Gottes Urteil, des Teufels Reim darauf

Dass Religion die Freiheit einschränkt und nicht erweitert, ist die Wirklichkeit. Wenn die Religion die Wahrheit verkündet, ist es die Wahrheit für die Gläubigen, die sich dieser Wirklichkeit entziehen wollen und dadurch können, glauben sie. Wer nur glaubt, muss nichts wissen, und wer nichts wissen kann und will, der muss nichts sehen, hören, sagen und denken.

Im Iran wurde schon der zweite Mensch hingerichtet, weil er Gott beleidigt hat. Was für ein Gott, der sich durch ein diktatorisches Gericht Beleidigtsein zusprechen lässt und dann eben dieses Gericht zum Morden ermächtigt. Bitte, das ist nicht nur der Islam unter Chamenei oder der Islam in anderen Ländern, das war bis vor kurzem christliche Praxis und ist überhaupt dem Monotheismus näher als der Vielgötterei, wo oft die eine Gottheit die Menschen aus den Klauen einer anderen befreit.

Natürlich setzen sich auf diese Erkenntnis andere diktatorisch gesinnte Menschen und reden jetzt, z.B. im Iran, den Shah wieder herbei, als ob der besser gewesen wäre.

Man muss seine Literatur nicht mögen, aber man sollte sein Denken und seine Klarheit annehmen:

  • Salman Rushdie hat über die Freiheit nachgedacht und geschrieben: Sprachen der Wahrheit. Texte 2003–2020 (Languages of Truth). Bertelsmann, München 2021, ISBN 978-3-570-10408-8 hat der DLF am 11.12.2022 um 9.30 einen Essay über die Freiheit in guter Übersetzung gebracht.

Abgesehen davon, dass sich vieles zu Wahrheit und Wirklichkeit mit meinem neuen Buch zum Mythos, (Feb. 2023) deckt, und abgesehen von der Unvergleichlichkeit seines ständig bedrohten Lebensschicksals, ist mir ein Punkt wichtig. Man soll, wir sollen, die europäische, durch die Aufklärung formulierte FREIHEIT, die sich auch gegen den Zwang durch die machtvollen christlichen Kirchen richtete, nicht mit der amerikanischen Freiheit, die ja als FREIHEIT DER RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN begonnen hatte, vergleichen und verwechseln. Man kann das ausweiten, globalisieren.

Die Kritik am Gott und den Göttern der Diktatoren ist keine Kritik am Glauben, in dem jeder einzelne Mensch seinen Weg finden kann. Aber die Religionskritik gehört auch nicht dem Teufel, sondern uns.

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