Wertvolle Abweichung – o Tintenfisch

Ich halte mich auf dem Laufenden, und das ist nicht nur Krieg und Umwelt und Armut. Zu meiner ständigen Information gehören die NYRB und NYT (das wisst ihr), denn noch kämpft das denkende Amerika gegen den Diktator Trump. Manchmal wundert man sich trotzdem, was man nicht nur lernen, sondern verstehen kann. In der letzten # NYRB 9.10.2025 (die sind uns immer eine Woche voraus, kein Irrtum) rezensiert Verlyn Klinkenborg, Professor in Yale, mehrere Bücher über den

OCTOPUS

„Such Flexible Intensity of Life“ Was soll einen das besonders interessieren, außer dass man ihn manchmal mediterran gerne verzehrt, dass man ihm im Meer selten begegnet und dass er schön ist, für Kindergeschichten geeignet. Am Ende der ausführlichen drei Seiten ist man etwas verändert und nachdenklich. Zunächst: wusstet ihr, dass der Octopus mehrere Hirne verteilt auf seinen Körper hat? Auch wenn er nicht so denkt wer wir Menschen, hat er doch eine beachtliche logische Kapazität. Da er aber nur durchschnittlich zwei Jahre lebt, ist die Frage, ob es hier nicht einen „intellektuellen“ (keine Ironie, eher Hilfswort) Überschuss gibt. Aber der Autor rezensiert nicht einfach Spitzenforschung der Meereszoologie. Wie nehmen wir dieses Tier wahr, und wie nimmt der Oktopus uns und andere Tiere wahr? „So what would a common octopus find peculiar or interesting about humans, besides the astounding fact that we don’t live underwater?“ Und nun folgen so viele Unterschiede, dass man irgendwie zu Darwin zurückkehrt, zugleich aber aus Sicht des Titenfischs beim Menschen viele Defizite, z.B. in der Wahrnehmung, feststellt – mit vielen Hinweisen der heutigen Neuroforschung.

Nein, keine verquaste Ideologie. Einfach Forschungsberichte und Fragen über menschliche unsere – Oberflächlichkeit beim Wahrnehmen von Tieren, – bevor sie aussterben, nicht zuletzt durch uns. Nach der Lektüre bin ich kein Experte, aber ich habe jene Form von Zoologie gelernt, die auch an deutschen Universitäten systematisch abgebaut wird. Also kein fröhliches Ende der Lektüre.

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Der Titel der Rezension zählt für sich und für uns. Am Oktopus wird beschrieben, wie die Lebenszeit genutzt wird, was da „eigentlich“ geschieht und gemacht wird. Das kann man studieren, aber jenseits des positivistischen Lehrplans auch die Frage, wie uns der Tintenfisch wahrnehmen würde, könnte er das…Das klappt natürlich um, auf unsere eingeschränkte oder aber umfassende und großzügige Art der Wahrnehmung von Natur und Umwelt, also auch von Gesellschaft. Liest sich wie Science Fiction, aber auch gar nicht, nur wie Science.

Die derzeitige Politik, nicht nur unsere Regierung, auch die Großmächte, die EU, die Kriegsführung, zerstören noch mehr Natur als es die Erderwärmung ohnedies schafft. Wenn ich an die Unmöglichkeit denke, nach unserem Tod die Vielfalt der Natur auf Erden zu erinnern, bleibt nur noch mehr Anstrengung für eine wirksame Umweltpolitik. Nicht nur Octopus kann „lernen“, auch wir können dazulernen…Guten Morgen.

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