Poly Mono Monopoly

Na endlich. Die ZEIT, unsere fortschrittlichste Wochenzeitung, hat das Ende der Monogamie theoretisch, empirisch, normativ eingeläutet. Selbst des fremden Blindgängers Seehofers Ausflüge ins Andere haben seiner Ehe nicht geschadet, und überhaupt, lasst sie doch… Dass nur die Gossenpresse sich über eheliche Untreue echauffiert, ist ja auch gut, sonst stünden ja nur Kochrezepte und Kreuzworträtsel drin.

Anthropologisch und psychologisch wird allerdings zur Monogamie und sexuellen Treue nichts Gründliches erklärt, ist auch besser so. Denn dann müsste man über Geschlechterverhältnisse, Macht, Missbrauch, #MeToo, und die Weltliteratur schreiben, – wozu ein Journal weder Umfang noch genügend Adressaten hat.

Wollt ihr lachen:

Hogamous, Higamous,
Man is polygamous,
Higamous, Hogamous,
Woman is monagamous.

https://quoteinvestigator.com/2012/03/28/hogamous/ (n+1 Herkunftsgeschichten, viele mit Drogen). Auch muss man berechnen, wie viele Paarungen auf diese Weise tatsächlich zusammenkommen. Und das gilt nicht nur für Sex.

Dass sich die verschiedenen Aufsätze allerdings auf das Verhältnis von Mann und Frau konzentrieren, ist zwar pikant, aber eng. Ich schreibe jetzt einmal über erweiterte Monogamien.

  1. POLITISCHE MONOGAMIE

Die Verbindung konservativer und (neo)liberaler Parteien mit der Mitte. Damit ist ein Abgrenzung gegen die extremistischen oder radikalen linken und rechten Ränder gemeint. Weniger Begabte, wie Ziemiak und AKK lesen aus dem CDU Beschluss Äquidistanz zwischen Linkspartei und den Nazis von der AfD, und sie behaupten, Beschluss sei Beschluss und deshalb verbindlich. Dass sie die Demokratie nicht verstehen …. Gebongt. Dass sie aber die geschichtlichen und die gegenwärtigen Analogien und Differenzen nicht wahrnehmen, begünstigt die Nazis. Vgl. Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord. Verlag der neuen Gesellschaft, Berlin-Fichtenau 1922, und dazu den sogenannten Gewerkschaftsführer Rainer Wendt, den Jahre lang geduldeten Verfassungsschützer Maassen, und bis vor Kurzem Herrn Seehofer. Die Mitte ist kein Punkt, sondern nach rechts fluide und aufnahmebereit. Die „linke Mitte“ hat immer instabile Koalitionen wegen zu großer Überschneidungen in vielen Politikfeldern, die „recht Mitte“ ist rechts und dort, wo man leicht treu sein kann, weil man die Ausflüge der Partner in die radikalen Freudenhäuser gern übersieht. Solche Ehen sind haltbar.

  • KULTURELLE MONOGAMIE

Meist in die Nähe politischer Korrektheit gerückt, und deshalb schon akzeptabel gemacht. Damals: Wer für die Beatles war, durfte nicht für die Stones sein, und heute das Ewige:  waaas? DIE gefällt dir? Durchzieht die Geschmäcker. Nun soll man nicht über Pluralismus reden, wenn man Vielfalt meint. Aber die Verstümmelung des Geschmacks durch moralische und politische Vorgaben ist umso bemerkenswerter, als sie ja Urteilskraft und Kritikfähigkeit gleichermaßen auf die Probe stellt. Danach dürften wir einerseits, weil es eine schlechte Serie ist, nie Tatort gesehen haben oder Sportschau oder Shopping Queen, andererseits uns aber über die Gebührendiskussion aufregen, weil so viel Mist aus den Gebühren gesaugt wird: (das regt mich bei jeder Gebührendiskussion auf). Aber die tollsten Sachen sind ja die von Korrektheit gesäuberten Shakespeares, Nabokovs, und sonstigen in die Nähe von Sex gerückten Kulturleistungen, die uns sozusagen einen geschlechtsübergreifenden Oberlippenbart in die Geschmacksseele wachsen lassen und –  wo bleiben wir? Beim Treueversprechen der Regie, immer das Gleiche anzubieten, damit alle Dieselben bleiben.

  • ALLE ANDEREN MONOGAMIEN

Das ist ein Blog und keine Philosophie-Einführung, obwohl ja Ratgeber monogamistisch sind, und immer nur eine korrekte Verhaltensweise anpreisen. Monogamie ist eine Form von Bindung, die man eingeht oder nicht; Motive, Trieb- und Push/Pull-Elemente schieben einen immer wieder zur Alternativlosigkeit im Anspruch, auch wenn er nicht durchzuhalten ist oder man ihn gar nicht durchhalten will. Das ist bei Kunst genauso wie bei Sex, Beziehungen und anderen Bindungen. Der ZEIT sei Dank, dass sie diese Pandorabüchse aufgemacht hat.

Gesetze, Moralisieren, Religion und Diktate nutzen nichts. Wie einer der guten Philosophen sagt: Politik ist nicht Meinung, sondern Denken. Auch wenn man noch so gern will, einiges läßt sich nicht erinnern, sondern nur denken, mono oder poly…

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