Die letzte Entscheidung des Innenministers, die Grenzen wieder zu schließen und heimkehrende Abgeschobene abzufangen, sorgt nur bei den notorisch rechten Sicherheitsorganen für Genugtuung, sozusagen ein Reizdarmpflaster auf die demokratischen Verwundungen.
Nun hat es Seehofer aber selbst erwischt. Beim Grenzübertritt von Bayern nach Deutschland, mit verdächtig viel Privatzeug in der Tasche, wohl für einen Privatbesuch gedacht, hatte es Seehofer erst geschafft, unerkannt von Neu-Ulm nach Ulm zu gelangen, weil die Grenzposten dort unaufmerksam waren. Als er aber am Hauptbahnhof dadurch verdächtig wurde, dass er dauernd auf die Uhr schaute, war es mit seiner Auslandsreise vorbei; das musste den mit Hunden ausgestatteten Grenzschützern auffallen, denn normale Reisende hüten sich davor, die Bahn durch Zeitmessung weiter zu demütigen. Bei einer Personenkontrolle, die in der Regel nur auf Menschen anderer Hautfarbe, Parteizugehörigkeit oder unchristlicher Religionszugehörigkeit angewendet wird, wurde Seehofers eigener Erlass angewendet und er kam umgehend in Abschiebehaft. Der bayrische Innenminister wurde verständigt. Er wollte Seehofer zunächst nicht zurücknehmen, angesichts der Bekanntheit des Namens, und schließlich sei der ja ein früheres bayrisches Emblem gewesen, stimmte er zu.
Seehofer versuchte sich zu wehren. Er wolle einen Anwalt sprechen (Gregor Gysi oder Rudi Giuliani) und einen Asylantrag stellen, er wolle mit der Presse sprechen; er wolle sich von sich von seinen Kindern verabschieden, die alle im demokratischen Deutschland lebten bzw. zur Zeit gerade dort sind; er wolle nicht in den Unrechtstaat abgeschoben werden (seine Worte!). Ungerührt legte man ihm Fußfesseln an und brachte ihn unauffällig in ein Fahrzeug, das in Bayern gefertigt wurde und auch sonst unauffällig ausschaute.
Auf der Donaubrücke schauten bayrische SchuPos misstrauisch: wer denn da wem übergeben werde? Die Ulmer SiPos sagten, dem bayrischen Staatsanwalt, der entscheiden solle, ob Seehofer wegen Republikflucht in Haft bleiben solle oder seinen Prozess als Freigänger abwarten dürfe.
Zugleich mit Seehofer wurden die Minister Scheuer und Scholz sowie der frühere Verfassungsverräter Maassen im gleichen Fahrzeug abgeschoben. Wo die auf einmal herkamen, wusste unser Korrespondent nicht zu sagen.
Jetzt sitzen die vier einmal im Untersuchungsgefängnis Augsburg ein. Nach Weihnachten schaut der Staatsanwalt einmal vorbei. In der Zelle hängt ein schmuckloses Kreuz. Als Lektüre wird die bayrische Verfassung und das Edikt von Nantes zugelassen, nicht aber die Augsburger Allgemeine.
So ist das. Wir müssen unsere Grenzen schützen.
Wunderbar, Michael. Das wird unsere diesjährige Weihnachtsgeschichte.
Rainer
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stille Nacht. die letzten Tage waren seltsam, weil wir so nahe an 1945 waren und die heutigen 30 Jahre „wie ein Tag“ nicht verdauen.
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