Die größte Schwäche der so genannten Realpolitik ist das Ausrufen der Alternativlosigkeit an falscher Stelle und das Anrufen des abstrakten Rettenden, wo man meint, die Gefahr sei am Größten. „Dazwischen“ kann man so handeln, als wäre vieles normal.
Normalitätspolitik kippt vieles über den Rand in den Abgrund. Dier afghanischen Schutzsuchenden – nach hinten gedrückt; die syrischen – schon fast vergessen; die paar Jahre der Überlebenssicherung im Klima – jetzt einmal noch nicht wirklich etc.
Viele haben resigniert, weil sie glauben, wir – die sich für die „Menschheit“ halten, hätten bereits den Endpunkt der Einsicht in die Wirklichkeit und die Notwendigkeit erreicht. Wenn wir die 2° nicht binnen zwanzig Jahren halten, stimmt das vielleicht sogar, aber nicht, was Gesellschaft, Handeln, und die Potenziale betrifft, sollte die Menschheit wirklich überleben. Wollen wir aber überleben, dann empfiehlt es sich, mehrspurig den Tag und die Nacht hinzubringen, den Krieg nicht auszublenden und die Wirklichkeit, von der aus wir ihn wahrnehmen, kommentieren und für uns Konsequenzen ziehen. Nur wer an das Ende der Evolution (lacht heute noch über das Ende der Geschichte?) glaubt, ist zugleich überheblich und dumm. Oder jenseitsorientiert.
Wir lernen zum Überleben etwas dazu, wenn wir etwas tun. Das, was wir tun können und was wir unterlassen sollten, steht in den letzten Blogs. Wenn ihr die lest, dann seht ihr ja, wie wenig ich über die Zwischenräume schreibe; aber in denen leben wir auch, und sie sind zum Überleben weit genug, hoffentlich noch.
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Nach einigen Regenschauern kann man auf etwas Entlastung hoffen, nicht wahr? Quatsch. Brandenburg versteppt absehbar, mit und ohne Gewitter. Diese Verödung wird auch dann eintreten, wenn wir den Klimawandel überleben, ihn überstehen. Die Evolution kann weitergehen, auch wenn die Lebensbedingungen und Umstände schlechter werden. Jetzt bereits resignieren, wie das die Neoliberalen, die alten und neuen Faschisten, die Identitären u.ä. gerade deshalb tun, weil sie nicht an das Überleben denken, jetzt resignieren geht nicht. Nicht nur unsere Kinder und Enkelinnen werden es wahrscheinlich schlechter haben als wir bisher, auch wir. und die Verteilung der Ungerechtigkeit wird zu neuen globalen Verdüsterungen führen, und darin zu überleben wird vielleicht Science Fiction und düstere Prognosen verbinden.
Also: die einen Dinge, spenden, helfen, beraten, unterrichten, ernähren etc., wie gesagt, weiter tun und eigene Reduktionen dafür vornehmen – bitte sagt nie „opfern“ oder gar hier unseren Wohlstand einschränke. Nicht erst im allgemein Sterben sollen die Menschen gleich werden, das ist auch noch nicht zu Ende. Die andern Dinge: nicht Atlas spielen und die ganze Welt auf den schmalen Schulterchen tragen, Menschlein, und darüber dei der Jause reden, die Kommentare kommentieren, die Hoffnungen sezieren, auf der eigenen Spur immer weiter im Kreis reiten, bis sie wie eine Autobahn ausschaut. Weiter so heißt eben nicht weiter SO. Auch so kann man Lampedusa lesen: man muss die Dinge ändern, damit sie die gleichen beiben. Nur, welche Dinge, Umstände?
Wir können die Evolution an die künstliche Intelligenz abtreten, eine Option (Harari). Wir können an Leben jenseits des Sterbens glauben (einfach), aber mit unserem subjektiven Bewusstsein (Unsinn); wir können die kleinen Zwischenräume gegen die Resignation abdichten, dazu gibt es nur keine Didaktik, keine Pädagogik, und wenig brauchbare Ratgeberliteratur.
Solange uns der Krieg nicht selbstzerstörerisches Verhalten aufzwingt, ist es besser ausgeschlafen an den Alltag zu gehen, sonst kann man nicht helfen, nicht sich aufs überleben einstellen sondern nur resignieren: das heißt, man unterschreibt die eigene Entmündigung. Die fängt bei manchen schon damit an, dass sie keine Blumen mehr anschau-en oder gar pflanzen, dayss im Umgang mit den andern jede Form der Gefühle dem Weltuntergang opfern, und Gottbehüte, nichts mehr denken oder erzählen, zu dem andere oder man selber lachen kann. Hier gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten…wer mit tödlicher Resignation das Wiener „Kannst eh nix machen“ VOR das „Da muss was geschehn“ setzt, begrenzt sich selbst.
Das ist nicht abstrakt. Wir erleben das Entweder-Oder des Verhaltens geistig resignierter und psychisch angstvoller Personen dort, wo andere sonst befürchten würden, die nähmen die Klimakrise oder die Ukraine nicht ernst. (Das ist die Hybris, sich als den Mittelpunkt der Welt zu sehen).
Vorschlag: macht zwei Listen, je eine für die beiden vorgeschlagenen Handlungsbereiche. Und fragt euch, zu welchen Zielen ihr auch noch etwas an euch entwickeln könnt. (Leider doch belehrend, aber die Didaktik im Überleben kann man so ganz kurz zusammenfassen). Auch helfen kann man lernen, nicht nur Trinkwasser bei- Zähneputzen sparen.