doch, wir sind SO

Selbst wenig Gebildete merken bald, dass man IMPFEN  auf SCHIMPFEN reimen kann. Nachteil: so ein Reim nutzt sich schnell ab, ist zu nahe an Herz/Schmerz und Liebe/Triebe.

Das Volk schimpft oder sinkt ermüdet in sich zusammen, um langsam aber sicher eine Art deutscher Gelbwesten aufzubauen, natürlich keine wirklich neue Erfindung: Hauptsache, wir sind dagegen – davon erhofft man sich eine wunderbare Stärkung des persönlichen Selbst. Voraussetzung: Illoyalität. 

Ergebnis: autoritäre Herrschaft. Wer glaubt, dies wäre bei uns ausgeschlossen irrt; aber, dass wir uns vielfach in diese Richtung auch bewegen können, ist sozusagen ein Rückstoß gegen die demokratischen Reformen, die wir in den letzten 60 Jahren unzweifelhaft errungen haben.  Retro ist der Kampfruf der ewig rückwärtsgewandten Reaktionäre.

*

Es ist nicht schwer, global zu spielen, folgenlos. Die Junta in  Myanmar zu verdammen, ist einfach – auch wenn sich kaum jemand in diesem Land auskennt. Es ist nicht schwer, den Faschisten Orban zu kritisieren, auch wenn wir kaum wissen, wie man dieser neuen nationalistischen Herrschaft begegnen kann. Es ist nicht schwer, den Diktator Erdögan für alle seine Missetaten zu verachten, aber man fährt natürlich gern auf Urlaub in die Türkei, und das Land bleibt ein geschätzter Partner bei NATO und Flüchtlingsabwehr. Das sind drei Beispiele für viele…die Liste ist sehr lang, umfasst die Mehrheit der UN-Mitglieder und eine beträchtliche Minderheit in der EU. Das ist nicht neu, und war früher nicht viel besser. Aber spätestens 1968, oder 1989, sind die Hoffnungen auf eine globale Demokratisierung immer wieder angefacht worden. Weil man irrtümlich davon ausging, dass „die Menschen“ aus der Geschichte institutionell und damit staatenweit lernen würden, weil man eigentlich lernen müsste. Und die Hoffnung setzte sich auf die fahlen Pferde der Globalisierung, weil sie meinte, grenzüberschreitende Demokratisierung sei unvermeidlich. 

Es gibt für diese gescheiterte Hoffnung eine Menge von Erklärungen, von der Wissenschaft und auch von populistischen Slogans. Aber für uns konkret, d.h. für Menschen in sozialen Gruppen und realen Zusammenhängen, wirken diese Erklärungen nicht in das hinein, was heute noch fälschlich Innenpolitik genannt wird, obwohl diese etwas weltfremde Verengung der globalen Realität immer auch eine Entschuldigung für Handlungsschwäche oder gar -verweigerung darstellt. Die Trennung von Innen- und Außenpolitik hat in der Globalität längst ausgedient. Aber da sind manche unserer Politiker eher Antreiber von Gewalt und Nichthandeln .

Ausgerechnet der fremde Blindgänger Seehofer beruft sich auf das C in CDU/CSU, um persönliche Kontakte in Ostergottesdiensten zu fordern, ähnlich dem Kirchenklüngel, der von den Missständen in den Kirchen ablenken will. Damit zeigt er, wie sehr ihn die bayrische C-Sekte von der Wirklichkeit entfernt hat. Seehofer gibt das Muster an, das weltweit, in allen Religionsgemeinschaften, auf der dogmatischen Seite gegen die Demokratie, gegen die Humanität angewendet wird. Die Kirche als Osterhotspot ist nur ein schlechter Witz, der die Politik des halbherzigen Pandemieschutzes decouvriert. Seehofer ist ein Beispiel, nicht ein Anführer einer reaktionären Bewegung, einer ständig anbrandenden Welle des kulturellen und ökonomischen Rückschritts. Man braucht nicht ihn dafür isoliert zu beschimpfen, aber man könnte ihn mit Vernunft impfen, ihn und viele andere.

Warum ich das schreibe, und heute schreibe? Eine kleine Erklärung.  Nicht alle in den c-Parteien sind so unmenschlich wie der Flüchtlingsfeind Seehofer. Gerade der Minister Müller gibt z.B. einen ganz anderen Blick  auf das Partei-C. der zweite Grund ist wichtiger: mit einiger Arroganz beten  die reaktionärsten politischen und medialen Stimmen Wilhelm Buschs Credo nach.

Das Gute – dieser Satz steht fest – Ist stets das Böse, was man läßt! Ei, ja! – Da bin ich wirklich froh! Denn, Gott sei Dank! Ich bin nicht so!! (aus: die fromme Helene)

Deutschland ist nicht so. stimmt. Und deshalb darf alles guten Gewissens relativiert werden, was bei Covid zu mehr Toten als virus-nötig führt. Genauso wie die sanfte Behandlung der Rechtsradikalen bei den deutschen Sicherheitsdiensten (KSK ist nur die Spitze). Genauso wie…

Wenn sich die so genannten Gläubigen in den Kirchen zu Hotspots treffen und auf ihren so genannten Gott berufen, dann müssen sie schon sehr fest an ein Leben nach dem Tod glauben. es gibt im übrigen auch ein Leben vor dem Tod. hoffentlich.

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