Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan erklärte: „Das Attentat auf die Synagoge in Halle erfüllt mich mit Abscheu und mit Trauer um die Toten. Ich weiß, dass ich im Namen der ganzen Stadt spreche, wenn ich Ihnen, den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Bonn, versichere, dass wir an Ihrer Seite stehen und uns Ihnen zutiefst verbunden fühlen.“
https://www.welt.de › Regionales › Bayern :
Welle der Solidarität mit jüdischen Mitbürgern
Nach der antisemitischen Gewalt in Halle zeigen sich viele Bayern solidarisch mit ihren jüdischen Mitbürgern.
https://www.sonntag-sachsen.de/bischof-rentzing-zeigt-solidaritaet-mit-opfern-und-juedischen-mitbuergern (20191010) :
Bischof Rentzing zeigt Solidarität mit Opfern und jüdischen Mitbürgern
Bischof Rentzing zeigt Solidarität mit Opfern und jüdischen Mitbürgern. Er fordert: Gefahren des Rechtsextremismus klar beim Namen nennen.
Ausgerechnet Rentzing: er tritt wegen rechtsradikaler Meinungen zurück: https://www.tagesschau.de/investigativ/bischof-rentzing-101.html
FÄLLT EUCH/IHNEN AN DIESEN TITELN ETWAS AUF?
Wir sind MIT-Bürger, MIT-Bürgerinnen. Ist ja wohl gut gemeint, diese Bekundung von Solidarität. Aber dieses MIT ist zutiefst falsch, war es immer schon. Mit wem sind wir Bürgerinnen und Bürger? Mit den „deutschen“ Bürgerinnen und Bürgern, mit den Einheimischen, mit den Staatsbürgern anderer Staatsangehörigkeit…So harmlos, das kleine Vorwörtchen – nicht wahr? Mitbürger sein, heisst akzeptiert sein von denen, die selbstverständlich hier sind. Wir sind hier um mit denen zu leben, die ohnedies hier sind.
Ich habe mich jahrelang über das UND bei Deutsche UND Juden aufgeregt. Zu Recht, wie ich denke. Es ist der oft gut gemeinte, oft gehässige Trennstrich entlang von Grenzen: ethnischen, politischen, sozialen und religiösen. (Auch wenn es nicht so scheint, wäre aus christlicher Sicht Christen und Juden leichter zu ertragen, schon bei den Israelis müsste man sagen: jüdische Israelis und jüdische Deutsche; oder staatsbürgerlich Israelis und Deutsche).
Wer einige weitere Argumente dazu lesen will: Rund um uns Millionen Nichtjuden. Vortrag am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin am 25.6.1996 (kann ich aktivieren).
Mir ist sonst sehr zum Kalauern mit dieser Sprachflapse zumute, heute und aus dem Anlass von Halle nicht. Wir sind also Mitbürger. (Ein Gast zum Abendessen ist doch kein Mitesser im Kontrast zu den Familienmitgliedern, die immer hier essen, und wir sind auch keine Gäste, – und entgegen modischer Diversion sind wir durchaus integriert in eine Gesellschaft, in der wir uns gar nicht von Deutschen unterscheiden können, weil wir welche sind. (In der Mehrzahl. Die jüdische Minderheit anderer Staatsbürgerschaft würde ja nicht als Mitbürgertum bezeichnet). Nun reden all die solidarischen und gutmeinenden Sympathisanten ja gar nicht von Staatsbürgern. Die Konstruktion der Bürgergesellschaft besteht aus „Gruppen“, denen in unterschiedlichem Maß die Bürgerqualität zugesprochen wird, und Mit- ist pejorativ, abwertend (Vorsicht: bei Mitschülern heißt „Mit-„ einfach auch…aber „auch Bürger“ würde die Abwertung ja offenkundig machen).
Ein Vergleich: Toleranz ist eine Tugend. Wenn die Mächtigen, die Herrschenden sie ausüben, ist das aber etwas anderes als übten sie die Schwachen, die Unterlegenen, die Ausgegrenzten aus.
Wann wird der Mitbürger zum Bürger, die Mitbürgerin zur Bürgerin?
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Bin ich zu empfindlich. Typisch jüdische Haarspalterei. Ja, ich bin da sehr empfindlich, weil ein Vorfall – das Attentat – unbewusst ausgenutzt wird, um andere Botschaften im Subtext mit unterzubringen.