Finis terrae XXXVII: Yourope Först

So dumm wie andere sind wir noch lange…und die lästige Rechtsschreibung wird auch bald ein Ende haben. Masken- und Tabletpflicht in Schulen, und immer einen draufsetzen, wenn die lustigen Hackerbuam (=“Buben“ für Norddeutsche) wieder einmal schuhplatteln. (nicht nur inTirol: https://www.suedtirol.com/kultur/traditionen/schuhplatteln)

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Die demütigende Haltung, mit der sich deutsche Außenpolitik und Industrie den großen Diktaturen unterwerfen und die kleinen in Gesprächslaune halten, ist beschämend, aber sie zeigt auch, dass Made in Germany keine Germany First bedeutet. Und in der Tat, Mittelmacht heißt, dass man nach oben sich beugt, und neben und unter sich selbst wenn nicht bereichert, so doch ermächtigt.

Dabei ist es nicht so wichtig, wie und ob die Bezugsländer autoritär oder diktatorisch regiert werden, auch ist es mit den geteilten Werten nicht so weit her: die Gefahr dieses wirtschaftsbestimmten Pargmatismus ist, dass immer weniger Angriffsflächen für Kritik gibt. Herr Pompeo aus dem Hinrichtungsland USA kann die Menschenrechtsverletzungen in Hongkong anprangern, wir fürchten dabei um unsere Wirtschaftsbeziehungen. Umgekehrt kann China mit 5G Huawei uns besser drohen als den USA oder Russland mit Nordstream, wogegen die Gasfuzzys aus den USA wiederum Sturm laufen.

Es hat den Anschein, dass eine der Hauptkomponenten des Kalten Kriegs wiederkehrt,  die Politik durch Drohung.

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Nun ist es nicht so, dass die EU keine Macht und keinen Einfluss hätte, aber sie wendet unverhältnismäßig viel Kraft auf, um die innere Balance zu halten. Das ist nicht viel anders als im ersten Jahrhundert der USA, und bis heute. DAS BERUHIGT KEINESWEGS; ES IST AUCH NICHT NORMAL: Warum sanktioniert man die Klerikofaschisten der PiS oder die Faschisten um Orban nicht? Die EU ist mehr gefährdet, wenn man diese Kräfte im Inneren wirken lässt – Demokratie als Tarnung, Einstimmigkeit als undemokratische Norm – als wenn man bestimmte Prinzipien bedingungslos und andere bedingt durchsetzt.

Aber dagegen spricht auch, dass wir – in Deutschland, in Österreich, im EU Norden, im globalen Norden – ja nicht frei von dem sind, was wir dem europäischen und globalen Süden vorwerfen, oft noch nicht einmal ansatzweise empirisch nachweisbar. Deutsche Korruption, deutsche rechtsradikale Unterwanderung der Sicherheitsorgane (nicht nur Hessen), deutsche Geldverschwendung (bis ins Kabinett hinein), Deutsches Bildungsversagen etc. – alles DEUTSCH. Und deshalb zu Recht von Italien oder Griechenland kritisiert werden. Was wiederum nicht heißt, dass man in diesen Ländern nichts kritisieren dürfte, im Gegenteil, aber dann muss man sehen, was von diesen Missständen auch uns wieder satte Profite gebracht hatte usw.

Ausweglos? Keineswegs. Aber auch nicht hoffnungsvoll.

Seit langem verfolgt mich ein Widerspruch: noch nie – zu meinen Lebzeiten jedenfalls – hat es derart viele und gute Analysen des gegenwärtigen Spektrums weltpolitischer, global kultureller, wirtschaftlicher Situationen gegeben. Und noch nie war ihnen eine gewisse Folgenlosigkeit geradezu emblematisch eingeschrieben. Bewegungen hingegen – die gibt es, auch bei uns – haben Situationen bewegt – Fridays for Future, Black Lives Matter – und werden von den anscheinend drängenderen Aktualitäten – CoVid – verdrängt. Immer wieder die Vertauschung von Anlässen und Ursachen; sind wir so blöd? Wohl ja.

Warum so wenig Ungeduld? Weil die meisten gar nicht glauben, dass die Klimakatastrophe nicht umkehrbar ist. Weil die meisten nicht daran glauben, dass sie auf das Virus anfällig wären oder für Altersarmut. Drei Beispiele, die nicht auf der gleichen Ebene sind. Aber das zu erkennen, braucht nicht nur Bildung, sondern auch einen Blick dafür, wo in welcher Situation auf dieser Welt man sich befindet. Finis terrae im Anzug, und man plant sanfte Energiedrosselung bis 2050. Wenn es zu spät sein wird, darf es auch globale Coronaparties geben. Aber wir werden sie nicht mehr erleben.

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Das alles ist nicht neu, nicht originell.  Ich schreibe es auch nicht hin, um jemanden zu beruhigen (nichts Neues) oder zu beunruhigen (es ist bald zu spät). Aber ich kann mir vorstellen, dass es zur Lebensqualität beiträgt, doch etwas zur Veränderung beizutragen, und da kann man sich vielleicht aus der nationalen Umklammerung etwas befreien und mehr als einen Gegner des freien Europa identifizieren. DEN Konflikt müssen wir ohnehin aushalten, aber je früher desto besser.

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