Post-Pofalla, wohin fällt man, wenn man mit den DB große Strecken fahren muss?
Zu meinem regulären Geschimpfe, von dem ich die SchaffnerInnen ausdrücklich ausnehme, nun der romanesker Bericht über eine komplizierte Pflichtreise nach Wien. Das Ticket von Berlin über Prag habe ich vor Monaten gekauft, weil es billig und gut ist – perdu, verloren, denn:
Zwei Tage VOR der Fahrt musste ich nach Oldenburg. Dringend. Von Berlin nach Hannover kann man wegen Streckensperrung nicht fahren. Also über Hamburg. Geht gut bis Bergedorf, dort muss eine Reparatur gemacht werden. 20 Minuten. Im Hbf hat der Anschluss nach Bremen gottseidank auch 40 Minuten Verspätung, und der Zug in Bremen nach Oldenburg hatte 80 Minuten, dafür konnte ich mit dem RE dazwischen den Zeitverblust auf weitere 30 Minuten verkürzen.
Die DB App hatte mir 19 Meldungen geschickt, die alle Verspätungen ohne Alternativen in letzter Sekunde aufgezählt haben, wie ein Lehrgedicht. Heute wieder zwanzig Apps, „Fahrt fällt aus“. Keine Alternativen, weil die ja auch kaputt sind.
Nagut, der nächste Tag. Ich riskiere Zuzahlen und fahre pünktlich nach Hannover ab. Dort stehen wir angenagelt, die Ankupplung eines Zugteils funktioniert nicht. Außerdem 45 Minuten Verspätungsvorschau, ein Stellwerk bei Fulda ist kaputt. Das heißt, dass ich den Anschluss in Nürnberg nach Wien nicht bekomme und den nächsten wahrscheinlich auch nicht. Auf die Idee, die beiden Zugteile separat mit 10 Minuten Abstand fahren zu lassen, kommt niemand, es gibt ja kein Personal.
Natürlich interessiert es euch nicht. Ein einfaches Soforttickert aus Bremen hätte 2. Kl 300 € gekostet (ich habe die entsprechende Karte). Mehdorn lebt in einem FDP Minister weiter, der die soziale Bahn hasst. Wir sollten alle in Lindners Porsche fahren, aber die Autobahn ist Freitags ja auch verstopft. Nagut. Ich schreibe und arbeite und lese. Probeentkupplung und Reverkupplung, Bahnpuff nennt man das. Jetzt habe ich mich in die 1. Klasse gequetscht und hoffe, bis Nürnberg durchzuhalten. Die Bahnapp, die ich ja habe, funktioniert auch nicht, wohl überlastet. Die Passagiere sind überraschend solidarisch, aber ansonsten ein guter Film fürs Chaos.
Frohe Botschaft: eine Schaffnerin macht das mit meinen Tickets in Minuten klar, die kann ja nichts dafür.
Schulen, IT, Armut, Bahn. Germany last. Wieweit das mit den Bürokraten zusammenhängt, erforschen weitere Liebdiener. Das schafft Arbeitsplätze.