Wie oft in den letzten Jahren bin ich nicht aus dem Theater oder Oper gekommen, die kritische Rezension schon an der Garderobe im Kopf; und meistens habe ich den Abend, wenn er nicht herausragend war, schon frühdement vergessen, wo zu kritisieren, was man ohnedies nicht empfiehlt. Es kommt natürlich auf die Umstände an, unter denen man sich bemüht pünktlich einen Platz einzunehmen, im Foyer nur bekannte Bekannte zu grüßen, entspannt das Aufgehen des Vorhangs zu erwarten und überhaupt. Gestern waren gute Umstände, also:
Die diesjährige Potsdamer Winteroper fand am 11.11. (Premiere) im Schlosstheater des Neuen Palais statt, gottfern und gottseidank nicht in der Friedenskirche wie frühere Winteropern), man fährt 15 Minuten mit dem Rad durch den kalten, mondbeschienen Park und drängt sich auf die guten, teuren und renovierten Sitze weit vorne im insgesamt schön renovierten Haus. Nicht zu viele Menschen passen hier rein, aber hinreichend viele, damit es nichts familiäres oder privates hat.
Il matrimonio segreto, die heimliche Ehe, von Domenico Cimarosa, Regie Adriana Altaras (bekannt und bestens motiviert, die Frauen hervorzuheben aus den üblichen Geschichten), Dirigent Attilio Cremonesi (mir neu), Bühne Matthias Müller (bekannt und wunderbar) und natürlich die Kammerakademie Potsdam, die immer schon zur guten Seite der hiesigen Kultur gehört. Ja, und sechs hervorragende SängerInnen. Alle anderen beteiligten Personen lobe ich auch.
Aber da war ja eine Ausnahmesituation, weil alles passte und nichts dazwischen kam. Die Verantwortlichen bestätigten, was ich selbst gehört hatte, die Nähe zu Mozart im zweiten Akt (und der war natürlich besser), aber das war egal, denn hier gings um dramatisches Beziehungstheater mit wirklich außergewöhnlich guten Stimmen, ein erwartbares Finale ohne den Sieg der Oberschicht, richtige Paarung am Ende, Anspielungen, blendend geführt und gut gespielt. Also ein Vergnügen, das die Bekannten nach dem Schlussapplaus auch in einem guten Zustand hinterlassen hat.
Noch sechs Aufführungen: https://www.spsg.de/aktuelles/kalender-schlosstheater/
geht hin. ich heb mir die Kritik für etwas anderes auf