In den 1960er Jahren hatte ich schon mit linken Kapitalismuskritik begonnen. Später sollte die Kritik des realen Sozialismus und der Stamokap-Ideologie dazukommen, und noch später die sozialanthropologische Frage, warum fast alle Systeme, arm oder reich, privat- oder staatsgetragen, einen unverhältnismäßigen Zuwachs an Dienstleistungen und Bürokratie gegenüber Produktion und Konsum aufweisen.
Damals schenkte mir jemand einen „Parkinson“ (Favoriten und Außenseiter), und ich lernte seine etwas flachen, aber nicht ganz unzutreffenden Beobachtungen (das war 1967, in dem Jahr, als ich meine radikalen Ideen in eine Hochschulgruppe einbrachte, die man heute als linksliberal bezeichnen würde, zu Unrecht).
*
Verwaltungen wachsen. Zur Reform der Verwaltungen werden Kommissionen mit einem Mitarbeiterstab eingesetzt, die beraten sollen, wie Verwaltungen verschlankt und effektiver zugleich gemacht werden können.
Manches geschieht im Namen von Demokratie und Mitbestimmung. Eine studentische Hilfskraft einzustellen, erfordert heute so viel Aufwand wie früher eine Berufung zum Professor. Einen Honorarvertrag an Hochschulen auszustellen muss heute so viele Instanzen durchlaufen wie früher ein großes Forschungsgeschäft. Ich sage nicht, dass früher alles besser war. Ich beobachte nur, dass der gesellschaftliche Überfluss (Reichtum, der nicht privatisiert wird) in Dienstleistungen fließt, die ohne diesen Reichtum nicht zu bezahlen werden, und in ihrer Effizienz (also Preis/Leistungsverhältnis) nicht erkennbar besser sind. Die sozialdemokratische Dienstleistungsidee sagt: immer noch besser, als noch mehr Privatisierung. Die konservative Ideologie sagt: Effizienzsteigerung kommt später, erst müssen wir die bestehenden Strukturen effektivieren. Die Neoliberalen wollen alles privatisieren und die Haftung dem Staat und der Gesellschaft aufbürden.
Ich bin kein Querulant, also sammle ich nicht „Fälle“. Aber ich frage, ganz aus dem eigenen Bereich schöpfend, ob die Hochschulen soviel besser geworden sind, seit die beschriebenen Verwaltungen und Dienstleistungen und der „Dritte Sektor“ so immens angewachsen sind, es aber noch immer viel zu wenig Lehrende und Forschende gibt. Ich rede vom Zeitraum der letzten 40 Jahre.
Ähnlich wie bei allen größeren Einheiten im öffentlichen Dienst werden die besser ausgebildeten Fachkräfte zu schlecht bezahlt, also bekommt man sie nicht; die weniger guten ziehen immer neue und mehr Einstellungen nach sich, und dann sind überqualifiziert unter-beansprucht eingesetzt. Außerdem: wo soll man den bestens qualifizierte Leute im Sicherheits-, Wissenschafts- und Umweltbereich herbekommen, wenn sich die Ausbildung auf Kompetenz ohne Bildung beschränkt.
Der letzte Satz ist harmlos, aber leider eine Zeitbombe. Da ist Deutschland mit seiner Exzellenzinitiative, seiner Überfüllung im Lehrbereich, seinem numerus clausus, und seiner Unfähigkeit, Fähige Menschen sozial abgesichert in die Hochschulen einzubringen, auch wenn sie nicht mehr taufrisch und blütenjung sind, weit hinter anderen Ländern….nur kein Wettbewerb, das ist auch eine Folge der wundersamen unproduktiven Vermehrung unbrauchbarer Arbeitskraft.
EWr es nicht glaubt, soll einmal die Beschäftigungsstatistiken der einzelnen Ämter, Behörden, Kommissionen anschauen. Das ist so ähnlich wie bei den Braunkohlekumpels, die auch nicht daran denken, etwas anderes, sinnvolles machen zu können.