Verharmlost euch nur…

Das ist eine schlechte Woche für mich, weil sehr viele Todestage und andere unglückliche Erinnerungen sich zusammenballen. Schlimm genug, aber: so ein Wochenende und so ein Montag…das lässt einen an die  LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT (Karl Kraus) denken:

In diesem Drama dauert es auch fünf lange Akte und einen Epilog, 55 Szenen, bis es soweit ist. SO WEIT: Die letzten Zeilen –

               Ruhe

               STIMME VON OBEN

               Der Sturm gelang. Die Nacht war wild.

               Zerstört ist Gottes Ebenbild!

               Großes Schweigen

               DIE STIMME GOTTES

               Ich habe es nicht gewollt.

Wir sind vielleicht erst im IV. Akt, haben noch einiges vor uns. Das ist vielleicht für viele, die heute leben oder die das jetzt lesen, gut, besser als für die, die zum Beispiel erleben, was in dieser Woche angerichtet wurde…ein Auswahl: Netanjahu trifft Pompeo und den Saudischen Kronprinzen: der kleine Gauner aus Israel trifft den großen Gauner aus USA und den Veranstalter des Kashoggi Mordes. Während dessen treffen sich auf dem Bildschirm die G20 Größen, manche bemüht, manche weniger, nur Herr Trump geht Golf spielen. Wir hören, dass Corona den CO2 Ausstoß nicht verringert hat. Wir lesen, dass sich eine Coronaleugnerin (Jana aus Kassel) und Impfgegnerin mit Sophie Scholl vergleicht.

Das alles eingebettet in eine Politik, die mehr oder weniger schlecht oder gut mit Corona umgeht, die schlecht mit dem Klima umgeht, die schlecht mit den Menschenrechten umgeht, die anscheinend nur weiß, was sie heute tun muss, aber nicht was morgen daraus folgt.

Dies ist weder genörgelt noch der fällige Hinweis, dass Opposition  kritisieren darf ohne gleich zusagen, wie sie alles besser machen wird. Ich meine gar nicht einzelne Maßnahmen. Ich brauche auch keinen Gott, um das Überleben des Ebenbildes in der Generation meiner Enkelinnen zu beschwören (obwohl man sich in Kirchen leichter infiziert als im irdischen Raum).

Mir geht’s nicht um die Religion, aber „Es gibt eine Anordnung des Bischofs von Bergen (Norwegen) und des Domkapitels zur Bekämpfung einer nicht genauer beschriebenen Pestepidemie von 1445, deren Beginn unklar ist. Es handelt sich um Messen, Almosen, Prozessionen, Fasten und Altargang über fünf Tage. Solche Maßnahmen waren zur Pestbekämpfung europaweit üblich. Besonders die Messen und Prozessionen trugen zur Verbreitung der Pest bei. Erst 1498 untersagte man in Venedig beim Auftreten der Pest alle Gottesdienste, Prozessionen, Märkte und Versammlungen.“  (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Pest#Mittelalter).

Also, was tun? Liebe Leserinnen und Leser, macht doch zwei Übungen a) vervollständigt die Liste der Schrecklichkeiten dieser Woche und b) schreibt als Kommentar, was ihr denkt, dass zu tun sei. 

Ich will das nicht, und es geht mir schon lang nicht mehr um Corona oder den üblen Nachgeruch von Donald Trump.

Meine These ist, dass nicht nur durch den globalen, disparat auftretenden Faschismus die Schrecken der Vergangenheit dort verharmlost werden, wo sie zu Vergleichen wie von Jana aus Kassel herangezogen werden, sondern dass die Zukunft verharmlost wird aus der stumpfen Selbstgewissheit, unsere Enkel werden sie schon ausfechten und bestehen. So ein Quatsch.

Wie lange werden wie viele bei Erderwärmung 2° C plus wie leben?

Wie werden die sich häufenden Globalisierungseffekte noch die neuen Kriege (Klima, Essen, Umwelt) abfedern können, bevor die notwendig sich entwickelnde Fluchtwelle die letzten Reservate besserer Lebensmöglichkeiten, also bei uns, zudecken?

Die Antworten darauf  sind nicht das blöde „Die Wirtschaft“ müsse erst gerettet werden, um uns die Ressourcen zum Handeln zurückzugeben, und nicht ein Impfstoff nach dem andern, es bleibt ja nicht bei CoVid.

„Die“ Wirtschaft, also die korrupten Autovorstände, die Glyphosat-Verbrecher, die Kohlengangster usw. gibt es nicht. Dafür war der GRÜNE PARTEITAG eine gute Lektion. Mag sein, dass wir ein paar fundamentalistische Klimaschützer als Abspaltung bekommen, nur werden die nicht regieren. Habeck hat Recht, Kretschmann hat Recht, Baerbock und die andern, die sagen: du musst legitime Macht haben, um etwas anderes durchzusetzen  als diese Wirtschaft zu retten. Eine  andere Wirtschaft hat aber auch andere  soziale Folgen, und eine andere Politik muss endlich die Kultur aus den freiwilligen Leistungen herausholen, in die sie gepfercht wird, damit Olaf Scholz  seine Schulden an  die Wähler verteilen kann, und eine andere Politik muss die Schulen und Universitäten endlich so klug gut machen, dass es nicht bei der Verharmlosung der Zukunft bleibt.

Sonst wird ein M.A. oder gar ein Doktorat vergeben dafür, dass man die Welt ohne Menschen realistisch beschreibt. Überprüfen kanns ja dann der liebe Gott, der das auch wieder einmal nicht gewollt hatte.

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