“Why is it necessary to build such a system? Democracies do not become Nazi countries in one day. Evil progresses cunningly, with a minority operating, as it were to remove the levers of control. One by one, freedoms are suppressed, in one sphere after another. It is necessary to intervene before it is too late. A conscience must exist somewhere which will sound the alarm in the minds of a nation menaced by this progressive corruption, to warn them of the peril.”
Pierre-Henri Teitgen, former resistant, 1949 (in: ESI, 16 May, 2023)
Seid bloß politisch korrekt. Sagt nicht N, wenn ihr noch Neger oder Nigger gelernt habt, richtig so. Sagt nicht F, wenn ihr Fuck sagen wollt, auch das muss nicht sein. Aber seid auch nicht F-feige, N-nichtwissend.
Ich meine, dass faschistische und (neo)nazistische Bewegungen um sich greifen, nicht nur in autoritären Staaten wie der Türkei oder Ungarn, nicht nur in Diktaturen wie Russland, auch innerhalb von Demokratien gibt es die F und N Entwicklung, sie wir nur selten so gesagt, von den meisten Medien, auch liberalen, verharmlost.
Wie wurden wir 1968 von rechts angegriffen, wenn wir das nicht nur im Untergrund fortlebende Erbe des Nationalsozialismus angegriffen – anstatt dass man unsere Fehler kritisierte, WIE wir das konstruiert haben. Heute ist das Koordinatensystem anders, weil sich hinter nicht-trivialen rechts-links Designs meist einander ergänzende Demokratiezersetzung ausbreitet, die nicht durch den liberalen Radikalismus der Mitte in Schach gehalten.
Ernst Jandl:
„Manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!“ (https://gutezitate.com/zitat/223511)
Nun ja, der Putinfreund Schräder mit den AfD Nazis in der Russischen Botschaft, das ist bloß die Oberfläche. Tiefer sitzt die Bereitschaft, das alte Muster aufleben zu lassen, links sei, wer faschistische und stark kapitalistische Entwicklungen ablehnt und kritisiert, und rechts ist, wer Faschismus noch immer anti-kommunistisch kleiner redet. Werch ein Illtum.
Nicht hinschauen. Der Pöbel arbeitet sich an den Grünen ab, und man hat die Heizungspolitik so wenig verstanden wie die Kritik an den Verkehrsplänen des Betonkopfs Wissing. Ist ja egal, wenn unsere Enkel ersticken. Der Pöbel, gar nicht nur in den Dilktaturen, arbeitet für die Verzaunung der EU Außengrenzen, aber die Festung Europa gibts nicht, wenn wir doch den Ansturm wirtschaftlich und waffenliefernd selbst produzieren und provozieren.
Das alles kann man genau und differenziert nach-denken und nach-lesen oder anschauen. Aber im Reden, genauer: im Sagen des Richtigen, im Vorzug der Wirklichkeit vor den verkündeten Wahrheiten, kann man schon etwas deutlicher sein. „Rechtsnational“, „nationalkonservativ“, „extrem religiös“…das sagt dem Volk nichts, und der Pöbel zieht sich diese Begriffe lieber an als die Wirklichkeit, z.B. der letzten italienischen Regierung vor Meloni, z.B. der letzten Regierungen vor den heutigen Netanjahu, Orban etc. Auch in noch einigermaßen stabilen Demokratien wie Österreich gewinnt der faschistische Pöbel an Boden, aber so darf man das nicht sagen? Ich denke, man muss. Und in Deutschland? Wenn es um die knappe Kante gegen die AfD geht, sieht man schon die Schwäche von eigenen Positionen, z.B. https://www.berliner-kurier.de/berlin/nach-afd-beinahe-wahl-zoff-zwischen-cdu-und-spd-eskaliert-li.348870 (16.5.).
Mir gehtes hier nicht um die Analyse, die kann man auf die Schnelle nicht machen, soll man auch nicht.
Aber die Scheu vor dem F und N Vergleich ist gefährlich. Alles, was nach N und F aussieht, ist ja doch nicht annähernd mit den NaziKZs zu vergleichen, oder? Dabei schwingt ein gefährliches Wort mit: NOCH. Und der Putin-Vergleich, eher mit N als mit F, hat viel mit der oben beschriebenen Konfrontation des dogmatisch inhaltsleeren AntiFaschismus links und AntiKommunismus rechts zu tun.
Ein Apercu: als ich Unipräsident war, vor wirklich vielen Jahren, gab es eine Studigruppe, die sich „Anti“ nannte. Prinzipielle Gegnerschaft kann einen stützen oder gefährden, aber sie erklärt fast nichts.