SZ 1.3.203: Ein Bericht über den italienischen Minister Plantedosi, der die afghanischen Opfer der unterbliebenen Rettung aus Seenot auch noch verspottet. (S.2). Es wird systemisch erklärt, die Personen in dem faschistisch geführten Regierungsclan sind Nebensache. Das ist wichtig, weil die meisten PolitikerInnen und ihre Pundits beim Eurofaschismus wegschauen. Dazu habe ich mich mehrfach geäußert. Heute rufe ich wieder Afghanistan auf.
Scheinbar ist es eine Ewigkeit her, dass der Krieg um Afghanistan für den Westen verloren gegangen war, 2021, mit den USA als Verlierern, und Deutschland im Gefolge. Es ist eine ganz schwierige Formulierung, weil es ja seit 2001 kein Krieg gegen Afghanistan, auch keiner des Westens gegen die Taliban, auch keiner gegen die afghanische Korruption war, – und doch war es Krieg. Und davor auch, und die Beteiligten, in unterschiedlichen Konstellationen haben das in der Regel nicht so gesehen und bezeichnet. Die eigentliche Niederlage war deshalb keine militärische, sondern die Demokratie, die 2001 hätte entstehen können und sich festigen, hat verloren. Dass die USA, die NATO, Deutschland usw. daran beteiligt waren, ist nur eine Seite, die andere lässt viele andere Nationen, Machthaber und Strukturen aufzählen. Aber es hilft nichts, wegschauen kann man nicht, die Taliban herrschen und die Reaktionen seit 2021 sind nicht strukturiert und weder logisch noch unlogisch, sondern zerfasert, weil man sich Vorgeschichte nicht annimmt.
Ich habe dazu viel gearbeitet und geschrieben, aber um eine weitere differenzierte Analyse geht es mir heute nicht, weil die einfachsten humanitären Grundsätze oft angewandt werden müssen. Auch wenn sie sich nicht auf eine komplette Erklärung berufen können. Es geht um Afghaninnen und Afghanen, die aus ihrem Land flüchten, wenn sie das bei der islamisch getünchten Diktatur noch können, um ihr Leben und ihre Würde zu retten, Frauen mehr noch als Männer, Kinder mehr noch als alle anderen. Und da stoßen sie zunehmend auf den Widerstand des demokratischen Westens, der selbst an diesem Desaster mitschuld ist, durch den Aufbau der Festung Europa gegen weitere Asylsuchende und so genannte „illegale“ Asylsuchende, d.s. in der Regel solche, die man nicht in den Arbeitsmarkt eingliedern kann. (Das schreibe ich, obwohl Deutschland und einige andere europäische Länder tatsächlich viel für AsylbewerberInnen aus Afghanistan getan haben; das Problem ist, dass vielleicht doch etliche Methoden der Aufnahme und menschlichen Rehabilitierung nicht angemessen waren und sind). Menschen aus Afghanistan werden weniger offen, weniger umfassend, weniger „strategisch“ empfangen, sie werden negativ ausgespielt gegen die zu Recht bevorzugten Geflüchteten aus der Ukraine, also Opfer des russischen Angriffs, aber sie werden dadurch nicht als notleidende Menschen nicht gleichbehandelt. Die Fluchtursachen werden oft geteilt in politische, die humanitär strukturiert werden, und wirtschaftliche, die bei allem Verständnis sozial abgelehnt werden.
Die Berichterstattung über die grausigen Umstände in Afghanistan ist wieder verblasst, „wir“ können nicht wirksam eingreifen, und dort verhungert ein Volk unter der Knute eines religiös verbrämten Irrsinns, der natürlich nicht nur in Afghanistan herrscht und sich auch nicht auf den Islam beschränkt.
Die Toten im Mittelmeer sind nicht die letzten Geflüchteten, die unter der unmoralischen Verdrängungspolitik der faschisierenden Festung Europa gestorben sind und weiter sterben werden. Die Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern verstärken nur die Erwartung illegaler Flüchtlingsmengen – die kommen doch wieder, wenn man die Situation in ihren Herkunftsländern nicht nachhaltig verbessert, und dazu ist die wirtschaftliche Seite der politischen Ökonomie noch immer nicht hinreichend bereit. Auch aus dem reichen Deutschland nicht (=wir).
Nachsatz: Es gibt die Enquetekommission, den Untersuchungsausschuss, es gibt eine schmale aber wichtige Berichterstattung (AAN) und es gibt tatsächlich humanitäre Hilfe. Das sollte man positiv vermerken, ABER es fehlt das Bewusstsein in der Gesellschaft, dass die Geflüchteten aus Afghanistan nicht eine beiseite gedrängte Kategorie von Asylsuchenden sind, sondern hier bei uns leben sollen und leben können.