Seehofer&Orban

manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern werch ein illtum (Ernst Jandl).

Herrn Gabriel Rückgrat oder einen standfesten Charakter zuzusprechen, fällt ohnedies niemandem ein. Aber dass er jetzt, beim Besuch Seehofers bei Orban, nicht sofort die Koalition mit der CSU aufzukündigen droht, ist erbarmungswürdig, um die auf ihn zutreffende Charakterisierung zu befestigen.

Der Besuch beim ungarischen Premier, den als Faschisten zu bezeichnen historische Kenntnisse erforderlich machte, die Herrn Seehofer offenbar fehlen, wird zwar von Gabriel kritisiert, folgenlos, man ist ja nicht in der selben Koalition. Das Willkommen durch den Herrn Orban für den bayrischen Verachtungsspezialisten ist herzlich, geht es doch gegen Merkel und für die mitteleuropäische Hetzjagd auf Menschen, die nicht zuletzt auf C, auf S, auf Menschlichkeit vertraut haben. Man möchte den beiden Herrn ein Wochenende im heimischen Stacheldraht wünschen, im Freien selbstverständlich, stünde diesem Wunsch nicht die eigene Schamgrenze entgegen.

Orban belehrt Seehofer, die EU müsse sich an Verträge halten, Migranten, Euro, Haushaltsdefizit (FAZ 5.3.2016). Woran sich die ungarische Regierung halten müsste und sollte, ist dem auseinanderfallenden europäischen Staatenbund nicht mehr formulierbar, zu viele nationalistische Gegner von Demokratie und Menschenrechten (Kaczinski, Zeman, Fico, etc)., lassen sich vertragsgerecht bedienen, für ihren Alleingang auch noch bezahlen. Nicht, dass die „Kern“-EUler in den meisten Fällen viel besser wären.

Aber die Ungarn wollen auf Augenhöhe in Brüssel behandelt werden. Sagt ein ungarischer Sykophant: „Ungarn will ernst genommen werden-…Daher der Anspruch auf eine eigenständige Außenpolitik. Das ist etwa so wie Bayern und Berlin“. (ebda.).

Das ist so blöd wie frech. Seehofers Reaktion darauf ist nicht überliefert, wer geschmiert wird, lächelt meistens ölig, und Orban ist da doch eher angemessen als der russische Autokrat. Er kehrt also ins deutsche Ausland Bayern zurück, er bleibt, was er war. Wieder die FAZ (29.2.2016): „Die Karikatur eines Kanzlerinnenvernichters“. Mit dem in der Koalition kann Herr Gabriel gut leben, trotz seines folgenlosen Maulens. Er macht sich damit mitschuldig an dem, was Seehofer anrichtet.

Das alles kann man in der Lügenpresse viel genauer lesen. Aber es ist wichtig kundzutun, dass man diese Medien braucht, um den ganzen Unflat zu begreifen, der da aus der Hauptstadt der Bewegung auf uns niederprasselt.

Ach ja, da haben Sie aber schon im Ton vergriffen….was soll den dieser Vergleich, Herr Daxner? Das will ich Ihnen sagen: oft beginnen gewalttätige Umbrüche so, genauso, wie sich das im Treffen der beiden Herrn darstellt. Am 21.11.1922 hat die New York Times einen Artikel über die im Entstehen begriffene Bewegung des Nationaloszialismus und Hitlers geschrieben (Cyril Brown). Ach, Sie vergreifen sich mit diesem Vergleich schon wieder im Ton, Herr Daxner. Mir kommt es bei diesem Vergleich darauf an, dass ein informierter deutscher Politiker dem NYT Korrespondenten sagte, der Hitler meines es ja nicht so, er wolle mit seiner Rhetorik die Massen nur bei der Stange halten, bis die Bewegung wirklich politische Aufgaben zuerkannt bekommt. Rhetorische Muster sind auf viele Inhalte anwendbar, und schwer zurückzustopfen in die Flasche: der Geist des „Unrechtsstates“, die demonstrative Abkehr von den Menschrenrechten, die ist nun einmal in der Welt. Deshalb, vor allem deshalb, darf man zu Seehofers Rhetorik und der seiner Spiessgesellen – alles C, alles S, nicht schweigen.

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