Wenn etwas sehr Schlimmes sich ereignet, sind viele schnell dabei, ihr Herz zu öffnen und ihren Verstand ausrinnen zu lassen. Erdbeben können sie nicht erklären, da bleibt es still. Aber Trumps Wahlsieg meinen sie zu verstehen und teilen dies in allen Tonlagen mit.
Ich hatte seit Monaten dieses Ergebnis vorausgesagt, und werde hier nicht die Gründe und meine sinistre Denkarbeit ausbreiten. Trotzdem bin ich wie schockgefroren. Neben den Inhalten, die er und die total siegreiche wie unerträgliche Republikanische Partei wohl ändern werden, denke ich an andere Verwerfungen.
Die AfD brüstet sich damit, das Ergebnis gewusst zu haben, und zwar aus den gleichen Gründen, warum alles, was sich links dünkt, seit Wochen das Anti-Establishment-Argument zelebriert von den Abgehängten, von denen, die von Politik, Entscheidungen, Kultur etc. ausgeschlossen sind. Die Rechten waren immer schon gut im Aufspüren von Systemschwächen, und die Linken im Analysieren, wenn etwas gründlich schief gelaufen war.
Wenn die Wähler in den USA eine totale Wende um jeden Preis wollten, haben sie das geschafft. Was über die These vom „kleineren Übel“, das die Clintonwähler und ihre Hoffnungsträger weltweit genährt hatten, zu halten ist, hat Schirach in seinem Text „Terror“ deutlich gemacht.
Natürlich werden wir auch Analysen brauchen. Aber vor allem Widerstand. Der kann nicht nur in Kritik bestehen, nicht nur darin, jeweils die zu unterstützen, die aus dem Desaster das jeweils „Beste“ machen. Das sowieso, und ist keine Heldentat, sondern ein Teil der Überlebensstrategie. Widerstand bietet seine Mittel nicht offensichtlich an. Dagegen sein heißt auch gegen uns selbst sein, jedenfalls so weit, wie wir die Ambiguität der Situation nicht in unser eigenes Handeln integrieren können.
Wieder einmal schlägt Klarheit alle Wahrheit.
Ich sage voraus, dass schon heute verschiedene Formen des Arrangements beginnen, vom Appeasement bis zur Hoffnung, alles würde nicht so schlimm werden, und bei uns jedenfalls nicht so wie in den USA selbst, und dazu könne man ja solidarisch gefahrlos für die Verlierer dort sprechen. Die diplomatischen Rituale sind einmal auch dazu gut, in ihrer Doppelbödigkeit Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Aber sie werden nur ein paar Wochen verdecken, dass härtere Tage kommen werden, in denen wir sehen, wie vieles nieder gerissen wird, das uns Zuversicht gegeben hatte.
Jetzt stopft einmal alle Bitterkeit zurück und versucht, langsam aufzutauen. Gefroren ist man im Zustand einfacher Unterwerfung.