Grauer November, kein schwarzer Ausblick – „bei uns“, „für uns“

Na, ihr Depris, packt euch die Verzweiflung angesichts der Trumpei, der Putinei, der Orbanei, der Scholzei, der Melonei, der Nehammerei, … soviele Eier legt nur der sagenhafte Höllenwurm oder der höllenhafte Sagenwurm?

Wer jetzt verzweifelt, darf in Zukunft nicht von Schicksal sprechen. Ein Wiener würde sagen: „Kannst eh nichts machen, also reg dich nicht auf – und tu was, endlich“. Das kann gefährlich werden für jede(n) der/die etwas tut – weil wir ja nicht so genau wissen, worauf die Herrschaften wie schnell reagieren. Also beobachten die meisten hinter dem Vorhang, was die Minderheit richtig macht, und ob sie es übersteht. Damals in der DDR 1989, Millionen hinter den Vorhängen (heute nostalgische Abgleiter nach rechts), aber hunderttausende Menschen auf dem Weg in die Freiheit. Auf die kommt es heute noch an.

Jetzt ganz großspurig: kann es auf uns in Zukunft ankommen, wenn wir uns jetzt von der Fixierung auf die Wege in die Abgründe absetzen? Weder die Diktatoren noch ihre Schuhlecker sind auf der Ebene, in der sich unsere Ansichten und Absichten verbreiten sollen. Nur innerhalb von Demokratien ist Kritik an dem, was noch zu verbessern oder zu verändern ist, richtig. Wozu die Diktatoren wie Putin kritisieren? (heute, 16.11., sind die Medien und Selensky mit Recht voll von Kritik an Scholz` Gerede mit Putin). Gegen Diktatoren muss man handeln, und das ist keineswegs immer kämpfen. Kämpfen ist eine Form des Widerstands. Sonst gibts nichts? Wir können schlecht kämpfen, aber wir können vielfältig die unterstützen, die kämpfen, oder deren Angehörige uns verteidigen. Da geht es um Kultur, um Soziales, um eigene Einschränkungen zugunsten derer, die letztlich für uns vieles wagen, manche ihr Leben, oder, konkret, Angehörige derer, die das wagen, und bei uns Asyl und Anerkennung genießen. Es geht um nichts weniger als die wahrscheinliche, wahrscheinlich sehr unangenehme und langdauernde, Auseinandersetzung mit mehr als einem totalitären System, mit Diktaturen, Faschismen und Trittbrettfahrern neoliberaler Gewaltschatten.

Sagen wir, es sei jetzt der Herbst der Demokratie. Bis zu ihrem Frühling wäre es noch lange Zeit und dazwischen Eiseskälte. Ist es Hysterie, sich darauf vorzubereiten, wenn man für ein demokratisches Wiederaufleben sich einsetzt? Putin setzt auf Angst und unterdrückt das russische Volk. Trump ist alt genug, um in der Vollendung seiner anarchischen Diktatur vielleicht vorher zu sterben, vielleicht aber auch nicht. Auch andere Diktatoren überleben eher als ihre Gegner. ABER das ist unabhängig davon, wie viele sich der Gefolgschaft anschließen, wenn die anderen, wir anderen, sich/uns darauf einstellen, uns nicht dem Handlungsangebot der ökonomisch und politisch maßvollen Unterwerfung anzuschließen.

Wenn ihr jetzt fragt, wie ich denn „da drauf“ komme, dann antworte ich: weil sich eine Schwächung der Demokratie abzeichnet, die tief in unser Bewusstsein und unseren Alltag jetzt schon eingreift. Nicht die Nazivergleiche bemühen. 1932 wäre die viel schlimmere und realistischere Analogie…aber auch ohne sie. Uns gehts nicht besser, wenn es uns nur ökonomisch besser geht.

Dazu ein Gleichnis: Elon Musk ist ein erfolgreicher Ökonom, und ihr kauft euch massenhaft den Tesla, und freut euch über die mitbestimmungsfreie Fabrik vor den Toren Berlins. Musk ist aber auch ein politischer Ganove an der Seite von Trump. Wer kauft dessen Produkte, WLAN, Tesla und Weltraum?

Da hätte Marx die politische Ökonomie nicht besser vorhersehen können. Nur jetzt kommt es anders, und bevor wir das Ergebnis beklagen, können wir uns schon auf den harten Winter einstellen. Sozial, kulturell, ökologisch – und nicht dauernd auf die Schlange starren!

2 Gedanken zu “Grauer November, kein schwarzer Ausblick – „bei uns“, „für uns“

  1. Danke Michael für die Zeilen. Anbei aber ein paar Hinweise und Kritikpunkte.

    Es geht deutlich zuweit, Scholz in eine Reihe mit Putin, Trump & Co zu stellen.

    Putin & Co sind keine Einzelpersonen, die „schräg“ handeln, sondern es sind Cliquen &mehr, die dahinterstehen, und diese Leute dahin gebrqcht haben, wo sie heute stehen.

    Und wir müssen die Gesellschaften betrachten, die diese Strukturen hervorgebracht haben. Die Menschen haben Trump & Co gewählt.

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  2. natürlich ist Scholz nicht Putin, natürlich sind die WählerInnen der beiden nur partiell zu vergleichen. Hier aber liegen die gefährlichen logischen Brücken. Scholz ist m.E. für etliche Alltagspolitik geeignet, wie viele neben ihm. aber sein Verhalten mit und zu Putin und zur Ukraine finde ich höchst fragil und nicht wirklich politisch belastbar. ANDERERseits ist Scholz demokratisch gewählt und hat eine ihn legitimierende Sozialgemeinschaft hinter sich. die hat Putin kaum, aber Trump hat sie nicht minder… was ich damit sagen will, lieber Klaus Kost, es kommt für mich darauf an ob wir über Staaten, Volksgemeinschaften, Parteien usw. reden und dann immer nur Vergleiche auf einer Ebene machen. Das hat auch mit deiner Kritik zu tun – richtig – aber dann muss man in die Breite gehen. Übrigens: die deutsche Rechte und die US Mehrheit sind Produkte schlechter Bildung und Bildungspolitik, hier droht uns Gefahr.

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