A.L.Kennedy: gute Assoziation

Nicht alle Kennedys sind gleich.

A.L.Kennedy in der SZ 22.4.2025: Sonst ist Maga-Land bald überall

Ein großartig trauriger Text, am besten, Ihr lest ihn ganz. Ich hole nur einen Kernsatz heraus, der Papst ist tot, Trump kommt nach Rom, und die sogenannten Christen in den USA feiern ihre Hölle:

Triumphierende Pseudo-Christen freuen sich auf die Theokratie. Christo-Faschisten wollen einen obligatorischen Glauben an die heterosexuelle weiße männliche Vorherrschaft und an wissenschaftliche Unkenntnis als Leitprinzip etablieren“.

Dass der Christofaschist Vance, seit ein paar Jahren katholisch, sich vom Papst verabschiedet, und der Diktator Trump sich zum Begräbnis anmeldet, passt natürlich dazu, dass sich die reiche Oberschicht der USA von allem Nachdenken freigemacht hat. Religionskritik muss sich auch gegen die Amerikaner richten, explizit, nicht verklausuliert. Wenn Kennedy auch die britische Politik in ihre Kritik einbezieht, muss uns das zu denken geben. Wenigstens fordert sie uns Deutsche auf, Widerstand zu leisten. Das heißt auch gegen die Pseudoreligion der Türkei, Israels und aller heuchelmörderischen Diktaturen. Und gegen viele religiöse Plattmachungen bei uns, weil Religion angeblich eine verfassungsmäßige Sonderstellung hat – hat sie schon, nur welche? Die Götter lachen sich krumm, wenn sie politische Inselpolitik im Zeichen von Kreuz und Halbmond sehen könnten. Tun sie aber nicht.

In letzter Zeit kämpfe ich dagegen, mich in die Menge von Kommentaren zu Kommentaren zur politischen Wirklichkeit einzureihen, weil manche Entwicklungen ebenso deutlich wie schwer erträglich sind, und Kommentare ohne konkrete Adressaten eher dem eigenen Gewissen als der Wirklichkeit dienen. Manche Texte helfen, wenn man sich doch nicht so sicher fühlt, wie in letzter Zeit, wie z.B. Aryeh Neier (Neier 2024), Omer Bartov (Bartov 2025), Fintan O`Toole (O`Toole 2025), die zu meiner unzerstörbaren Referenzbibliothek dazu kommen, durchaus auch mit weiterer Kritik. Die meisten Texte helfen nicht, wenn sie zu kurzfristige Einschätzungen des Verhaltens von Diktatoren und ihren Hilfskräften kommen, und wirkliche Bezeichnungen der Realität doch aus Vorsicht scheuen, etwa die Trump Putin Analogien zur Vergangenheit. Der Tod von Papst Franziskus hat eine Welle von ambivalenten Assoziationen freigesetzt, aber zur politischen Religionskritik und zur rationalen Kritik der Politik dringen wenige durch, unfair möchte ich fast sagen, dass der Tod des Papstes der Religion wieder eine Atempause verschafft. (Fair wäre, das auch noch zu erklären). Aber man muss dem Begriff Kennedys „Christofaschisten“ nichts hinzufügen.

Das bringt mir den faulen Geschmack des unentschuldbaren Stillstands gesellschaftlicher Entwicklung in der globalen Hyperkrise. Anstand etwas anzupacken, zu handeln, wird der Fortschritt in Mikropartien zerteilt und darauf reduziert, doch wieder, wieder einmal das BNP zu steigern, die Armen nicht unentschuldbar abzuhängen und die Reichen nicht wirklich zu erleichtern. Das beschleunigt nicht nur die Ankunft des nicht umkehrbaren Temperaturanstiegs um mehr als 1,5°, es schränkt auch den Handlungsspielraum des resilienten, politisch engagierten Menschen weiter ein. Andererseits muss man wohl Koalitionen mit ansonsten abgelehnten sekundären Partnern eingehen, um nicht Kohlhaasisch oder Learisch allein in der Ebene zu stehen.

Seltsam, dass, auch hier im Blog nicht zum ersten Mal, ein Teil meiner fernab liegenden Vergangenheit immer wieder kommt, dass man eigentlich nur mit Wissen, meinetwegen der deutschen „Bildung“, sich befreien kann (Harvard muss den Prozess gewinnen!), um auch das Irrationale des Kriegs weltweit auch nur zu verstehen, wenn man eingreifen möchte. Das alles dauert, hoffentlich nicht zu lange. Das hatte ich schon vor 50 Jahren gehofft.

Manches erklären kluge Intellektuelle dennoch. Eva Illouz in ihrem neuen Buch, analysiert, zerlegt fast quälend genau Phänomene wie Neid und Zorn, und wie die politisch werden und politisch wirken (Illouz 2024), am besten gleich auch (Illouz 2023).Mit einiger Ironie kann man die Frankfurter Dialektik, des Richtigen im Falschen, hier weiterentwickeln, wenn das falsche Verhalten einer richtigen Politik hilft und umgekehrt. Keine Hintergrundmusik.

Wenn man ab und an doch die Nachrichten anhört und die Papstmonita vorbei sind, dann kommt die Wirklichkeit der Diktatoren zur Sprache, und man landet unter anderem bei A.L.Kennedy. Dann geht es also weiter…

Bartov, O. (2025). „Ìnfinite License.“ `NYRB LXII(7): 54-58.

Illouz, E. (2023). Undemokratische Emotionen. Berlin, Suhrkamp.

Illouz, E. (2024). Explosive Moderne. Berlin, Suhrkamp.

Neier, A. (2024). „Torture in Israel’s Prisons.“ NYRB LXXI(16): 26-29.

O`Toole, F. (2025). „Shredding the Postwar Order.“ NYRB LXXII(7).

                Trumps Antieuropäische Politik, EU, Polen,

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