http://antwort2018.hirnkost.de/
Darum geht es, das kann man unterzeichnen, und ich bitte darum. Die vier Zeilen sind nur ein Hilferuf, kein Manifest und kein Programm. Als ich die Namen der Unterzeichner*innen seit dem 29.3. las, fiel mir auf: ich kannte gerade mal 10 dieser hunderten Petenten.
Der Text:
Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen,die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen,und wenden uns gegen jede Ausgrenzung.
Donnerstag, 29. März 2018
Kein großer Text, fürwahr. Aber mit einem wichtigen Pronomen: es ist UNSER Land, in dem wir den Verfolgten Zuflucht gewähren wollen.
Dabei kann es nicht bleiben. Erstmals altera pars, die Auslöser:
DIE PROVOKATION:
Am 15.3.2018 ging eine Erklärung durch die Medien:
„Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“ https://www.erklaerung2018.de/
Sprachlich nichts wert: „Wachsendes Befremden“ kann man deuten als Unbehagen mit der eigenen Wahrnehmung oder Unbehaustsein in unserer Republik. Die Illegale Masseneinwanderung ist so wenig Realität wie die Weisen von Zion. Und der zweite Satz ist eine Frechheit: man kann die rechtsstaatliche Ordnung, die auch an den Grenzen herrscht, kritisieren, wie das die Rechte tut (Dobrindt, Seehofer) oder wie wir das tun (Einwanderungsgesetz, humanitärer Vorrang vor populistischer Angstmache etc. Aber dass sie nicht existiere, ist dumpfer Nazisprech. (Tonfall Orban exakt antizipiert bzw. kopiert).
Nun ja, so wichtig ist dieser Unsinn nicht. Aber die Mistreiter dieser Erklärung sind mir unheimlich. Einige von den 12 Köpfen, die in der ZEIT Nr. 13, 22.3.2018, S. 45 abgebildet sind, kenne ich persönlich. Nur drei wüßte ich nicht spontan einzuordnen. Zweien, ich nenne die Namen nicht – Bekanntschaftsscham – hätte ich dieses Milieu nicht zugetraut.
Auch nicht wichtig. Dass daraus eine Petition an den Bundestag geworden, dass sich die JUNGE FREIHEIT damit schmückt, ist halt so.
DIE ANTWORT
http://antwort2018.hirnkost.de/ – man kann und soll das unterschreiben. Sich in den Kreis der Personen einschreiben, die bestimmt nicht „DAS“ von den Populisten attackierte Establishment repräsentieren – Berufe auszählen lohnt. Eher ein Querschnittsbefund. Ist ja auch kein großer Text. Wenn man sich vornähme, nach der Unterschrift auch noch eine praktische Handlung mit Flüchtlingen, Verfolgten und Armen zusätzlich zu dem zu machen, was wir wahrscheinlich ohnedies tun, umso besser (ich bin kein Ratgeber oder Prediger, aber einen Trigger kann man schon setzen….).
Wenn wir die paar Zeilen genau anschauen, dann unterschreiben wir einen folgenschweren Satz: die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt. Sie sind gültig, sie sind universell. Da empfehle ich eine sehr kurze, sehr klare Lektüre: Francois Jullien: Es gibt keine kulturelle Identität. Frankfurt 2017 (Suhrkamp). Da kann man eine Menge mehr lesen und lernen als über die Imagination der Identität, auch eine Geschichte der Denkfaulheit und des Sektierertums. Aber hier, für unser heutiges Thema reicht es.
Unterschreibt und macht bessere Texte.
p.s. von „hirnkost“ habe ich heute das erste Mal gehört. Bin kein Propagagtor dieses Netzwerks.