Wenn man schon den Blick nicht von der Rechtsentwicklung abwenden kann, wenn der Faschismus keine Chimäre ist, dann fragt sich, was sich eigentlich „links“ so ereignet. Jochen Bittner hat dazu in der ZEIT #3, S. 37 einen interessanten Artikel geschrieben, dem ich vor allem darin zustimme, dass die R-L-Achse ohnedies an Bedeutung verloren hat. Im Gefolge der Kritik an „linken“ Entwicklungen schreibt er: „Wächst dieser (darauf bezogene MD) Frust, dann wächst auch die Bereitschaft, anderen Radikalen die Macht zu geben, in der Hoffnung, das Pendel werde in die entgegengesetzte Richtung schwingen. Und genau das tut es jetzt. Auch wer Trump, Musk oder die AfD nicht als „faschistisch“ bezeichnen mag, muss die Gefahr sehen, dass der begonnene Backlash nach rechts gruseliger ausfallen könnte als der Linksruck der vergangenen Dekade“. Lest den Absatz vom Ende her. Und dann die Frage, ob es Alternativen zum Begriff „faschistisch“ gibt, wenn ja, welche. Ein Schluss im letzten Absatz ist interessant, weil „Hat die Mitte, hat eine wahrhaft liberale Linke jetzt noch eine Chance?“ Eine wirklich wichtige, kluge Coda. Die Mitte als liberale Linke steht genau gegen AfD und BSW, aber auch gegen eine verkrustete Figur im Rückblick meiner Generation, auf 1968, 1989 usw. (Der Artikel ist auch sonst interessant, oft schwierig, aber die Summa ist schon wichtig. Weil bei Spaltungen die Mitte im positiven wie negativen Sinn oft unter den Tisch fällt.
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Wir sind ja im Frühling, herrliches Wetter über den trockenen Parkanlagen, der blaue Himmel straft kritische Wahrnehmung, oder wie der Flachbürger sagt: alles nicht so schlimm. Betont man „sooo“, bedeutet das etwas anderes.
Die Umwelt gerät in diesen Tagen unter die Räder, im Wortsinn und übertragen: PKW, Autobahnen…naja, wenn es sonst nichts wäre…Aber mich bedrückt eher, wie die Umwelt unter die Räder der neuen, globalen Kriegspolitik gerät, durch Vergessen oder Minimieren. Das ist so als wollten Gläubige die zehn Gebote umgruppieren. Nun ist diese Kriegspolitik ja nicht an sich falsch, jedenfalls als Reaktion. Aber gerade dann müsste und könnte man zeigen, dass Verteidigung auch die Umwelt einbeziehen muss. Sonst ist alles zu spät, selbst der Frieden, in dem man ja nicht ersticken soll, wenn man den Krieg schon überlebt hätte.
Ich habe mich an die Doppeldenke gewöhnt: wenn ich jetzt mit dem Hund durch den Park gehe, dann sind es diese Umweltgedanken, die ich sinnlich und wahrnehmend zulasse, und ihre Begrünungen sind ja nun wirklich politisch (die heutigen Nachrichten, EU, Streubomben, Trump usw. reichen da ja hinein). Aber bevor man sich den Kriegsgedanken hingibt, sollte man die Umwelt als Öse im Reflektieren zulassen, denn ohne sie hat auch Friedenspolitik keinen Sinn. Der Gegeneinwand: aber die Prioritäten sind anders…nein, sind sie nicht.
Was es für die Nachkommen zu bewahren und zu verbessern gilt, ist jedenfalls mehr die Natur und die Umwelt als die haarspalterischen Zinsdebatten der Neoliberalen. Wer Staatshaushalte mit dem Familieneinkommen und -haushalt vermengt, hat von beidem nichts verstanden, Staat und Natur.
Das sagt sich leichter als man handelt. Aber darum wird GRÜNE POLITIK jetzt umso wichtiger, nachdem offenbar Merz und Klingbeil schnell dazu lernen, beide. Das hilft zukünftig, sie zu kritisieren, denn wenn man sie – jeden für sich oder gar beide – verachtet, kann man keine Kritik üben.