Auf großen Plätzen sammelt sich der Pöbel, ohne Mundschutz, Schulter an Schulter, und röhrt wie ein kollektiver, angeschossener Hirsch. Polizisten werden angegriffen, weil sie die Regeln für Demonstrationen durchsetzen wollen – sie resignieren.
Georg Kreisler vor langer Zeit:
Wir ham den Tierschutzverein, wir ham den Kinderschutz,
Wir ham den Fensterschutzverein, und der ist gar nichts nutz.
Wir haben außerdem den Mutterfreuden Schutzverband
und einen Schutzverband für’s teure Vaterland.
wir ham den Denkmalschutz, wir haben auch den Jugendschutz
und einen Schutzverband, der schützen soll vor Schund und Schmutz.
Doch es gibt jemand, den man überhaupt nicht schützt –
ich möchte hoffen, daß man mich da unterstützt:
…
Wenn ein Räuber überrascht wird
Und das Weglaufen vergisst:
ja, wer schützt den Polizist?
Ja, wer schützt den Polizist?
…
Und wenn sie protestieren ja, wer schützt die Polizei?
Was ist schon ein Revolver und ein Knüppel oder zwei?
…
Drauf und dran, packen wir’s an! Schützen jeden Mann!
…
Ja wir schützen jedes Tier, schützen Steuerhinterziehr,
schützen Volksdemokratien, schützen Schützenkompanien.
Jeden Tag sind wir beim Schützen frisch dabei:
Schützen wir die Polizei!
Das ist natürlich doppeldeutig, und wenn sich die Nazis und Wutbürger mit den Verschwörungstheoretikern, Klimaleugnern und Impfgegnern verbünden, dann haben wir genau die Gemengelage, die wir früher bekämpfen müssen als die Weimarer Demokraten die NSDAP: die ist ja auch nicht nur mit dem Messer im Mund dahergelaufen und hat geprügelt, sondern sie hat auf genau die Passivität der Bevölkerung gesetzt, die eben noch kein Volk ist, von dem das Recht ausgeht und zu dem es zurückkehrt.
Wenn sich Nazis von der AfD auf das Grundgesetz, gar die Freiheit, berufen um andere Bürger anzustecken und zu verunsichern, schaut das nach Chaos und Libertinage aus – aber dieser Pöbel verlangt ja eine Diktatur der harten Hand, jedes Mittel, Klima und CoVid, ist recht: Nur muss diese Diktatur die Verschwörungstheoretiker schützen, die den Entzug der Freiheiten für die normalen Menschen durchsetzen.
Wir müssen uns schon überlegen, wann und wie die Polizei wen (=alle! Also auch uns) schützen soll, und wann wir sie rechtsstaatlich schützen müssen. Wenn die Nazis „Freiheit“ rufen, denken wir an Biedermann und die Brandstifter, und wenn wir „Freiheit“ sagen, dürfen wir nicht Beliebigkeit meinen.
Mir stößt im Augenblick auf, dass mit Corona begründet wird, was damit wenig zu tun hat (Grenzregime, Konsumrestriktionen) und dass zu wenig erklärt wird, und zwar so, dass die Menschen es a) verstehen und b) darüber diskutieren könne, und bereits im Verhaltenszwiespalt sich zu verzwirbeln. Es geht nämlich bei der Pandemie nie um die Einschränkung von Freiheiten (Ungarn, Polen, aber nicht nur die), sondern um ihr Bewahren und ihre Ausbreitung außerhalb des Kontexts von Corona. Dieses Außerhalb ist unsere Welt, unsere Lebenswelt. Nicht Freiheiten werden durch die Gesundheitsmaßnahmen eingeschränkt, sondern ihre Gültigkeit in Situationen, in denen die anderen Grundrechte auch mitreden wollen.
Lasst euch nicht beirren, wenn die Nazis Freiheit sagen. Wenn doch, lest „1984“ oder bewerbt euch um ein Staatsamt im Ministry of Truth.
- Wie die Lemminge stürzen sich die Menschen auf anscheinend gelockerte Lebensumstände; (Man kann ihnen nicht eine größere Infektionswahrscheinlichkeit voraussagen als sie bei den anständigen Menschen bewirken);
- Wie die Maulwürfe untergraben die Verschwörer das gepflegte Feld, um es auch unansehnlich zu machen (Wenn die Nazis „Freiheit“ sagen, bleibt ein brauner Fettrand am Begriff? – ein Bisschen sollte man schon selbstbewusst die Sprache nicht den Gaulands und Kalbitzens überlassen)
*
Schaut in der Mediathek den Film „Im toten Winkel“, der gestern in der ARD lief. Der Zusammenhang ist nicht Corona.
Moin Daxe,
Du sprichst mir aus dem Herzen, kannst es „gelenkiger“ ausdrücken als ich derzeit hier (immernoch illegal!) auf dem Darss in ständigem Versuch, in meiner Umgebung die Gründrechte zu sortieren und Hintergründe zu beleuchten. Ich erlebe dabei – überwiegend in „meiner Altersklasse“ – ziemlich betroffen die Überbleibsel (?) unterschiedlicher Lebenserfahrungen in Ost und West. Gradwanderungen im Diskurs mit Absturzgefahr! Nicht so einfach, wie auch der Film gestern Abend lebendig illustriert hat.
Lieben Gruß Gux
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Ach Gux, wenn alles einfachwäre, dann hätten die neuen Rechten, die die alten sind, weniger Chance, die alte Mitte, die sich neu dünkt, nicht so gefangen genommen. ich grüße den Darsssss und die ankommenden Wellen. lieben Gruß Dax
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ist vielleicht blöd, angesichts des Ernstes gerade,
aber so durch Zufall auf Deinen Namen zu stoßen, wo doch die Fahrschule Rieck aus Guxhagen jede Hoffnung auf gezielte Suche zu blockieren scheint, da wollte ich doch wenigstens einen lieben Gruß hinterlassen
Willi,
früher mal jenseits des Bebelplatzes, als Du nie ohne Hammer spaziertest
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Danke & Hilf mir auf die Sprünge…danke Michael: Bebelplatz?
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Moin,
also nun bin ich völlig irritiert:
Ich schreibe an Michael und lese plötzlich etwas Kryptisches mit Quäntchen Vertrautem, mit Bezügen zu den 70ern mit Tieck’schen Märchen im Kirchweg und gleichermaßen Fremdheiten einer Fahrschule und von Hämmern…!???
Wenn der Schreiber Willi mich meint, wäre ich gespannt… Mit Nordseegruß
Gux
Verzeih lieber Michael, aber es verlockte mich, in „eigener Sache“ diesem Kommentar eines ggf. alten Kassler Bekannten nachzuspüren…
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I wish to understand completely….lieben Gruß aus der andern Ecke der norddeutschen Ebene.
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Hallo Gux,
meinte Dich natürlich, der Schreiber und schickt zugleich die Tieck verratende mailadresse: zerbino@gmx.de
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Hallöchen,
du begehrt also zu verstehen…?!
Versteh ichs doch selbst nicht recht. Es gab in alten Zeiten – just zur Zeit deiner GHK-„Tragödie“ – eine etwas knistrig-magische und gleichermaßen „klemmige“ Episode mit einem Willi Meyer „jenseits des Bebelplatzes“.
Wäre doch ganz schön verrückt, wenn er mir und ich ihm auf deiner Kommentarseite nach +/-40 Jahren wieder begegnen wären…
I wish to understand completely too.
Perhaps you could help me…
Bleib gesund und grüß die Sonne „in deiner anderen Ecke“, Gruß Gux
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