Ich bin ja nicht allein. Das Thema gehört mir nicht allein, und nachhören könnt ihre das bei DLF 10.00-11.30 heute 10.3. und in den Medien, NYT, BBC etc.
Ostwest ist was?
Manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein llltum (Ernst Jandl)
Kann man das auch für Ost und West so entkernen?
Mein erster Essay wurde einerseits kritisiert, weil der WELTkrieg bedeutet, dass die ganze Welt zusammenhängend an EINEM Krieg beteiligt ist, und zB. der Kongo nichts mit der Antarktis zu tun hat. Andererseits wurde ich bestärkt darin, dass die drei NUKLEARgroßmächte die Kriege – ALLE – zwischen einander aufteilen und führen. Ich bleibe bei meinem Begriff, aber mir bleibt auch der Einwand. Was kausal und direkt, was indirekt und was scheinbar zufällig sich ordnet und ereignet, kann man oft nicht trennen.
„Eigentlich“ möchte ich in den Ost-West Diskurs nicht einsteigen, ganze Bibliotheken sind voll davon. Aber fast täglich wird in der konfliktreichen Auseinandersetzung mit den USA oder mit der Anbiederung, die eine Unterwerfung ist, der „Westen“ dauernd zitiert. Und „eigentlich“ habe ich in „“ gesetzt, weil meine Sozialisation schon die Ost-West Situation aus Wiener Sicht ganz anders dargestellt hatte als ich später in Deutschland erfahren sollte. Ohne es zu wollen, hat sich als erstes heute aufgedrängt: „Vor grauen Jahren lebt’ ein Mann in Osten, der einen Ring von unschätzbarem Wert aus lieber Hand besaß….“ (Lessing, kennt jeder), warum im Osten? und ich erspare euch eine fast lebenslange Auseinandersetzung mit Ost und West, die mich beruflich und vor allem kulturell beschäftigt hat hat. Nur ein Hinweis: Die Kirchenspaltung kam nicht direkt mit der Reichsteilung 395 nC, , sondern erst das Schisma 1054, mit gewaltigen Folgen. Und all das hatte Einfluss auf unsere Kulturerziehung und dafür, was aus dem Osten kam und was zum Westen gehörte. Passt nicht hierher? Falsch. Ich erinnere genau, dass die Begriffe mit der Verteidigung der USA gegen linke und natürlich rechte Angriffe in Bezug auf unseren kulturellen Aufwuchs (mehr noch als auf die Verteidigung gegen den Kommunismus, den „Osten“, ganz wichtig war. Vgl. dazu Vorgänge, 39. Jg, Heft1, März 2000 „Linker Antiamerikanismus“, wobei schon damals auch die Neue Rechte in den Blick geriet, nicht nur die unterschiedlichen Linken. Ich war damals schon stark mitbeteiligt („Eliten, Gemeinschaften, Aggressionen“ Über die US Spitzenunis, S.11-18 in diesem Heft). Für mich war „Westen“ lange Zeit der unverzichtbare Import von fast aller Sozialisation, nicht nur Jazz und Monroe und…TROTZDEM war Österreich in dieser Hinsicht, ist es teilweise bis heute, von Deutschland unterschieden, weil sowohl der Westen pejorative und der Osten positive historische und Struktur-Einflüsse hatte. Meinen ersten, spontanen Aufsatz zur deutschen Wiedervereinigung würde ich heute etwas anders schreiben, aber vieles stimmt: „Was mich angeht, was mich ärgert“ in: Kogel-Schütte-Zimmermann: Neues Deutschland, Frankfurt 1993, S.42-44). Ich zitiere aus meinem Nachwort: „Es waren immer die deutschen Konservativen, die sich gegen die westdeutsche und amerikanische Zivilisation gewehrt haben, damit die Tiefe und Zerrissenheit der deutschen Kultur umso strahlender erschiene“ Das würde ich SO heute nicht mehr sagen, aber es ist historisch richtig. Nur Links-Rechts stimmt nicht mehr im Kontext, Elon Musk und die AfD, Trump und Putin…
Ostwest hat vor deutschen Teilung und Vereinigung mehrere Rollen gespielt, es spielt auch anders wo eine Rolle, und immer anders als die aktuelle Nordsüd-Diskussion.
Vorläufig rate ich davon ab, die Ost-West-Diskussion zu einem aktuellen Diskurs um Freiheit von Deutschland und Europa anwachsen zu lassen, wir müssen andere Koordinaten finden, nicht zuletzt neue Bedingungen für Frieden (was den Pazifismus erneuern und ändern heißt) und die Abwehr des europaweit, weltweit und lokal sich ausbreitenden Faschismus, was erneuerbare Elemente der Demokratie mehr als die bloße Kritik der Faschisten bedeutet.