Wie klein muss ein Verlust sein, dass er entschädigt wird? Was muss jemand verlieren, damit ihn oder sie jemand anderer tröstet? Wer profitiert vom Verkauf von Trostpflastern?
Mir kommt dieser Fragenkatalog, wenn ich beobachte, wie die Medien sich und Merz trösten, nach den Ergebnissen der Trump Begegnung. Auch, dass die Menschen in Los Angeles protestieren ist ein Trost, denn die Militärs haben erfahrungsgemäß gegen die Revolutionäre nie eine echte Chance )das scheint Trump übrigens zu wissen).
Aber Trösten ist ja meist eine emotionale oder psychische Entschädigung für einen wirklichen Verlust (Menschenleben, Geld oder Wohnung…). Ausnahme: wer im Alltag etwas verliert, weil er oder sie nicht aufpasst, wird meist nicht getröstet, sondern verlacht. Hinweis deshalb: die eigene Vorsicht und das Selbstaufpassen immer bei der Trosthoffnung ins Treffen führen.
*
Genug der sittlichen Einsicht in den Trost. Mich tröstet im Augenblick (seit vorgestern und vielleicht bis morgen) der REGEN. Es war ja wochenlang sehr trocken und die Prognose ist, dass es noch länger im Sommer viel trockener wird. Versteppung des deutschen (nicht nur) Feuchtgebiets und ähnliches. Als Nebeneffekt der Umweltpolitik hat die Aufmerksamkeit auf die Details der Auswirkungen des Klimawandels zugenommen (bei allen denkenden Menschen mit Ausnahme einige Politiksparten). Und um diese Aufmerksamkeit gehts mir, wenn man die Auswirkungen und nicht nur die Aktualität aller möglichen Ereignisse in Wetter, Politik und Kultur genau wahrnehmen will, um zu verstehen. Zu Recht wird kritisiert, dass die Informationsüberfülle diese Wahrnehmungen schwächt, vor allem, wenn die Zeitspannen des Überdenkens immer kürzer werden. Was kann man dagegen tun?
Das ist nicht abstrakt gefragt. Wir können ja die Postings und die Kommunikation über Handys statt face to face nicht einfach umkehren. Medienkritiker haben mit Psychologen zu Recht, (z.B. heute 8.30 DLF) festgestellt, dass vor allem bei Jugendlichen physische Schädigungen und etwas später auch politische Fehlleistungen eine Folge dieser Informationsflut sind. Soweit so richtig. Bevor ich über Gegenstrategien nachdenke, mein Rückblick: Mir ging die Überforderung durch Informations(an)schwellung auch gewaltig ins Gemüt und in meinen Tagesablauf. Nicht mehr nur eine Hör-TV-Druck-Richtung, sondern mehrere, kontroverse. Wem also vertrauen? Und schon vor 50 Jahren, lange vor den Blogs und Influencern, wurde mir klar (war es nicht automatisch, wurde es….), dass der Abstand zwischen dem Moment der Information und der Bewertung mit zu den wichtigeren Elementen gehörte, mehr Bildung als Erziehung, das war mir sicher, und später bestätigt durch Hans Maier (Jean Améry) https:// de.wikipedia.org/wiki/Jean_Am %C3%A9ry wichtig wurde: das Misstrauen gegen die Unmittelbarkeit der Information. Der Abstand ist nicht nur intellektuell sinnvoll, sondern manchmal auch zeitlich. Nehmt als Beispiel die wenigen Tage zwischen der Begegnung von Merz und Trump…Das erfordert Blogpolitik und die Wiederherstellung der Vollständigkeit gegenüber den Stichworten der Information – das kann auch als Abwehr- und sogar Kampfmittel gegen die populistischen Verkürzungen Wirkung zeigen.
*
So einfach ist das nicht, Bildung als Trostpflaster anzupreisen. Was ist schon einfach? Die Antworten sind gerade der Zweck dieser nicht hinterhältigen Frage. Wie diskutieren wir unsere Abneigung gegen den Populismus? Wenn es regnet, kann man über die Trockenheit der Wälder Einsichten bekommen, die andere Wirkungen haben als die Frage, ab wann man keine Regenschirme mehr kaufen kann….weil man sie nicht mehr braucht.
Du meinst bei den Jugendlichen psychisch und nicht physisch. Sonst verstehe ich deine Ausführungen nicht. Es sei denn, das Iphone explodiert. Wäre manchmal auch nicht schlecht.
Klaus
LikeLike
Danke, ich hatte geantwortet, aber offenbar hat es nicht gereicht. Natürlich gilt beides, psychisch und physisch. Dazu kommt noch etwas: die Abstraktion vom wirklichen Körper durch die IQ hat ja Rückwirkungen auf beide Bereiche, und die brauchen auch Politik, um verändert zu werden.
LikeLike
Das ist eine richtige Michael _ Antwort, wie ich dich seit jeher kenne. „die Abstraktion vom wirklichen Körper durch die IQ hat ja Rückwirkungen auf beide Bereiche, und die brauchen auch Politik, um verändert zu werden.“
Das musste ich mehrfach lesen, um daran zu verzweifeln, ob ich es richtig verstanden habe. Ich bin ja auch nur ein Erdkundelehrer mit Diercke – Weltatlas. 🙂
LikeLike
Gar nicht so schwierig. Die grausige Wirklichkeit schreitet schneller als wir alle begreifen, welche Folgen das haben wird….
LikeLike