AFGHANISTAN WIRD UNS NICHT LOSLASSEN

WÄHREND ICH AM  NÄCHSTEN BLOG GEGEN DIE ABSCHIEBUNG schrieb, hatte Thomas Ruttig schon dazu ein wichtiges und authentische Interview gegeben. Ich habe am Ende noch einen kleinen Kommentar angehängt. An meine Leser*innen und Followers: die ständige Wiederholung darf uns nicht daran hindern, gegen die Deportationspraxis des deutschen Innenministers und seiner Verbündeten zu protestieren und weiterhin die menschenrechtlich gebotene und machbare Politik mit afghanischen Flüchtlingen, Asylsuchenden und auch Rückkehrwilligen zu unterstützen.

Thomas Ruttig: https://thruttig.wordpress.com/2017/03/12/blanke-verzweiflung-in-afghanistan-interview-mit-publik-forum-5-3-2017/

Das folgende Interview führte die Zeitschrift Publik-Forum mit mir, auf deren Online-Seite es am 5.3.17 erschien. Blanke Verzweiflung in Afghanistan Interview: Markus Dobstadt Die Bundesregierung will weiter abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abschieben. Doch ein normales Leben ist dort nirgendwo möglich, sagt Thomas Ruttig vom unabhängigen Afghanistan Analysts Network. Er kennt das Land seit 35 […]

via Blanke Verzweiflung bei afghanischen Abgeschobenen (Interview mit Publik-Forum, 5.3.2017) — Afghanistan Zhaghdablai

Noch der Kommentar:

Natürlich lässt mich Afghanistan nicht los. Ich habe zu viel gesehen und zu viel darüber diskutiert, als dass ich jetzt ein neues Kapitel aufschlagen könnte. Es gibt zwei schwer erklärbare Tatsachen: die Frage, an welcher Art von Krieg wir bislang dort teilgenommen haben, ist fast verschwunden, wenn überhaupt, wird Afghanistan als sicheres Herkunftsland und Deportationsziel für den Innenminister eingestuft. Und die Frage, warum wir uns zwar mit Geld, aber nicht mit intensiver Politik dem zentralasiatischen Raum und vor allem Afghanistan zuwenden, ist mir auch schwer erklärlich.

Zunächst kann es nur darum gehen, weitere Abschiebungen nach Afghanistan zu verhindern und die Propagandashow von Minister de Maiziere, sich für jedes Gesicht am Deportationsflughafen als strammen Verteidiger deutscher Konsequenz feiern zu lassen zu beenden.

Aber wir müssen weiterdenken.

Zur Zeit sieht sich Deutschland in der komfortablen politischen Position gegenüber verschiedenen Formen moderner Tyranneien – Auch den USA unter Trump, Russland, der Türkei, den Philippinen usw. mit unterschiedlicher Interessenlage, laut, leise, empört oder diplomatisch, auf seinen funktionierenden Rechtsstaat, seine gesicherten Grundrechte, seinen Wohlstand und sein moralisches Gewicht verweisen zu können. Prima. Aber jeder Schritt weg von dieser unbezweifelten Realität bringt uns näher an die, die wir unter allen Umständen verhiundern und behindern wollen.

So ist es auch mit dem härteren Vorgehen, das der Herr de Maiziere ankündigt. Natürlich weiß auch er, dass er vielleicht ein paar Hundert rechtswidrig und unmenschlich in die Todesgefahr der erzwungenen Rückkehr befördern kann, aber er tuts um der noch schlimmeren AfD bei Wechselwählern das Wasser abzugraben und den „Deutschen“ zu signalisieren, im Zweifel geht Sicherheit (oder was ER davon hält) vor Recht und Humanität. Dieser linguistische Leisetreter ist kein Feindbild für mich, er ist nur der Repräsentant der moralischen Doppelzüngigkeit des christlichen Abendlandes. AFGHANISTAN IST NICHT SICHER, für niemanden, und auch er würde vielleicht, statistisch!, eine Fahrt über die Zugangsstraße zum Flughafen nicht unbeschädigt überstehen, wei so viele vor ihm. Er weiß, dass das LAND NICHT SICHER  ist, aber sagt es nicht. Soviel wie Ruttig müsste er doch längst wissen, wennseine Dienste nicht schon an einer Verschwörung gegen ihn arbeiteten oder gar selber nichts wissen.

Mir geht es nicht um Sonderbehandlung für Afghan*innen oder die Rhetorik des martialischen Ordnungsstaates. Mir geht es darum, die Gründe für Flucht und Asylbegehren nicht so zu verbiegen – Trumpische alternative Fakten – dass die Deutsche Mithaftung an der afghanischen Unsicherheit nicht mehr im Zusammenhang mit den Deportationen steht.

Das sage ich, der ich in einigermaßen intaktem Vertrauen mit Teilen des AA und der GIZ an humanen und humanitär wie rechtlich gebotenen Alternativen zur Deportationslogik des Maizière arbeite und keineswegs glaube, dass es keine friedlichen und zukunftsweisenden Alternativen für Afghan*innen in ihrem eigenen Land gibt.

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