Entsetzen! Beschämung! Hass!

Nachdem die Clausnitzer Bürger – WIR SIND DAS VOLK!!! – die Verbringung von Flüchtlingen in eine Unterkunft behindert hatten, die von einem AfD-Wart geleitet wird, und nachdem Flüchtlinge von der Polizei aus dem Bus in die Willkommenskultur dieser Unterkunft gezerrt worden waren; und nachdem in Bautzen das Volk die Feuerwehr beim Löschen einer Flüchtlingsunterkunft behindert hatte und sich über den schönen Brand so richtig gefreut hatte – sind heute, am 22. Februar, alle entsetzt, beschämt, erschrocken. Tillich, der wackere Kämpfer gegen Rechts, sagt, diese Leute seien „keine Menschen“, sondern „Verbrecher“; „inakzeptabel“ sei das, meint der sanfte de Maizière, und andere sind entsetzt, beschämt und fast alle sind – ratlos. „Hass ist keine Alternative“, titelt der Grüne Bundesvorstand, wohl war, Alternative wozu, wozu genau? Einzig Toni Hofreiter hat einen Vorschlag, „den gesellschaftlichen Aufstand“. Da hat er Recht. Es müssten die sich wehren, die sich nicht den Satz „Wir sind das Volk“ nicht wegnehmen lassen wollen.

(Vor vielen Jahren habe ich mich fürchterlich aufgeregt, dass eine ganze Gesellschaft sich von einem Neonaziverein den Titel „Republikaner“ einfach abnehmen ließ, was bei weniger Gebildeten und Bedarften diesen Begriff  gleich ganz ins Abseits stellte; womit wir beim Aufstand sind: Republikanisch orientierte Bürger*innen müssten ihn unter anderem gerade damit begründen, dass die Demokratie in der Republik ihren öffentlichen Raum beanspruchen muss, ihn verteidigen muss). Wie machen wir so einen Aufstand?

Dass man gegen politischen, menschenverachtenden Hass ist, reicht nicht. Wenn man den Hass verurteilt, gibt man den Flüchtlingen ihre Würde noch nicht zurück, und denen die noch kommen, kein Zeichen, dass man wenigstens diese weiter respektieren wird. Der Hass schraubt sich hoch, ist schon praktisch geworden, und wird genährt davon, dass einige ganz oben in der Politik dem Volk einreden, man müsse die Angst der Menschen ernst nehmen. Angst sollte man nur dann ernst nehmen, wenn sie begründet ist, und schon gar nicht sollte man auf sie zugehen, wenn sie offensichtlich ein Schutzmantel für Aggression ist, ein Lockmittel für Toleranz. Angst ist unbegrenzt, und wer auf sie zugeht, hat schnell eine Hetzmeute am Hals, die man nicht mehr bändigen kann. Nein, Verbrecher sind auch Menschen…tut mir leid, der Satz bleibt wichtig, es sind Menschen, die man im Namen des Volkes bestrafen muss. Und kann. In der Republik geben sich Menschen Gesetze und kommen überein, dass sie sich dran halten wollen. Wir sind das Volk? Hofreiter hat Recht:es bedarf schon eines Aufstands, sich das nicht aus der Hand schlagen zu lassen. In Österreich ergehen Urteile übrigens „im Namen der Republik“. Ich finde das nicht schlecht.

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