Wenn man die Verletzten, Toten, Geschändeten, erfährt, wenn man die zerstörten Felder und Häuser sieht, dann kommen die Erzählungen wieder hoch, die sich ja in Bildern – und Statistiken – ausdrücken. Dann spricht MAN vom KRIEG. Der Rückblick, in Deutschland Stalingrad, in den USA Vietnam, usw. erzeugt eine Lücke in der Wahrnehmung. Was ist jetzt anders?
Darüber nachzudenken ist ebenso wichtig wie sich die Zukunft vorzustellen. Wünschbar ist Frieden, aber ja, nur: den können wir uns schwer vorstellen, und den drohenden, näher rückenden Krieg stellen wir uns in den Bildern der vergangenen Kriege vor. Nur die Wahrnehmung des wirklichen Todes, verhungerte und geschändete Kinder, verlassene Alte, gemetzelte Menschen allen Alters, bringt uns die Wirklichkeit nahe, unabhängig davon, wie das Sterben verursacht wurde.
Darüber schreibt man nicht, wenn man nicht auch etwas Praktisches tut. Aber wir wissen es – oder etwa nicht?
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Die Zusammenhänge sind nie einfach gewesen, jetzt sind sie es auch nicht. Aber die unsittliche Plattheit, dass alle irgendwie (selbst) Schuld haben, wabert natürlich durch alle Plots und Kommentare derer, die sich jetzt schon bücken, um die Unterwerfung vorzubereiten.
Das geht in den Alltag.
Wenn man etwas wirklich weiß, muss man nicht dauernd mit sich und seinesgleichen darüber reden. Nur, wenn man etwas zu sagen hat, soll man das Thema ansprechen (das ist die Theorie von A.R.Bodenheimer, einem vor 13 Jahren verstorbenen Freund). Mit anderen Worten, diesmal meinen: über diese Kriege zu sprechen hat nur Sinn, wenn es der Aufklärung, dem politischen Bewusstsein, hilft, praktisch zu werden. Sich auf die Folgen dessen einzustellen, was möglich und wahrscheinlich ist, nicht Wissen durch Vertrauen zu ersetzen (auf Gott, auf Trump auf…).
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Und sonst müssen wir weiter so leben, wie wir es auch, auch! für richtig halten. Der Weltkriegsalltag und seine Vorboten soll keine Mitläufer erzeugen mangels Alternativen. Die derzeitige Regierung verstößt gegen viele Überlebensregeln der Umwelt- und Sozialpolitik. Es ist den Merzen und Dobrindts und Klöckners nicht bewusst, denke ich, dass sie damit indirekt auch die um sich greifenden Kriege unterstützen. Uns muss das zu denken geben – und zu handeln. Das kann uns durchaus stärker machen als uns auf den Ausbruch von Kriegsalltag in der Nähe angstvoll vorzubereiten. Wenn wir richtiger leben und handeln, haben wir weniger Angst. Nebbich?