Keine Apokalypse, bitte. Wenn die Menschheit von der Erde verschwindet, wird das etwas kürzer dauern als bei den Sauriern, aber länger als bei den meisten von uns vernichteten Insekten, und überhaupt: die ZEIT ist angesichts des Ende von Humanwesen etwas anderes als unsere Lebenszeit. Ich bin dabei meine Liste an Nicht-Kommentierung täglicher Schreckensnachrichten zu verlängern. Ukraine, Gaza, Sudan sowieso, die Kommentare schwächen meist die Wirklichkeit ab und wer die inhumane Politik der Aggressoren verteidigt, befreit sich von weiteren Stellungnahmen, sofern die keine praktische Wirkung haben. Wenn allerdings…Aber was soll man sagen zu Entwicklungen, die unsere Vernunft anscheinend nicht erreichen? So, wie man Menschen, die man verachtet, nicht wirklich kritisieren kann, sowenig kann man kommentieren, was auf unterschiedlichen Ebenen zugleich sich abspielt.
Beispiel: Kritik an der Politik von Netanjahu, die ja mit seiner Unterstützung der Hamas ziemlich früh begonnen hatte, kann nicht gleichgesetzt werden mit der Kritik an Hamas und ihren Unterstützern. Dazu muss man aber nicht nur die Geschichte zurückverfolgen, von der Rechtsentwicklung der israelischen Politik bis zur Entwicklung und Hamas-Inklination der Palästinenser Gaza. Kritik an den Einen kann gar nicht Abmilderung der Anderen bedeuten, wir sind ja keine weißschwarz-Sekte einfältiger Orden. Man darf auch mehr als einen Gegner haben. Für mich jedenfalls ist das mehr als Literaturbedarf, man muss da schon empirisch genau wissen, wann was begonnen hat – und nicht mit der Bewertung die Analyse zurückdrängen. Dieses Beispiel nehme ich, weil mich Israel besonders auch persönlich berührt.
Aber die globale Endzeit hat ja zwei Ebenen mindestens: die Entwicklungen und Abläufe der Gesellschaft (en), die sozusagen in Lebenszeitabschnitten dem Ende zustreben und nicht unsere Philosophie, sondern unsere Beziehung zu Kindern und Enkeln, unsere sozialen und ethischen Elemente herausfordern. Die andere Ebene: wer befördert wie das Ende der Menschheit, also die Überholung der Umweltzerstörung durch Krieg, Diktatur und Todespolitik? Anders gefragt: müssen wir nicht vor unserem Sterben noch Politik machen, als resigniert die Umwelt sich zerstören sehen und uns in die nächsten Diktaturen und Kriege einfinden?
(Der letzte Absatz – lasst die Ökologie außen vor), der letzte Absatz ist eine Art Neuauflage der Jahre 1910-1914 bzw. 1930 bis 1933, natürlich mit Veränderungen. Aber strukturell doch recht verwandt). Es kommt darauf an, die globale Zerstörung zu dekonstruieren, Europa, unser Europa, wird das erste Opfer beider beschriebenen Entwicklungen sein, d.h. unser Absturz wird auch schneller und tiefer erfolgen als in anderen Teilen der Welt. Also den Teilen, die direkt von einem der Atomdiktatoren beherrscht und von ihren faschistischen Gefolgschaften umgesetzt werden.
Hinweis: ich hatte immer davor gewarnt, Adjektive und Adverbien zu den drei globalen Diktatoren Xi, Putin und Trump abzugeben. Nur sie können nämlich alle Erscheinungsformen sich an- und ausziehen, ohne dass die Untergebenen wirklichen Einfluss haben. Das ist im Kampf zwischen Demokratinnen und Demokraten mit den Faschistinnen und Faschisten anders, da muss man genau angeben, was einem jeweils so missfällt, dass man politisch dagegen kämpft.
Keine Apokalypse. Der langsame Niedergang der humanen Spezies wird uns selbst ja kaum mehr erreichen, oder sagen wir so: der nächste Atomkrieg oder eine soziale und kulturelle Verarmung des Europa zwischen den Mahlsteinen sind wahrscheinlicher als das völlige ausweglose Verschwinden des Umgangs von Natur und Menschen miteinander. Das beruhigt nur die Kleinbürger und Aktionäre.
Nun könnt ihr fragen: warum ich das schreibe. Vielleicht überleben solche Texte die nächsten Schritte der Weltzerstörung oder auch nur des Niedergangs eines Staates oder einer Gesellschaft, dann weíß man wenigstens, was wirklich war. Der Sieg der Wirklichkeit über die Wahrheiten ist unangenehm, das ist uns allen klar.
Keine Angst. Morgen wird es durchaus ungezwungen fröhlicher. Noch leben wir ja. nicht schlecht, oder?