Da warten sie alle, gespannt auf das Ergebnis, Trump oder Biden,das verdrängt fast Corona spotting hot, auch in Deutschland, man prognostiziert voluntaristisch, was unter Biden besser und was auch nicht gut werden wird, und wappnet sich, ja womit?, gewinnt der Sexist, Rassist, … der Proto-Diktator Trump, der ja nie wirklich Präsident war.
Natürlich wollen die meisten denkenden Menschen weltweit das Ekel weghaben. Aber viele deutsche Stimmen sind fast so ekelhaft, überheblich: wir haben auch keine Wahlrechtsreform hinbekommen, die die Verfassungsrichter uns bestimmt haben, seit Jahren; wir haben ein Kabinett von Rechtsbrechern (Scheuer, vor ein paar Jahren Glyphosat-Schmidt) und Lobbysklaven (Klöckner); wir sind unfähig zu einer artikulierten solidarischen Außenpolitik (in aktuellen Fällen kann man nur Macron loben)…IST JA OKAY. Eine Demokratie hält das aus, und die haben wir ja. Aber sich dann lang und breit und bräsig über die negative Entwicklung der amerikanischen Demokratie auszulassen, ist überheblich: wir haben deren Politik ja gestützt – nicht nur in der NATO, nicht nur in den Handelsbeziehungen. Wir haben vor allem einen Wertekonsens herbeigeschwindelt („Westlich“), wo partielle Übereinstimmung von Interessen zu einer demokratischen Partnerschaft gereicht hätten. Jetzt suchen wir die werte dort, wo kein Licht hinfällt. Wer die Geschichte der USA kennt, weiß, dass wir nur teilweise die gleichen und die selben Werte teilen, und dass unsere deutsche, junge Demokratiegeschichte vieles dort bis heute lernen kann, dass aber auch der Abbau von Demokratie dort nicht ohne die globalen Verschiebungen in der Sicherheitstektonik und in einer wachsenden Spaltung der Gesellschaft von sich hätte gehen können – das ist doch nicht allein Trumps Schuld, sondern auch die irrsinnige, ungebildete imaginative Wählerwucht von großen Teilen der amerikanischen Abgehängten, die in Obama vielleicht einen Trittstein hätten finden können (Gesundheitsversicherung) und jetzt wieder im Dunkel der ethnischen, religiösen, wirtschaftlichen Spaltung leben – immerhin gibt es dort massivere Proteste seit langem (Black lives matter…u.a.). Natürlich ist es gut, wenn Biden wieder zu Paris, WHO, NATO ex ante zurückkehren würde. Aber das Problem ist doch auch bei uns, dass wir unsere eigenen Spaltungen nicht wirklich ernst nehmen. Kann man ja alles zahlen…
Ich habe Familie in den USA. Wir haben Grund, den Amerikanern für ihren Beitrag zum zweiten Weltkrieg zu danken. Aber solche Konten werden natürlich im Lauf von Jahrzehnten nicht größer. Und wenn wir jetzt schon wieder eine größere Rolle spielen, dann sollten wir auch in der Dramaturgie mitreden, bevor wir uns im kritischen Feuilleton überbieten.