regieren können, ist eine sekundäre Allee, wer wer, vielleicht lernt er?). Die seit der Entwicklung der menschlichen Gattung präsente Beziehung von und durch Neid ist insofern interessant, als sie bei den scheinbar politisierten Gefühlen gar nicht so im Vordergrund steht wie Angst, Abwehr, aber auch Hoffnung und Vertrauen. Aber Neidbeziehungen sind irgendwie so umfassend, dass sie konsumorientierten Kapitalismus der Mitte, nicht der ganz armen und der ganz reichen Ränder, am besten dominiert. Und darum gehts mir, wann, wenn nicht jetzt?

*

Es ist nicht klar, ob Deutschland eine funktionsfähige Regierung bekommt, die innenpolitisch, außenpolitisch und langfristig so agiert, dass man ihr vertraut und dass die Bürgerinnen und Bürger mit dem wichtigen europäischen Staat kooperativ und vertrauensvoll zusammenleben und -arbeiten. Da müssen schon viele Bedingungen kurzfristig und effektiv erfüllt werden – wie gesagt, wir dürfen hoffen, aber auch nicht mehr. Im Kompromissregime sind wir Bürgerinnen und Bürger mehr als früher, fast zu spät, gefragt, nicht nur mehr zu tun – dazu muss man ja auch mehr denken – sondern auch Dinge selbst in unserem Alltag zu ändern und uns nicht von neiderfüllenden Lobbyisten z.B. der Autoindustrie, der Kernenergie, der Pharma etc. und von den menschenverachtenden Abschottungsversuchen gegen Bürgerbewegungen und Zivilgesellschaft abdrängen lassen. Das setzt Konfliktfähigkeit voraus, die wir zum Teil nicht genügend haben…noch nicht?

Wann, wenn nicht jetzt. Für die einen ist Fastenzeit, für die anderen Frühling, für die meisten Hoffnung, mit wenig Zuversicht. Man kann das gesellschaftliche Politisierung nennen. Oder aber auch Aktvierung des Alltags gegenüber der, bis gegen die Politik. Es geht um unsere alltägliche Wirklichkeit, auf deren Boden wir gegen alle möglichen Versprechungen, fake news und Wahrheiten angehen müssen. Darüber können wir nicht nur nachdenken, wir können auch handeln.

Keine Adjektive für die Diktatoren, bitte.

Was auch immer Trump und Putin sind, die Kennzeichnung durch Eigenschaftswörter sollte unterbleiben. Jedes einzelne Adjektiv schafft eine Reihung mit anderen Beschreibungen und zerfleddert das Ganze, das den Diktator ausmacht.

Sagt nur, meine Sorgen möchtet ihr haben. Da beide Diktatoren jeden Tag Kultur, Menschlichkeit und Wohlstand zerstören, verlockt ihre Kennzeichnung zu jeweiligen Einseitigkeiten, davon bleiben einige hängen, u.a. bei größeren beschädigten Gruppen, andere treten in den Hintergrund oder werden marginalisiert. Ich weiß, das ist nicht immer durchzuhalten, aber man sollte es ernsthaft so machen. Die Beschreibung von Herrschern – der schöne König, die kluge Gräfin, der nette Fürst etc. – hat sich über lange Zeit fest- und durchgesetzt. Aber bei den Diktatoren musste man immer schon aufpassen. Georg Kreisler gibt da einen Rat:

Den Max darfst du nur loben, weiter nichts!
Denn unser Max bleibt unser Max!
Zwar, wer was sagen will, na der sag’s
Jedoch nur Gutes, denn ansonsten sieh dich vor!
Auch wenn Max dumm ist oder schlecht
Der Max bleibt Max, drum hat er recht
Und wer einen Witz macht, der hat keinen Humor!

(https://genius.com/Georg-kreisler-max-lyrics)

Und ich gehe weiter, auch gute Adjektive sind bei den Diktatoren gefährlich.

*

Keine Grammatikstunde bitte; wenn ich sage, dass Adverbien angebracht sind, kann man das unschwer interpretieren, was Diktatoren tun und wie sie es machen, dient zur Erklärung und zum Verständnis.

Gerade heute haben wir im Detail erfahren, wie Trump mit einigen Erlassen praktisch die gesamte US Wissenschaft und Universitätslandschaft und viele Studierende ruiniert. Das ist natürlich für die USA schlecht und für die Welt auch angesichts der Vernetzung und Kooperation, aber vielleicht für uns nicht so dramatisch schlimm. Der Hass auf die Wissenschaft, auf das rationale und kritische Denken hat fast schon religiöse Züge. Er ist schon früh bei der Vorbereitung der zweiten Amtszeit entstanden – und die Wissenschaft, die Demokraten, die Gebildeten haben da zugeschaut, weil sie es nicht wirklich fassen konnten. Die Wiederherstellung einher Diktatur wurde ein paar Jahre lang vorbereitet und in wenigen Tagen durchgeführt. Das kann auch im faschistischen Vorfeld in Europa, bei uns, angestrebt werden, noch von einer Minderheit in einigen EU Ländern, von einer Mehrheit in anderen.

Versteht ihr jetzt, warum ich Diktatoren von allen Adjektiven freihalten will. Was sie sind, ist was scheinen, was sie tun, ist wirklich. leider.

DRITTER WELTKRIEG #2 Ost-West

Ich bin ja nicht allein. Das Thema gehört mir nicht allein, und nachhören könnt ihre das bei DLF 10.00-11.30 heute 10.3. und in den Medien, NYT, BBC etc.

Ostwest ist was?

    Manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein llltum (Ernst Jandl)

    Kann man das auch für Ost und West so entkernen?

    Mein erster Essay wurde einerseits kritisiert, weil der WELTkrieg bedeutet, dass die ganze Welt zusammenhängend an EINEM Krieg beteiligt ist, und zB. der Kongo nichts mit der Antarktis zu tun hat. Andererseits wurde ich bestärkt darin, dass die drei NUKLEARgroßmächte die Kriege – ALLE – zwischen einander aufteilen und führen. Ich bleibe bei meinem Begriff, aber mir bleibt auch der Einwand. Was kausal und direkt, was indirekt und was scheinbar zufällig sich ordnet und ereignet, kann man oft nicht trennen.

    „Eigentlich“ möchte ich in den Ost-West Diskurs nicht einsteigen, ganze Bibliotheken sind voll davon. Aber fast täglich wird in der konfliktreichen Auseinandersetzung mit den USA oder mit der Anbiederung, die eine Unterwerfung ist, der „Westen“ dauernd zitiert. Und „eigentlich“ habe ich in „“ gesetzt, weil meine Sozialisation schon die Ost-West Situation aus Wiener Sicht ganz anders dargestellt hatte als ich später in Deutschland erfahren sollte. Ohne es zu wollen, hat sich als erstes heute aufgedrängt: „Vor grauen Jahren lebt’ ein Mann in Osten, der einen Ring von unschätzbarem Wert aus lieber Hand besaß….“ (Lessing, kennt jeder), warum im Osten? und ich erspare euch eine fast lebenslange Auseinandersetzung mit Ost und West, die mich beruflich und vor allem kulturell beschäftigt hat hat. Nur ein Hinweis: Die Kirchenspaltung kam nicht direkt mit der Reichsteilung 395 nC, , sondern erst das Schisma 1054, mit gewaltigen Folgen. Und all das hatte Einfluss auf unsere Kulturerziehung und dafür, was aus dem Osten kam und was zum Westen gehörte. Passt nicht hierher? Falsch. Ich erinnere genau, dass die Begriffe mit der Verteidigung der USA gegen linke und natürlich rechte Angriffe in Bezug auf unseren kulturellen Aufwuchs (mehr noch als auf die Verteidigung gegen den Kommunismus, den „Osten“, ganz wichtig war. Vgl. dazu Vorgänge, 39. Jg, Heft1, März 2000 „Linker Antiamerikanismus“, wobei schon damals auch die Neue Rechte in den Blick geriet, nicht nur die unterschiedlichen Linken. Ich war damals schon stark mitbeteiligt („Eliten, Gemeinschaften, Aggressionen“ Über die US Spitzenunis, S.11-18 in diesem Heft). Für mich war „Westen“ lange Zeit der unverzichtbare Import von fast aller Sozialisation, nicht nur Jazz und Monroe und…TROTZDEM war Österreich in dieser Hinsicht, ist es teilweise bis heute, von Deutschland unterschieden, weil sowohl der Westen pejorative und der Osten positive historische und Struktur-Einflüsse hatte. Meinen ersten, spontanen Aufsatz zur deutschen Wiedervereinigung würde ich heute etwas anders schreiben, aber vieles stimmt: „Was mich angeht, was mich ärgert“ in: Kogel-Schütte-Zimmermann: Neues Deutschland, Frankfurt 1993, S.42-44). Ich zitiere aus meinem Nachwort: „Es waren immer die deutschen Konservativen, die sich gegen die westdeutsche und amerikanische Zivilisation gewehrt haben, damit die Tiefe und Zerrissenheit der deutschen Kultur umso strahlender erschiene“ Das würde ich SO heute nicht mehr sagen, aber es ist historisch richtig. Nur Links-Rechts stimmt nicht mehr im Kontext, Elon Musk und die AfD, Trump und Putin…

    Ostwest hat vor deutschen Teilung und Vereinigung mehrere Rollen gespielt, es spielt auch anders wo eine Rolle, und immer anders als die aktuelle Nordsüd-Diskussion.

    Vorläufig rate ich davon ab, die Ost-West-Diskussion zu einem aktuellen Diskurs um Freiheit von Deutschland und Europa anwachsen zu lassen, wir müssen andere Koordinaten finden, nicht zuletzt neue Bedingungen für Frieden (was den Pazifismus erneuern und ändern heißt) und die Abwehr des europaweit, weltweit und lokal sich ausbreitenden Faschismus, was erneuerbare Elemente der Demokratie mehr als die bloße Kritik der Faschisten bedeutet.

    Trocken

    Manche lernen, dass trockene Witze oder Unterhaltungen einen besonderen Reiz haben, vor allem als Antworten auf schwülstige oder (tränen)feuchte Wortbeiträge. Wenn man wandert, ist trockenes Wetter auch meistens besser als von Anfang an Regen. Überhaupt, ein eher gutes Wort, nicht wahr? Ich zögere. Seit vielen Tagen gibt es trockenes Wetter, der Himmel blau, unter Tags ist es warm, viele Blumen sind schon sehr früh entfaltet, und so geht man gerne über die Flldflur und vor allem in den Wald, wo sich schon ein erstes Grün zeigt. „Romantisch“ – darauf muss man trocken antworten: ja, aber.

    So schön der Wald ist, so bedrückend nehmen wir die Bäume wahr, wenn wir genau hinschauen. Viele sind bereits vertrocknet, von anderen fallen Äste herunter, nicht ungefährlich, der Boden ist trocken. Mit anderen Worten: der Klimawandel im lokalen Detail ist nicht zu verdrängen, auch wenn es jetzt, im frühen Frühling noch nicht so augenfällig ist. Man muss da keine Witterungstheorie entwickeln oder kennen, es war zu warm, ist zu warm, und anderswo geht es noch schlechter, heißer zu. Was im übrigen auch Einfluss auf Flüchtlinge und Asylpolitik hat…Das steht nun nicht im Vordergrund der politischen Verhandlungen, auch nicht der Weltpolitik. Klima wird (wieder) eine Folge von Krieg und nicht empathischer Politik gegen die, die „man“ weniger schätzt. Also eine Politik von Männern, überwiegend weißen Männern, wie man am Frauentag zu Recht hört, aber nicht so laut. Diktatoren wie Putin oder Trump sind hier ganz offen. Aber nicht nur in der Geschlechterpolitik, in der Kunst, Literatur, und im Alltag wird das Klima verdrängt, als ob die Mülltrennung von Einzelnen die Welt retten könnte.

    *

    Was hat das Klima mit dem Geschlecht zu tun? Jedenfalls leiden die Frauen, die Minderheiten, die Behinderten und die Kinder und Alten mehr unter den Auswirkungen des sich verschlechternden Klimas, und sie haben weniger Macht und Instrumente, in die Klimapolitik einzugreifen. Was könnte also ein neues Regierungsprogramm hier ändern, verbessern?

    Ich bin skeptisch. Das ist kein populäres Thema und es erfordert viele und große Investitionen, die man ja nicht gegen die Verteidigung gegen Trump und Putin aufrechnen darf. Also, woher die Pläne und das Geld nehmen? Pläne und Begründungen gibt es genug. Jetzt kann man ohne Scheu wieder auf Schule und Bildung zeigen, wo schnell, sofort das Thema wirkungsmächtig vermittelt werden sollte. Fachleute dazu hätten wir genug.

    Ich gehe weiter unter trockenen Bäumen. Es gibt schon noch Hoffnung: Umweltpolitik, d.h. gerade nicht Verlagerung der Verantwortung NUR auf Einzelne. Also Politik, nicht Meinung und Ethik allein.

    Sonnentag, Diensttag, Frautag

    Ein alter Kalauer wird nicht besser, aber an einem WELTtag wie heute, WELTFRAUEN tag, sind Kalauer im Rabatt. Die Reaktion auf die Geschlechterfeindlichkeit der Diktatoren-Gemeinschaft Trump und Putin hat weniger Reaktionen hervorgerufen als erwartet, es geht ja auch ans Geld. Und schon folgen Wirtschaft und Politik, mal stärker, mal schwächer dem Trend, nicht nur mehr Gleichberechtigung, sondern auch LGBTQ+ zu reduzieren. So wie die EU die Umwelt dem Auto opfert, so opfern die Männer nicht nur real, auch symbolisch die Frauen und Nichtbinäre – schaut euch das erste Verhandlungsteam von CDUCSU an…

    Nicht mein Hauptthema, sondern basso continuo gesellschaftlicher Wahrnehmung. Das braucht man schon, um nicht an der Wirklichkeit vorbeizuschauen.

    *

    Aber zur Umwelt, die der Wirtschaft (oder der Religion) geopfert wird – Sacre du Printemps (schaut nach, das muss keine richtige Ideologie sein, aber aufrüttelnd) – es ist politisch zum aus der Haut fahren, aber auch real. Ich gehe mit dem Hund durch den Park: mit den vertrockneten Ästen unter den großen Bäumen kann man ein Jahr lang heizen. Schon ist es lange trocken und wird es weiter zur falschen Zeit sein, ähnlich wie zu später Regen. Ärgerlich, dass diese Erkenntnisse schon lange in die Freizeit eingedrungen sind, in die Sonnentage. Bei den Diensttagen ist natürlich die Umwelt noch mehr an den Rand gedrückt. Ich schreibe „natürlich“, weil es wenig Bewusstsein über die Umwelt bei der Arbeit gibt – obwohl da die Aufklärung schon sehr gut ist: was man an Gift einatmet, zum Beispiel, wenn man nur atmet. Ich bin dieser Erkenntnisse weniger müde als der schlechten Unendlichkeit der Tagespolitik, weil sie – im 3. Weltkrieg, wie ich sage – weil sie ja mit der Umweltzerstörung zu tun hat, die mich und uns überlebt (bei manchen Begräbnissen können wir hingegen noch dabei sein, die Hoffnung stirbt zuletzt). Aber Diensttag kann auch Dienst an der Umwelt mit meinen. Das ist deshalb hochpolitisch, weil es den Umgang an der Basis mit allen möglichen Menschen, Quartieren, sozialen Gruppen bedeutet (abstrakt lässt sich keine Politik machen), und dabei stößt man nicht nur auf Unwissenheit und Unwilligkeit, sondern auch auf politische Rahmen, die man eher gar nicht wahrhaben will und sich abwendet. Wer sagt denn, dass Grün nur Links ist? Und wenn die Rechte Grün ist, wie wendet man sich von Rechts ab und unterstützt Grün? Die Diskussion erlebe ich häufiger als mir selbst lieb ist, aber die gibts (Ironisch findet sie sich auch bei zunehmender Wolfsjagd und Schafsschutz, aber plötzlich wird das real). Es gibt in der Gesellschaft keine Brennpunkte wie in der Geometrie. Wenn die Rechten „richtigen“ Naturschutz machen, dann müssen wir über das Richtige im Falschen nachdenken. Und z.B. die Rechten nicht dort hervorheben und angreifen, wo es nicht um ihren Faschismus und ihre schlechte Politik geht (da gibt es tausende Beispiele dafür, was und warum man es an den Rechten kritisiert oder eher nicht kritisieren soll). Ich gebe zu, dass das wirklich sehr schwierig ist, auch im Nachdenken darüber. Aber wenn die Formel vom Richtigen im Falschen und wenn die Fehler im Richtigen keine bloßen Blasen sind, muss man sich dem schon widmen, weil man sonst an der gesellschaftlichen Basis nur mehr auf Unverständnis stößt, wenn man seine eigene Blase verlassen hat.

    Diese Rechts-Links-Diskussion ist wichtig, weil die Mitte kein Kompromissfeld ist, bestenfalls ein Vorfeld. Vor allem ist sie ein Beweis dafür, jedenfalls ein Hinweis, dass wir uns z.B. bei der Umwelt um unser Bewusstsein, um unsere Kritik, um unsere Kommunikation kümmern müssen, damit wir mit „anderen“, deutlich: auch mit Gegnern, nicht von Anfang an verstummen.

    Trotzdem lesen hören denken…Trotzig

    Ich verspotte die nicht, denen schlicht die Nachrichten und Berichte zuviel sind. Ich bedaure sie auch nicht, ich rufe sie nur auf, doch zu tun, was schwer erträglich ist. Ich selbst habe, gegen meine Gewohnheit, die Stunden reduziert, in denen ich die Nachrichten, „News“, Kommentare höre und lese. Aber ich kann nicht ohne aktuelle Einblicke, weil sonst die Trennung von Politik und Privatleben nicht funktioniert, beides in meinem Bewusstsein vertrocknet. Das klingt pädagogisch, ist aber politisch.

    *

    Im „Streiflicht“ vom 7.3.25 (SZ) wird die dauernde Fokussierung auf Trump allüberall kritisiert und verhöhnt. Dann ein Ratschlag: „So geht das nicht weiter. Wie wäre es, wenn Merz zum Start unserer neuen Bundesregierung gleich mal einen wöchentlichen trumpfreien Tag einführte?…Weder in den Medien noch sonst wo dürfte von Trump die Rede sein“. Sehr gut. Am Ende wird der Autor historisch: „Angeblich wollte Caligula sein Lieblingspferd zum Konsul ernennen. Ein Pferd als US-Präsident? Das hätte etwas Beruhigendes“.

    Ich halte mich heute dran, kümmere mich um den Überbau, Kunst und Erziehung. Ihr erinnert euch an meinen Blog, in dem ich die Normalisierung der AfD beschrieben und kritisiert hatte. Das geht jetzt alle Tage so vor sich, immer weiter. Fast heimtückisch objektiv beschreibt die Autorin Christine Lemke-Matwey in der ZEIT #10, 6.3.2025, den Cellisten Matthias Moosdorf, „Er spielt jetzt bei der AfD“, seit vielen Jahren in der AfD, seit 2021 im Bundestag. Natürlich ist sie nicht für die AfD, aber dass der Cellist sich als Querschädel begreift, entlastet ihn nicht als Faschist. Moosdorfs Büronachbar Klonowsky wird abschließend, abschätzig zitiert: „Wer sich allzu sehr feminisiert, ob Mann oder Land, sollte sich nicht wundern, wenn schließlich auch gefickt wird“. Naja, wenn das normal, in der Kultur außerhalb der Politik ist? Und normal für die AfD. Die Normalisierung passt zu einer juristischen Frage, ob man die AfD als „faschistisch“ bezeichnen darf. Man muss, solange man keinen anderen, noch richtigeren Begriff hat.

    Jetzt einmal ein ernst gemeinter, positiver Einschub. Anstatt vor dem Fernseher sitze ich in einer GRÜNEN Diskussion mit neuen Mitgliedern. Spannend, wie versucht wird, einzuführen oder sich zurecht zu finden. Schon gut, dass der Zuwachs vor und nach der Wahl alle Parteien hinter sich lässt. Bevor die Formalie die Runde austrocknen, platzt die Schutzhülle des Gesprächs zum Kennenlernen und eine intensive Diskussion beginnt, wie man denn, wie wir denn also, vor Ort, an der Basis, in der Stadt, in den Stadtteilen für die Partei werben könne(n), und wie man sich, wenn überhaupt, mit der AfD auseinandersetzen kann, soll, darf, muss…Ich gehe jetzt nicht in die Diskussion, sondern sage nur wie befreiend es ist, sich an diesen vier Verben abzuarbeiten. Nur, wenn wir uns um uns, unsere Politik, unsere Entwicklung, unsere Politik kümmern, können wir mit anderen Demokratien (Parteien u.a.) umgehen und auch mit der AfD kommunizieren, d.h. u.U. nachhaltig gegen sie. Und wenn dort Menschen ohne faschistoide Einstellung gelandet sind, kann es sein, dass man sie aus dem Block herausbricht, aber das ist vielleicht ein zu konkretes Ziel, zunächst geht es darum zu verstehen, was sie dorthin getrieben hat. Tja. Sehr ambivalent, deshalb lesenswert: Frauke Rostalkski vom Ethikrat, Professorin, schreibt „Eine Brandmauer löst keine Probleme“ (Spiegel #10, 1.3.2025): Eine Diskursverschließung vor der Wahl habe zum großen Erfolg der AfD beigetragen. Und die Resilienz gerade dadurch wachsen zu lassen, „uns nicht im Dämonisieren und Ausgrenzen derer zu verlieren, die eine andere Meinung haben als wir selbst„. Naja, wo ist da die Grenze? Es geht der Juristin also auch um die Normalisierung der AfD, irgendwie postmodern sind alle Meinungen auf einer Ebene des Diskurses. Das ist ambivalent, nicht falsch, nicht richtig, nur nicht normal.

    *

    Jetzt zum anderen aktuellen Thema. „Schaffen wir das? So nicht!“ (Martin Spiewak, ZEIT #10). Es geht um das deutsche Schulsystem, seit Jahrzehnten vernachlässigt und im Vergleich zu anderen zunehmend schlecht. Was besonders erschreckt ist die Missachtung und Erfolglosigkeit eingewanderter Kinder – was ihren schulischen Aufstieg und ihre Integration betrifft. „In Deutschland lebt mit 20 Prozent ein größerer Anteil Eingewanderter als in jeder anderen Industrienation“ – das wissen wir seit Jahren. Wenn jetzt die AfD auch noch die Wirtschaft, die Touristen und die Ausländer gleichermaßen verjagt, was bleibt dann? Jedenfalls nicht das „Deutsch“, das noch immer mit „Deutsch“ assoziiert wird…und wie stellen wir uns im Budget darauf ein? doch am besten mit dem Bildungsbudget, aber davon ist noch nicht die Rede zwischen Rüstung, Sozialem, Straße und IT. Wir sind, als viertgrößte weltweite Wirtschaftsmacht, mit die schlechteste Bildungsnation der Führungsmächte. Was man dazu sagt? Das ist es ja, durch die dauernde Verdrängung aus der Politik und in die Nischendiskussion haben die Menschen keine politisch wirksamen Begriffe, das Thema an der Wirklichkeit anzubinden.

    *

    Worüber und über wen ich NICHT schreibe ist klar. Langsam entsteht der Widerstand, sogar in den USA, und bei uns auch. Lernen und Widerstehen => Resilienz

    ? DRITTER WELTKRIEG ?

    Werte Leserinnen und Leser,

    zur Zeit und aktuell schreibe ich einen kurzen Essay über den DRITTEN WELTKRIEG. Ich schreibe das als informierter Laie, nicht als Experte für Kriegs- oder Außenpolitik. Ich werde auch weiterhin den Blog zu allen anderen möglichen Themen weiter schreiben und immer wieder vorläufige Abschnitte des Essays hier veröffentlichen, mit der BITTE UM KRITIK und RÜCKMELDUNG. Danke.

    1. Einleitung

    ZITAT zwei Tage nach diesem Artikel von Oleksij Makeiev, ukrainischer Botschafter in Deutschland:

    Wir in der Ukraine, wir fühlen uns im dritten Weltkrieg. Der Krieg geht nicht nur die Ukraine an, das ist leider unser gemeinsamer Krieg. Denn Russland hat uns alle im Visier.

    *

    Der dritte Weltkrieg (WKIII) hat schon begonnen, aber man kann das Datum nicht gut bestimmen. Ein Phasenübergang, der sich langsam bemerkbar macht.

    Das Modell 1984[1] erlebt eine Neuauflage: Drei Diktaturen, die die Erde unter einander aufteilen, nachkommende Großmächte eher marginalisieren und im Gefolge eine wachsende Anzahl von Faschismen mit sich ziehen; und immer weniger Demokratien.

    Man kann hier an science fiction denken, an den Krieg der Welten[2]. Aber man kann auch an den Alltagsgebrauch des Begriffs denken, Weltkriegserinnerungen kreuzen sich mit Interpretationen wahrgenommener Politik oder von tatsächlichen Kriegen und ihrer Androhung.  

    Die Umweltpolitik hat versagt, was das 1,5° Ziel betrifft, wahrscheinlich auch das 2° Ziel. Die Generationen nach uns werden zunehmend damit zu kämpfen haben, dass die Lebensbedingungen für Kinder, Enkel, Freunde usw. so erträglich wie möglich sein werden, Schuldzuweisungen an unsere Generation sind dann abstrakt – es gibt uns nicht mehr.

    Das kann eine Einsicht sein, die eine diktatorische Elite auf eine zahlenmäßig sehr kleine Flucht in den Weltraum (Mond u.a.) vorbereitet, ohne die Möglichkeit zu benennen, das selbst nicht mehr zu bewegen und zu erleben – oder vielleicht doch? (Trump, Putin, Xi)[3].

    Endzeitthesen sind weder populär noch ausgeführt.  Auffällig ist, dass scheinbar die Erdbevölkerung wenig thematisiert wird, etwa in Bezug auf das Flüchtlingsproblem, und dass die unabgeschlossene humane Evolution noch weniger Erwähnung findet. Die These, dass die menschliche Evolution nicht abgeschlossen, vielleicht sogar von der Technologie (IT etc.) „überholt“ wird, ist im Hinblick auf die Politik nicht irrelevant.[4] Die neuere Überlegung ist etwa auf Harari basiert[5], der mich von Zukunftsforschern befreit hatte.

    Diese wenigen Thesen reichen zum Einstieg. Die in ihnen enthaltenen Überlegungen sind genug für eine Zukunftsenzyklopädie – aber da kann man nicht mit einer Leitwissenschaft und auch nicht mit Philosophie vorgehen, man muss dauernd quer und zeitlich vor und zurückdenken, und auch nicht nur bei der Wissenschaft bleiben, aber auch nicht bei der Literatur, obwohl man beide verbunden braucht. Streng aber gegen die alternativen Wahrheiten, Fakten, Methoden.

    2. Widerspruch in mir und im Text

    Wenn ich gegen eine disziplinäre Analyse und schon gar gegen ein Weltmodell der Situation mit einem wünschenswerten Ausgang oder einem unabwendbaren bin, dann aus mehreren Gründen:

    1. Keine thematisch bezogene Disziplin kann die Vielfalt der Dimensionen der sozialen und politischen Realität hinreichend kommunizieren, inter- und multi-disziplinäre Analysen sind zu allgemein oder verlieren sich in bedeutungsschweren Details – klar, das ist KEIN Argument gegen fachliche und interdisziplinäre Forschung und Wissenschaft, es verweist nur auf die damit noch nicht erfassten Dimensionen von Bedeutung.
    2. Mein soziologischer und kulturwissenschaftlicher Blick umfasst vor allem die Bereiche, die durchaus wahrnehmbar sind, aber nicht in die politischen und verbreiteten Systeme eingepasst werden können.

    Ein scheinbar abwegiges Beispiel: die Rolle von Religion(en) in der politischen Auseinandersetzung wird oft beschrieben, aber selten strukturell erklärt. Als Übung empfehle ich Islam und Judentum in Nahostkonflikt, weit über Israel hinaus; oder die Rolle des spezifischen politischen Protestantismus in den USA, sowohl was die Geschichtsveränderung als auch die gegenwärtigen Koalitionen betrifft.

    • Warum ich das ganze schreibe, hat auch damit zu tun. Ich will da keine wissenschaftliche Arbeit den vorhandenen und zu erwartenden disziplinären Werken antizipierend hinzufügen oder auch die Kluft zwischen dem laienhaften Bewusstsein und der Expertise verkleinern (beides kommt marginal natürlich vor, aber nicht im Fokus). Mir geht es um den Blick in eine von mir nicht mehr erlebbare Zukunft, sozusagen ein Zeitdokument, das meinen Kindern und Enkeln usf. zeigt, dass ich schon antizipiert habe, was sie vielleicht – hoffentlich nicht so arg – erleben und woran meine Generation auch beteiligt war. Das streift sensible Gebiete wie Entschuldigungen und Rechtfertigungen, aber auch die eigene Berührtheit und Empfindung.
    • Es geht über die Strukturanalysen hinaus, wenn ich dazu auch Positionen vertrete. Deshalb ist die Form des Essays angezeigt, sowohl als Versuch als auch in kurzer Form umfassend.

    3. Weltkrieg und der Westen. Vorspiel der Begriffe. Ich spiele sie euch vor.

    Vergleiche sind niemals Gleichsetzungen. Und Oppositionen sind selten symmetrisch. Wenn ich eingangs behaupte, wir seien im 3. Weltkrieg (WKIII), dann assoziieren doch in Europa, wahrscheinlich auch in den USA fast alle die beiden Weltkriege 1914-1918 und 1939-1945. Ist das weltweit so, oder den Meinungen aufgedrückt, und was assoziieren die Menschen mit den WK? Das ist schon deshalb spannend, weil ja der WKIII sicher anders ist als die beiden vorhergehenden, aber der Inhalt von „Welt“ spielt eine vielleicht größere Rolle, noch größere Rolle, als früher. Man müsste hier in die Theorie der Globalität und des Lokalismus, in die Kommunikationstheorie, in die KI, einsteigen, um die verschiedenen Facetten dessen, was heute weltweit, global, ist zu verstehen[6]. Und es gibt die Ausflüge und Ausflüchte in das Weltall. Die Veränderung, Verkleinerung des Erdraums, die Radikalisierung der Aneignung von Teilräumen, zum Leben, zur Ausbeutung, als Fluchtpunkte, als Verlassenschaften…all das sind wichtige Koordinaten des WKIII. Und dann wird er begrifflich von mir festgelegt und zur Verbreitung angeboten.

    Ganz anders mit dem Westen, dem „Westen“ als festen Begriff und als Balancewort zum Osten, und wo im Nord-Süd-Bereich ist der Westen, der Westen. In diesen Tagen wanken alte und neuere Verständnisse dieses Begriffs. Und so ganz einfach klappt es nicht mehr mit dem Westen: Demokratien, verbunden durch die USA und Europa, jedenfalls nach dem 2. Weltkrieg. Schon so einfache Überlegungen wie die Nichtabgrenzung des „Ostens“, die Fragwürdigkeit der Zuordnung Russlands etc. sind schwierig. Wenn die Ukraine, scheinbar eindeutig, zum Westen gehört, wohin dann mit Moskau? Wenn beide zum Westen gehören, wie ist dann die Westführung durch die USA zu verstehen. Und historisch ist das alles natürlich noch komplizierter, Ostkirchen, Westkirchen, Sprachen, Volkszuordnungen und Zuteilungen usw. Missversteht mich nicht, ich will mich damit gar nicht gern auseinandersetzen, aber es ist ja in der Luft, und die Trump-Putin Achse, die SO nicht bleiben wird, ist auch ein Ost-West-Hinweis. Was aber deutlich sein sollte: ein WKIII geht nicht ins Ost-West Netz. Darum geht es nicht. Und wenn wir in Deutschland uns dem Westen zuordnen (wollen), dann gibt es mehrere Westen, mehrere Ost-West-Beziehungen usw. eigentlich trivial, aber gerade nicht so aktuell.

    Für beides, WKIII und den Westen, werden dauernd Hinweise gegeben, notwendig. Es ist mehr als Meinung, weniger als wissenschaftliche Umgruppierung. Ich will nur abheben vom Alltäglichen, bis tief ins Bewusstsein gegrabene „Wir im Westen…“, das ist so wie Solidarität und Abwehr gegen bestimmte Ethnien oder pardon, Geschmäcker und ähnliches.

    Weil ich darauf zu sprechen komme: gehört Israel zum Westen, also in diesem Sinn zu uns? Das Land  – genauer der Staat Israel – ein westlicher Staat? Wohin gehören die in den letzten Jahrzehnten eingewanderten Sepharden, woher kommen die davor mehrheitlich eingewanderten Ashkenasen, spielt Ost-West eine Rolle? Und Netanjahus Anschmiegung an die USA und deren Machtergreifung in Israel, ein westlicher Eingriff? [7]

    Das ist nur ein Beispiel für die Fragilität der Verwendung von Ost-West.

    Einige Literaturhinweise

    Über die Vergleiche mit WWII Appeasement:

    Arye Neier, NYRB : 202503004 online

    „“It is probably not fair to the British prime minister of the late 1930s, Neville Chamberlain, to compare him to President Donald Trump,” writes Aryeh Neier in the NYR Online this week. “When he tried to appease Hitler at Munich in September 1938, Chamberlain had an urgent reason: he was hoping to avert British involvement in a war for which the country was not prepared…. In attempting to appease Russian President Vladimir Putin, Trump has no interest of comparable urgency.”

    Instead, Neier argues, Trump, Vice President J.D. Vance, Defense Secretary Pete Hegseth, and Secretary of State Marco Rubio have made preemptive and unnecessary concessions to Putin and humiliated Ukraine’s president, Volodymyr Zelensky, without even the suggestion of peace from Russia. “Trump has been far weaker at curbing Putin’s aggression,” Neier notes, “than Chamberlain was at curbing Hitler’s.”

    Below, alongside Neier’s essay, are four articles from our archives about Chamberlain and the costs of appeasement.“

    Nathan Gardels, noema: 20250225 online:

    • „Instead of expressing outrage at China’s plans to take Taiwan, Russia’s bloody attempt to seize Ukraine or Israel’s vision of annexing the West Bank, Team Trump is openly considering its own Anschluss of other people’s territory in Greenland, the Panama Canal and even Canada. From what we can tell so far, the president’s idea of any peaceful settlement to these conflicts entails giving the stronger power what it wants.“

    Harari, Y. N. (2016). Homo Deus. London, Vintage.

    O’Toole, F. (2025). „From Comedy to Brutality.“ NYRB LXII(4).

    Orwell, G. (1949). Nineteen eighty-four. London, Secker and Warburg.


    [1] Orwell, G. (1949). Nineteen eighty-four. London, Secker and Warburg.

    Dass es noch mehrere Modelle von global abdeckenden Weltmächten gibt, steht außer Frage. Aber hier geht es auch um die Wirkung auf mich und die Erklärung von Weltmächten.

    [2] zB. Der Krieg der Welten – Wikipedia (5.3.2025) u.v.a

    [3] O’Toole, F. (2025). „From Comedy to Brutality.“ NYRB LXII(4).

                    Ein für mich relevanter Anstoß zu diesem Essay.

    [4] Warum gebe ich hier keine Literatur und Fußnoten an….unendlich viel Literatur, à Literatur und Quellen zur Geschichte der Bevölkerungswissenschaft mit kommentiertem Namenverzeichnis | SpringerLink Auch in meinen Bibliographien. Nur wenig habe ich dazu gelesen, aber es hat mich 1980-2000 sehr beeinflusst. Die Zukunftsforscher sind auch nicht gerade populär,

    [5] z.B. Harari, Y. N. (2016). Homo Deus. London, Vintage.

                    Und spätere von ihm.

    [6] Wichtig dafür Zygmunt Bauman Zygmunt Bauman – Wikipedia (5.3.2025). Auch wichtig für mich, wegen des Herunterbrechens auf die lokale Ebene und die ja zur Zeit brüchige „Globalität“, nicht nur bei Trump.

    [7] Alle Überlegungen zu Israel beruhen nicht nur auf eigenen Erfahrungen, Forschungen, persönlichen Kontakten, sondern auch auf wichtigen Bezugsquellen, zu Amos Oz und aktuell zu David Grossman: Ohne Titel 13.10.2024 und weitere.

    Hitler Stalin Trump Putin

    Dass es Unterschiede zwischen den politischen Paarungen gibt, weiß ich. Dass historische Analogien begrenzt sind, weiß ich auch. Aber strukturell sind wir in einer vergleichbaren Situation. Und so unerwünscht meine Vermutung über den Dritten Weltkrieg ist, so wichtig ist mir, an dieser Vermutung festzuhalten. Die Struktur von Kriegen, ihr Ablauf, ihre Erledigung sind immer unterschiedlich, ihre menschlichen Opfer und dauernden Zerstörungen und Nachwirkungen aber sind für die Entwicklung der Menschheit und ihre (mögliche) Zukunft vergleichbar. Ich werde einen Textentwurf in mehreren Folgen hier veröffentlichen. Jenseits des Aschermittwoch.

    *

    Nicht drum herumreden. Nach Trump&Vance’s Demütigung von Selensky am Freitag war die Entscheidung zu erwarten gewesen, die Unterstützung der Ukraine auszusetzen. Wie? und Wann? natürlich für uns Laien nicht.

    Da ich kein Politikwissenschaftler und kein Militärexperte bin, halte ich mich mit Analysen zurück. Ich beobachte nur quer durch die gesellschaftlichen Felder, was diese Situation auslöst. Ob sie die Angst vermehrt. ob sie die Demokraten zusammenrücken lässt oder aber den Faschismus flächendeckend verstärkt, ob versucht wird, ein Appeasement mit den USA (und/oder mit Russland?) zu erkaufen oder ob gerade das abgelehnt wird – ich weiß es nicht. Auch, und das ist mir wichtig, kommt es jetzt darauf an, wie wir uns verhalten, nicht allgemein und oberflächlich, sondern in unseren Entscheidungen an den Grenzübergängen von Privatleben und Politik.

    *

    Kein Zufall: wenn es soweit wäre, wohin könnten und müsste man auswandern können? Die Antworten sind schwierig, die Unterschiede zu früher sind groß, und trotzdem: Es geht nicht nur um uns, es geht um unsere Kinder, Enkel und Freunde, und es geht darum, was man hinter sich lassen müsste, um freier, befreiter zu werden…die Diskussion ist schwierig, aber wichtig: sie ist nicht überraschend, sie hat nicht erst gestern Abend begonnen.

    Wir sollen die Angst nie mit Angst beantworten. Wogegen und wie Widerstand sich entwickeln muss, ist eine drängende, aber keine momentane Angelegenheit, und zur Resilienz gehört auch ein Alltag, der nicht alles politisiert.

    Fetzenzug, Fastnacht,

    Als müsste das Bildungsniveau der Deutschen noch steigen, wird in diesen Tagen die Geschichte des Karnevals auf vielen Sendern verbreitet.

    Natürlich sind die Bandbreiten von Humor so unterschiedlich wie die einzelnen Gesellschaften und ihre Geschichte und Gegenwart, und irgendwo müssen wir ja unsere Vorurteile auch noch bunkern dürfen, in weniger politischen Nischen.

    In diesen Tagen geht vieles, niemals „alles“, schief oder den Bach runter, der Westen, die Überlebenschance der Ukraine, die deutsche Politik (ein unerfahrener Kanzler, eine mäßig brauchbare Koalition, aber auch die müssen wir stützen, eine selbstblockierte Wirtschaft und eine wenig empathische Generation aller Altersklassen von work&life Balance…). Aber um politisch zu sein: WIR, unsere senile Generation hat viel von dem verschuldet, wir haben uns Wohlstands-Friedens-Macht-Bilder einprägen lassen, die am jetzigen Zustand ja beteiligt sind. Und jetzt ist Karneval.

    Klar, die Religion redet hier immer hinein, aber manches ist schon alt un beständig: dass es Versöhnung mit Gott nicht gibt, bevor sich die Menschen untereinander versöhnt haben. Das reicht zu einer Verbindung mit dem nichtreligiösen Frühlingsanfang allemal, und die Verknäuelung ist schon beachtlich.

    Aber die Wirklichkeit findet ihr hier: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches- verzeichnis/detail/article/ebenseer-fetzenzug/ Schaut euch die Bilder an https://www.bing.com/images/search?q=Ebenseer+Fetzenzug&form=IARSLK&first=1

    Und dahinter ist ein letztes Aufbäumen des freien (? des sündigen?) Lebens, bevor am Aschermittwoch wieder Buße und Fasten und Frömmigkeit beginnt – haha, nichts beginnt, aber symbolisch muss ja das freie Leben eine Grenze haben, wenn es auf dieser Erde statthat und nicht in den sogenannten Himmel post mortem versetzt wird. Es gibt ein Gasthaus „Himmel“ in Ebensee.

    Ich erinnere mich, dass ich als Halbwüchsiger während des Fetzenzugs, wo ja alle verkleidet waren, ziemlich viel erfahren habe von Ehebruch, häuslicher Gewalt, Nachbarfeindschaft und auch positiven neuen Beziehungen, und manche hat man unter der Maske erkannt, andere nicht. Man wird sich an diese Tage auch anders erinnern, wenn Trump und Musk längst verrotten, dass die sogenannte Weltordnung verändert wurde. Das heißt, wenn noch jemand da ist, sich zu erinnern. Das treibt mich schon um, dass ich noch so verkleidet nicht erleben werde, was jetzt gerade entsteht. Es stimmt eben nicht, dass man alles einreissen muss um es neu aufzubauen, und es stimmt auch nicht, dass man Trump und Putin und ihr faschistisches Gefolge mit der Rationalität bewerten kann, mit der wir den Fasching dekonstruieren…

    Das ist schade. Aber um diese Stunde beginnt die Formierung des Fetzenzugs, der wird bald losziehen und den Betrachtern die Wirklichkeit vorführen, entlassen von Wahrheit und Verkündigung. Jetzt gehts rund.