Faschistische Welt – nicht eindeutig

Lasst uns nicht über enge oder weite Definitionen des heute gebrauchsfähigen Begriffs Faschismus streiten. Es gibt kaum mehr als randständige Alternativen des Begriffs. Mark Lilla, auf den ich zu sprechen komme, braucht auch das F, um vielleicht Trumpism als Ausweichbegriff zu verwenden. Ich habe in letzter Zeit oft genug meine F-Auffassung hier eingeblogt. Jetzt einmal anders.

Da ist spannend, wie Mark Lilla zwei Bücher rezensiert: „Storm Warnings“ NYRB 8.11. 18-22, über John Gans und Laura K. Field, das notiere ich. Aber für mich wichtig: vor allem rezensiert er die Effekte der Leo Strauss Schule (LS konnte mit Hannah Arendt!…), und die neue weiße rechtsradikale Mehrheit der Paläokonservativen wird von Lilla abgehandelt. Linke Überheblichkeit, Blindheit, und zwischen den Zeilen, r-l funktioniert ja gar nicht. Jetzt einmal Leo Strauss. Leo Strauss – Wikipedia 28.11.25) „Schon seit seiner frühen Auseinandersetzung mit Spinoza besaß er die Überzeugung, dass ein philosophisches Leben nur wenigen vorbehalten ist, während die Menge den Halt der Religion benötigt und in Vorurteilen befangen bleiben muss, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Daher gebe es ein Recht der Vernünftigen, die Masse zu belügen und Mythen zu erfinden, um Zustimmungsprozesse abzukürzen. „ Das ist ein Vorgriff auf die spätere politische Position des Philosophen, der kein Politiker jemals war. Aber: Wieder einer, der sich Carl Schmitt anschließt. Über den müsste man auch in Deutschland sehr viel mehr als seine zwei Thesen wissen. Lilla zerlegt die rechte und liberale US Ideologie gegen die Neokons vierzig Jahre zurück, vieles kenne ich nicht, aber es leuchtet ein. Es gibt mehr als Lilla, aber schon viel Klarheit. Mal ehrlich: hab ich den Demokraten nicht selbst immer Ambiguität zugesprochen, Kennedy, Clinton, Biden, am wenigsten Carter und Obama, aber ja schon sozial, aber auch neokapitalistisch und bürokratisch. Und US Demokratie ist ja ohnedies ambivalent. Lillas rezensierte Quellen sind offenbar wichtig, die Schleier vom Bewusstsein nicht nur amerikanischer Liberaler, gar Linker, gegen den Konservatismus zu reißen. Ganz und Field werden vielleicht bei, für uns bekannt und wichtig.

Mir geht es, abgesehen von der Wirkung Carl Schmitts und Leo Strauss` vor allem darum, nicht den Erklärung des sich ausbreitenden Faschismus nachzuhecheln. Wir wissen ja, wie er sich festsetzt, ausbreitet, wirkt, noch aus der Opposition. Würde ich Leo Strauss folgen, wäre das einfach: die breite Masse versteht ohnedies nichts von Politik, und die intellektuelle Elite darf sie auch belügen, wenn es um Ordnung und Unterordnung geht. Natürlich folge ich ihm nicht, aber allein mit Aufklärung ist er nicht zu widerlegen, da brauchen wir schon Sozialanthropologie, Medienkultur, IT-Kritik und vieles mehr. Aber anthropologisch müssen wir schon weltweit, auch bei uns, wahrhaben, wie sehr der Kampf gegen die ethnischen, ethischen, religiösen „Anderen“ im Volk Fuß gefasst hat, weiterhin Fu ß fasst, und wir statt für Gegenargumente nur gegen die Faschisten anhecheln, ohne unsere eigene Position öffentlich und durchschaubar einmal in Frage zu stellen. Das geht tief in die Evolution und unser Entwicklungsvermögen, das wir auch so gerne abflachen, damit es nicht so schmerzt.

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